Ilm-Kreis:

Auf Initiative des Ilm-Kreises erstellt die Agentur Timourou Wohn- und Stadtraumkonzepte aus Leipzig eine Siedlungsflächenkonzeption, die auch die Bedürfnisse des Landkreises Gotha und der Landeshauptstadt Erfurt als Partner der Konzeption rund um das Erfurter Kreuz erfasst.

Im Fokus der Untersuchung stehen die Entwicklung des Arbeits- und Wohnungsmarktes und der Wohnbauflächen im Zeitraum bis 2035. Betrachtet werden neben den Städten Erfurt, Gotha, Arnstadt und Stadtilm auch die Gemeinden Schwabhausen, Drei Gleichen, Nesse-Apfelstädt, Amt Wachsenburg sowie die Verwaltungsgemeinschaften Nesseaue und Riechheimer Berg.

„Bereits jetzt ist klar: Die Regionalentwicklung hinkt der wirtschaftlichen Entwicklung weit hinterher. Zwischen Erfurt und der Industriegroßfläche Erfurter Kreuz existieren starke Pendlerströme, die vermutlich weiter zunehmen werden. Darauf allerdings ist die Infrastruktur nicht ausgerichtet“, betont Landrätin Petra Enders und verweist auf den hohen Bedarf an Wohnraum in allen Segmenten in der Region. Durch die bereits erfolgten erfolgreichen Ansiedlungen am Erfurter Kreuz fehlt bereits jetzt sozial verträglicher Wohnraum.

Ausgehend vom weiteren Wachstum des Erfurter Kreuzes ist bis 2035 mit einem weiteren Bedarf an 5.000 Arbeitsplätzen zu rechnen. „Soll sich die Wirtschaft weiter positiv entwickeln und wettbewerbsfähig aufgestellt sein, ist weitere Zuwanderung notwendig. Wohnungsleerstände im Bestand stehen aufgrund der aktuellen Flüchtlingssituation jedoch kaum noch zur Verfügung“, so Landrätin Petra Enders. Gleichzeitig wird zusätzlicher Wohnraum für Zuziehende sowie für die Befriedigung der Wohnwünsche der Bürgerinnen und Bürger vor Ort benötigt. Bis 2035 wurde im Rahmen der Siedlungskonzeption ein Bedarf von 6570 Wohnungen ermittelt. Spätestens ab 2028 bis 2033 ist die Nachfrage nach Wohnungen im Geschosswohnungsbau viel größer als das Angebot: Angenommen wird ein Defizit von 2.470 Wohnungen. Gleiches gilt für die Nachfrage nach Eigenheimen. Hier steht einem prognostizierten Bedarf von 3200 Eigenheimstandorten lediglich ein Wohnbaupotenzial von 1530 Wohnungen im Eigenheimbereich gegenüber.

„Mehr Fachkräfte brauchen also nicht nur mehr Wohnraum. Auch die Infrastruktur, die bereits jetzt aus allen Nähten platzt, muss dringend mit der wirtschaftlichen Entwicklung konform gehen, wollen wir die Lebensqualität erhalten, ausbauen und den Standort Erfurter Kreuz sowohl für Einheimische als auch für Zuziehende attraktiv gestalten. Das fängt bei Straßen und Radwegen an, die den Pendlerströmen angepasst werden müssen, und hört bei der sozialen Infrastruktur auf. Das Gleiche gilt für die medizinische Versorgung. Auch Schulen und Kindergärten, sowohl in Arnstadt als auch im Amt Wachsenburg, müssen wachsen, verbunden mit entsprechenden baulichen Erweiterungen und der entsprechenden Ausstattung mit Lehrerinnen und Lehrern, Erzieherinnen und Erziehern. Hier ist der Druck besonders groß und überfordert nicht nur Kommunen, sondern auch Landkreise“, betont Landrätin Petra Enders.

„Seit Jahren kämpfen wir hier um Fördermittel beim Land, das unsere Bedarfe jedoch nicht anerkennt. Dabei ist das Erfurter Kreuz als größtes Industriegebiet Thüringens genau wie Jena ein wichtiger Industrieschwerpunkt in Thüringen, es bietet großes Potenzial, um die Wirtschaftskraft des Landes zu stärken“, kritisiert Landrätin Petra Enders und fordert das Land Thüringen auf, einen Infrastrukturfonds zu schaffen, um die Region rund ums Erfurter Kreuz zu fördern, zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass wirtschaftliche und soziale Entwicklung Hand in Hand gehen. „Es wird Zeit, dass sich  das Land Thüringen nicht nur mit dem Erfurter Kreuz schmückt, sondern endlich auch seiner Verantwortung für die Region und ihre Bürgerinnen und Bürger gerecht wird“,  betont Petra Enders.

Bild: Wohngebiet im Ilm-Kreis (2020) | © Michael Reichel

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