Regionalmanagement Thüringen Bogen:
Am 14. Oktober feiert Rudi Weisheit seinen 80. Geburtstag. Vom Hochseil hat sich der Artist schon vor zwölf Jahren verabschiedet und die Geschicke des Familienunternehmens in die Hände seiner beiden Söhne Peter Mario und André gelegt. Trotzdem verfolgt er dessen Entwicklung mit großem Interesse. Wenig verwunderlich, hat er doch 37 Jahre lang gemeinsam mit seinen Geschwistern Marlies, Ingrid und Heino die Verantwortung getragen. Unter dieser Leitung ist das Unternehmen gewachsen und letztlich zu dem geworden, was es heute ist: Eine Hochseiltruppe von Weltruf.
Als Rudi Weisheit 1973 vom Vater das Unternehmen übernahm, zogen die Artisten von Dorf zu Dorf und begeisterten das Publikum. Schritt für Schritt modernisierten die Geschwister den Familienbetrieb. Das betraf auch die Show, so dass mehr und mehr große Städte den Tourneeplan bestimmten. Eine Entwicklung mit stetem Aufwärtstrend, die dem Jubilar den Kunstpreis der DDR einbrachte. Obwohl er niemals Mitglied der SED war. Stellten in der DDR immer wieder Engpässe bei Material vor Herausforderungen, gab es nach der Wiedervereinigung Deutschlands plötzlich ganz andere Probleme. In der Fachwelt waren die Hochseilartisten aus Gotha wohl bekannt, ihre künstlerische Qualität unumstritten. Doch für Veranstalter in den alten Bundesländern waren sie ein unbeschriebenes Blatt.
Verträge, so wie sie Rudi Weisheit seit 1973 mit Veranstaltern schloss, waren nicht mehr so einfach zu bekommen. Bevor er Verantwortung übernommen hatte, kassierten die Artisten nach der Show selbst ab. Das war viel zu zeitaufwendig. Sich einen Veranstalter zu suchen, der die Kosten übernahm, erwies sich als ausgesprochen praktikabel. Nach 1990 anfangs jedenfalls als schwierig. „Wir sind ja nicht wie andere Artisten in den Westen gereist“, erinnert sich Sohn Peter Mario Weisheit, „erst 1987 durften wir zu einem Auftritt nach Österreich.“ Während übrigens Vater Rudi als Botschafter des Landkreises Gotha fungierte, ist Sohn Peter Botschafter des Thüringer Bogens.
Glücklicherweise bekamen die Geschwister Weisheit im Holiday Park dann endlich den ersehnten Vertrag. Dort bestaunte Tag für Tag das Publikum die Hochseilshow der Artistenfamilie. Und sie hatte genügend Zeit auch zum Üben, so dass sie wieder die berühmte Siebener-Pyramide einstudieren konnten. Diese wagten keine anderen Hochseilkünstler in Europa. Dadurch und die Qualität ihrer Auftritte im Holiday Park machten sich die Gothaer Künstler nun auch bei Veranstaltern einen Namen. Und die Erfolgsgeschichte der Familie wurde nun auch im wiedervereinigten Deutschland fortgeschrieben.
Dass die Corona-Pandemie auch die Geschwister Weisheit in Bedrängnis brachte, weil zwei Jahre kaum Auftrittsmöglichkeiten zu finden waren, hat den Seniorchef belastet. Dass letztlich der Landkreis Gotha und der Ilm-Kreis dafür sorgten, dass die Artisten Arbeit bekamen, sieht Rudi Weisheit als Wertschätzung seiner Arbeit. Dafür stehen auch die Auszeichnungen, die er entgegennehmen durfte, nämlich die Ehrenmedaille der Artistik in Gold, den Thüringer Verdienstorden und den Sonderpreis der internationalen Jury beim 35. Zirkusfestival in Monte Carlo.
Gelegentlich reisen Rudi und Traudl Weisheit mit ihrem Campinganhänger zu Tourneeorten nach, bleiben ein paar Tage und freuen sich, wenn das Publikum die Auftritte der Geschwister Weisheit begeistert feiern. Dann sieht der 80-Jährige seine Arbeit bestätigt. Vor allem, wenn der Familiennachwuchs aufs Seil steigt.
Bild: Rudi und Peter Mario Weisheit zusammen mit Landrat Onno Eckert | © Klaus-Dieter Simmen