Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Sie sind zu acht, acht Frauen und Männer mit unterschiedlichen beruflichen Biografien. Was sie eint, ist ihr Engagement im Thüringer Bogen, in der Region des Landkreises Gotha und des Ilm-Kreises also. Und sie alle wirken auf die eine oder andere Weise eben auch weit darüber hinaus. Und das prädestiniert sie für ihr Ehrenamt als Botschafter des Thüringer Bogens. Warum sie diese Rolle übernommen haben, warum sie sich als Botschafter einer besonderen Region sehen, das erzählen sie in dieser Reihe. Heute sprechen wir mit Onno Eckert, Landrat des Landkreises Gotha.

Es ist kaum vier Jahre her, da wurde in Thüringen eine angedachte Gebietsreform kontrovers diskutiert. Damals sollten der Ilm-Kreis und der Landkreis Gotha fusionieren. Das blieb aus, zum Glück wie vielfach gesagt wurde. Jetzt arbeiten beide Kreise auf vielen Ebenen zusammen. Eine stille Fusion also?

Nein. Der Thüringer Bogen steht für das, was die Landkreise damals der Thüringer Landesregierung entgegengehalten haben. Nämlich, dass es keine Gebietsreform braucht, weil wir interkommunal zusammenarbeiten. Das heißt, die Vorteile der kleineren Landkreise und die Vorteile kreisübergreifender Zusammenarbeit werden verknüpft. Ich fand auch die Argumentation für eine Kreisgebietsreform aus landespolitischer Perspektive nicht völlig an den Haaren herbeigezogen. Sicherlich ist der Landkreis Gotha mit den anderen großen Landkreisen gut genug aufgestellt, um auch alleine leistungsfähig zu sein. Trotzdem halte ich es für notwendig, dass wir als Landkreis den Beweis erbringen: Zusammenarbeit zwischen den Gemeinwesen funktioniert. Regionalentwicklung ist gut und notwendig, weil Wirtschaftsbeziehungen und auch die Stärke einer Region ja nicht an Kreisgrenzen enden.

Wie leistungsfähig sind beide Landkreise?

Der Thüringer Bogen umschließt die stärkste Region des Freistaates, sogar mit Abstand die stärkste.

Welche Vorteile haben sich aus dem gemeinsamen Regionalmanagement für den Landkreis Gotha ergeben?

Zunächst: Wir haben mehr Ansprechpartner, das heißt, wir können mit mehr Fachkräften den Wirtschaftsraum entwickeln. Und zum anderen ist es ein Vorteil, die Stärken der jeweiligen Region gemeinsam zu denken. Nehmen wir die Technische Universität Ilmenau: Deren Vorteile strahlen auch auf den Landkreis Gotha aus. Das ist auch wichtig für die Universität, die in einem größeren Raum agieren kann, um notwendige Verknüpfungen mit der Wirtschaft herzustellen. Wirkungsvoll gestalten sich auch die gemeinsamen Messeauftritte beider Landkreise, wie zum Beispiel Ende Januar auf der Grünen Woche in Berlin. Potenziellen Investoren ist es ziemlich egal, wo die Kreisgrenzen verlaufen. Wer investieren will, schaut auf die Region, sieht sich an, wie ist die erschlossen, was habe ich dort für Vorteile. Deswegen agieren wir so, als gäbe es zwischen unseren Kreisen eben diese Grenzen nicht.

Mit Blick auf die Zukunft: Wie kann der Thüringer Bogen noch effektiver werden?

Wissen Sie, ich wünsche mir, dass wir in der Region unserer Stärken bewusster werden. Unsere Lage nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa ist zentral und damit ideal für Wirtschaftsansiedlungen und als Lebensraum für Menschen. Das müssen wir uns vergegenwärtigen, anstatt draußen herum zu laufen und ständig uns selbst erklären, dass hier alles Mist ist. Genau das ist es nämlich nicht. Was unser Selbstbewusstsein in dieser Hinsicht betrifft, so haben wir Luft nach oben. Und damit meine ich nicht nur den Wirtschaftsraum, sondern unsere Heimat als liebenswerten Ort zum Leben insgesamt.

Glauben Sie, Meckerer können damit überzeugt werden?

Die Möglichkeiten, Dinge zu unternehmen, sind in unserer Region vielfältig. Leider nehmen wir diese als Einwohner oftmals gar nicht mehr so wahr. Dabei sind Schloss Friedenstein in Gotha und Schloss Ehrenstein in Ohrdruf nicht zu übersehen – und das Kulturangebot in den Städten und Gemeinden ebenso wenig. Und schaut man auf die Kommunen in der Region: In den vergangenen einhundert Jahren waren sie nie in einem so guten Zustand wie jetzt. Wenn ich mit Gästen von außerhalb durch Gotha gehe, sagen die: Was für eine schöne Stadt! Bin ich mit Gothaern unterwegs, höre ich das nicht, im Gegenteil, es wird gemeckert. Da fehlt mir der Stolz auf das Geleistete. Der Zustand der Städte und Dörfer hat sich doch nicht von allein gewandelt. Das haben die Menschen vor Ort geleistet.

Welche konkreten Ziele wollen Sie in naher Zukunft erreichen?

Da muss ich zuerst den Inselsberg nennen, wo wir auf dem Weg sind, ein Gewerbegebiet zu erschließen.

Ein Gewerbegebiet?

Da darf man nicht an Werkhallen und ähnliches denken. Ich rede von einem touristischen Gewerbegebiet. Wer jetzt auf den Berg steigt, den empfängt eine Situation, die an Kraut und Rüben erinnert, anstatt die Wanderer willkommen zu heißen.

Genau so war es aber einmal.

Richtig. Und da wollen wir wieder hin.

Der Landkreis Gotha bekommt neue Gewerbegebiete, in Waltershausen, in Ohrdruf und in der Kreisstadt selbst. Welche Verpflichtung erwachsen daraus dem Kreis?

Es ist nicht mehr vorrangig, für diese Gebiete Investoren zu gewinnen, jetzt geht es darum, den Unternehmern ausreichend Personal zu Verfügung zu stellen. Das bedeutet, wenn wir unsere Wirtschaftskraft halten wollen, müssen wir uns attraktiv für Zuzug machen.

Wie wollen Sie das erreichen?

Voraussetzung sind attraktive Jobangebote, für die sich ein Ortswechsel lohnt. Deshalb ist es wichtig, dass die Unternehmen, die sich ansiedeln, Arbeitsplätze im mittleren und hochpreisigen Segment schaffen. Niedriglöhne veranlassen niemand, den Wohnort zu wechseln. Im Gegenzug muss natürlich für geeigneten Wohnraum gesorgt werden. Auch hier arbeiten wir im Rahmen des Siedlungsflächenkonzeptes mit dem Ilm-Kreis zusammen.

Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Migranten?

Ohne deren Zuzug geht es nicht. Aber es muss einen geregelten Zugang zum Arbeitsmarkt geben. Das muss geklärt sein, ehe der Betreffende nach Deutschland kommt.

Was wünscht sich der Landrat für 2023?

Das Ende des Ukrainekrieges zuallererst. Ich hoffe, wir finden in unserer Region wieder zu einem friedvolleren Miteinander, legen im Umgang mehr Gelassenheit an den Tag und akzeptieren den anderen Menschen.

Danke für das Gespräch.

Bild: Landrat Onno Eckert im Interview mit dem Thüringer Bogen | © Klaus-Dieter Simmen

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