Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Kreishandwerksmeister, sagt Tino Nöhrhoff, sei ein Vollzeitjob im Ehrenamt. Mithin für jemanden völlig ungeeignet, dessen Arbeitstag ohnehin nach acht Stunden lange nicht zu Ende ist. Als Unternehmer ist der Tambach-Dietharzer genau so einer. Und er ist seit Jahresbeginn der neue Kreishandwerksmeister. Ein Widerspruch? „Naja, in meinen Planungen spielte dieses Ehrenamt keine Rolle“, gibt er zu. „Doch was nach Zwangsverpflichtung aussieht, war gar keine. Die Kreishandwerkerschaft Gotha brauchte einen Kreishandwerksmeister. Und am Ende hab ich zugesagt.“ Was nach breitschlagen aussieht, ist es nicht. Nöhrhoff ist keiner, der sich einfach so überreden lässt. Er ist einer, der Notwendigkeiten einsieht. Und einer, der lieber zupackt als klagt.

Wir haben in der Kreishandwerkerschaft Gotha interne Probleme, das soll nicht verschwiegen werden. Wir haben uns dran gemacht, sie zu lösen und wir sind auf einem guten Weg,

sagt er. Aber es sind nicht die hausgemachten Dinge, die ihn drücken.

Das kriegen wir in den Griff. Was mich mehr sorgt, ist die aktuelle Entwicklung im Handwerk.

Zwar seien in den Betrieben die Auftragsbücher gut gefüllt. Vielfach gibt es mehr Arbeit als bewältigt werden kann. Doch nicht nur viele Betriebsinhaber, auch nicht wenige ihrer Mitarbeiter gehen in absehbarer Zeit in den Ruhestand.

Nachwuchs kommt nur zögerlich. Im vergangenen Jahr begannen im August 125 junge Menschen eine Ausbildung im Handwerk in unserer Region. In diesem August sind es mit 60 weniger als die Hälfte.

Das Handwerk interessant für junge Menschen machen, darin sieht er in seinem neuen Ehrenamt eine wichtige Aufgabe. Und er weiß, Erfolge gibt es nur, wenn daran gemeinschaftlich gearbeitet wird.

Fachübergreifend agieren, das will der Kreishandwerksmeister forcieren.

Dabei ist es wichtig, Visionen zu haben, Dinge anzuschieben, allerdings nichts übers Knie zu brechen.

Für sein Unternehmen heißt das, auf die junge Generation zuzugehen.

Wir wollen demnächst in Schulen gemeinsam mit Jugendlichen ganz praktische Aufgaben angehen. Beispielsweise mit ihnen ein Stück Dachrinne bauen.

Seit Tino Nöhrhoff im Januar 2008 den elterlichen Handwerksbetrieb Nöhrhoff e. K. in Tambach-Dietharz übernahm, ist er in der Kreishandwerkerschaft engagiert. Deswegen hat er sich zu Jahresbeginn nicht auf Neuland begeben.

Schon als Kind gab es für ihn nur einen Berufswunsch, nämlich Klempner. Einen Plan B habe er niemals gehabt, gibt er zu. Als Halbwüchsiger wuselte er bereits in der Werkstatt herum. Die Lehre in seinem Traumberuf absolvierte er in Mainz, auf Vermittlung des Vaters. Als einer der Jahresbesten von Rheinland-Pfalz schloss er sie ab. Dann folgten spannende Jahre in einer Firma, in der er nicht alltägliche Arbeiten ausführen durfte, wie etwa beim Bauen von Spaßbädern. Sein Zivildienst führte ihn zurück nach Thüringen, wo er beim DRK als Rettungssanitäter ausgebildet wurde und das Abitur nachholte. Dem folgte ein Studium, das er mit dem Master als Gebäude- und Energietechniker abschloss. Integriert war ein Auslandssemester in Neuseeland. Und dann begann er als Mitarbeiter im väterlichen Betrieb, als einer von fünf Mitarbeitern. Als er 2008 das Ruder übernahm, standen bereits 13 Mitarbeiter auf der Lohnliste. Heute sind es 17, mit dem Lehrling, der am 1. August startet. Nicht nur Facharbeiter für Heizung, Sanitär und Klima gehören zum Team, auch Trockenbauer und Fliesenleger.

Wichtig ist ihm, wie schon den Eltern, ein gutes Betriebsklima.

Das haben wir offensichtlich, lacht der Mann, denn Vaters erster Mitarbeiter ist immer noch dabei, ebenso zwei Mitarbeiterinnen im Büro. Wir begegneten uns erstmals beim Praktikum, dann kamen sie als Auszubildende und sind nach Lehrabschluss geblieben.

Darauf ist er sichtlich stolz. Das gegenwärtige Betriebsgelände platzt aus allen Nähten. Das wird sich bald ändern. Für den Neubau von Werkhalle und Büro wird gerade alles Nötige für den Baustart vorbereitet. Und darüber hinaus ist Tino Nöhrhoff immer wieder für die Kreishandwerkerschaft unterwegs.

Ich versuche, der Aufgabenfülle gerecht zu werden, sagt er. Allerdings dürfte jeder Verständnis dafür haben, wenn ich in dringenden Fällen meine Firma vorziehe.

Bild: René Wilhelm (l.), Praktikant Julien Kummer und Firmeninhaber Tino Nöhrhoff bei einer Besprechung. | © Klaus-Dieter Simmen

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