TU Ilmenau:
Schneller, verständlicher und emotionaler, so wollen Bürgerinnen und Bürger in künftigen Krisensituationen von Behörden und Medien über die aktuelle Lage informiert werden – und sich dabei im Sinne eines echten Dialogs selbst mit ihren unterschiedlichen Wissensständen und Wertvorstellungen einbringen. Das ist das Ergebnis des Forschungsprojekts „MIRKKOMM – Multimodalität in der Risiko- und Krisenkommunikation“, das heute im Berliner Bundespresseamt vorgestellt wurde. Im großangelegten Verbundprojekt unter Leitung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hatten Fachleute aus Kommunikations-, Medien- und Rechtswissenschaft, darunter die Internationale Forschungsgruppe Krisenkommunikation an der TU Ilmenau, am Beispiel der COVID-19-Pandemie untersucht, wie gut Wissenschaft, Medien und Behörden die Bevölkerung in Krisenzeiten erreichen. Auf der Abschlussveranstaltung diskutierten sie anhand der Projektergebnisse, wie öffentliche Institutionen die Kommunikation in langanhaltenden Krisen weiter verbessern können.
Drei Jahre lang untersuchten die Forschenden der TU Ilmenau im MIRKKOMM-Teilprojekt „Behörden“ die Kommunikation während der COVID-19-Pandemie speziell aus Sicht staatlicher Akteure auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene. In einer ersten Studie befragte die Internationale Forschungsgruppe Krisenkommunikation um Prof. Martin Löffelholz dafür im Frühjahr 2024 in 55 Leitfadengesprächen 71 Vertreterinnen und Vertreter der öffentlichen Verwaltung. Parallel begann im März 2023 die repräsentative Befragung von Verwaltungen und Gesundheitsämtern der 294 Kreise, 106 kreisfreien Städte und etwa 416 Gesundheitsämter in Deutschland.
Ausgehend von den Erfahrungen während der Corona-Pandemie konnten wir damit erstmals solide erfassen, wie die Kommunen in Deutschland sich auf künftige Großkrisen kommunikativ besser vorbereiten können,
erklärt Martin Löffelholz. Insbesondere das kommunale Krisenmanagement, so das Ergebnis der Forschenden, benötige mehr Aufmerksamkeit von übergeordneten Ebenen:
Es sind die Kommunen, die die Maßnahmen am Ende vor Ort umsetzen müssen und als Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger fungieren.
Für das Management künftiger Krisen seien deshalb insbesondere klare Zuständigkeiten und stärkere bidirektionale Kommunikationskanäle notwendig, um einen echten Dialog zwischen Behörden und Bürgerinnen und Bürgern sicherzustellen.
Weitere Teilergebnisse hatten Martin Löffelholz, Kathrin Schleicher und Johanna Radechovsky von der Internationalen Forschungsgruppe Krisenkommunikation unter anderem bereits auf den Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft und der International Association of Media and Communication Research in Lyon, Frankreich, vorgestellt. Andere Untersuchungen von Projektpartnern konzentrierten sich auf das interne und externe Wissensmanagement, die Social-Media-Kommunikation und Fragen der rechtssicheren Kommunikation in Krisen.
Das MIRKKOMM-Projekt wurde vom BfR koordiniert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Beteiligte Projektpartner sind das Karlsruher Institut für Technologie, die Technische Universität Ilmenau, die SRH Berlin University of Applied Sciences sowie die Europa-Universität Viadrina. Als Praxispartner unterstützte die mecom Medien-Communikations-Gesellschaft mbH, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Presseagentur dpa, das Projekt.
Alle Ergebnisse und wissenschaftlichen Veröffentlichungen des MIRKKOMM-Projekts sind auf der MIRKKOMM_Projektseite zu finden.
Kontakt
Prof. Martin Löffelholz, Direktor Internationale Forschungsgruppe Krisenkommunikation und Fachgebietsleiter Medienwissenschaft
Bild: Wie lassen sich künftige Krisen besser bewältigen? Diese Frage stand auch im Zentrum der Ausstellung #KRISENALLTAG, die im Rahmen des MIRKOMM-Projekts entstand und 2023 im Museum für Kommunikation Berlin zu sehen war. | © BfR
Quelle: UNIonline: Kommunikation in Krisenzeiten: Echter Dialog erwünscht