Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Toralf Hildebrand ist an diesem Samstag Gastgeber. Der Geschäftsführer von Son-Agro Sonneborn und der Agrargenossenschaft Mittleres Nessetal ist es gern. Schließlich weiß er in seiner Funktion nur zu gut, dass Hütehaltung von Schafen in Thüringen auf dem Rückzug ist. Sein Betrieb leistet sich noch eine Herde von 1100 Mutterschafen und 60 Ziegen, die als Landschaftspfleger in der Region unterwegs sind. Grünflächen und Streuobstwiesen werden so in Ordnung gehalten. „Damit pflegen wir auch eine uralte Tradition in Thüringen“, sagt Hildebrand. Hinter dem Schafstall in Sonneborn trafen sich am Samstag aktive Schäfer und solche im Ruhestand, um die Landesmeisterschaft der Arbeitsgemeinschaft Altdeutscher Hütehunde zu erleben.
Dass sich nur vier Schäfer den Wettbewerb stellen, ist Spiegelbild der Situation. Immer weniger Landwirte und Schafhalter gibt es im Freistaat. Derzeit sind es etwa einhundert Betriebe. Damit hat sich deren Zahl seit der Wiedervereinigung auf ein Drittel reduziert, die Zahl der Schafe halbiert. Angesichts solcher Zahlen sei es erfreulich, dass sich überhaupt Schäfer dem Wettbewerb stellen, sagt Wertungsrichter Bernd Angelroth. Der Schäfer aus Ranis hat ein halbes Jahrhundert in seinem Beruf gearbeitet. Heute ist er im Ehrenamt aktiv. Altdeutsche Hütehunde sind eine Rasse, die hauptsächlich von umherziehenden Schäfern gehalten wurden. Für die Arbeit mit der Herde erwiesen sie sich als bestens geeignet – leicht und wendig mit einem Fell, dem Wind und Wetter wenig ausmacht. Altdeutsche Hütehunde kommen mit vielfältigem Aussehen daher. Bei der Zucht spielte das Erscheinungsbild keine Rolle, allein die Leistungsfähigkeit zählte. So gibt es unter ihnen Gelbbacke, Schafpudel, Fuchs, Schwarzer und Kuhhund – um nur einige Varietäten zu nennen.
Holger Backhaus, Schäfer der gastgebenden Agrargenossenschaft in Sonneborn, hat einen Gelbbacke für seine Arbeit. Viktor ist der sogenannte Halben-Hund. Natürlich ist er kein halber Hund, sondern jener, der es allein übernimmt, die eine Seite der Herde zu überwachen, die Hälfte also. Die andere hat der Schäfer im Blick – gemeinsam mit seinem Bei-Hund. Der ist (noch) nicht so fit wie der Halben-Hund oder auf dem Weg dahin, einer zu werden. Für den Wettbewerb gilt es, eine Herde von 360 Schafen aus- und einzupferchen, über Wege und Brücken zu treiben, hüten auf engem und weitem Geläuf zu demonstrieren sowie zu zeigen, dass die Herde auch im Autoverkehr nicht aus der Ruhe kommt. Der Vorteil, die eigene Herde vor der Jury zu bewegen, war dahin als Backhaus seine Hunde austauschen musste. Das Paar, mit dem er vier Wochen intensiv übte, bekam gesundheitliche Probleme. So lief es für den 50-Jährigen nicht optimal. Ärgerlich, doch kein Grund zur Resignation. Beim nächsten Wettbewerb wird der Schäfer wieder dabei sein.
Am Ende holte sich mit Mario Scheffel ein Schäfer aus dem Kyffhäuserkreis den Titel. In bestem Zusammenspiel mit seinen Gelbbacken Jupp und Blitz behielt er die Herde bei allen Anforderungen erfolgreich im Griff. Der Samstag bot neben dem Wettbewerb für viele Schäfer einen willkommenen Anlass, mit Kollegen ins Gespräch zu kommen und zu fachsimpeln. Das wurde dann auch ausgiebig genutzt.
Bild: Zu den Wettbewerbsteilnehmern gehörte auch Holger Backhaus von der Agrargenossenschaft Sonneborn. Weil er vor dem Wettbewerb seine Hunde wechseln musste, lief es für ihn nicht optimal. | © Klaus-Dieter Simmen