Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Bei The Taste entscheidet allein der Inhalt eines Löffels. Das ist Konzept. Auch in Staffel zwölf, ausgestrahlt von Oktober bis Dezember. Unter den 16 Kandidaten der SAT.1-Sendung war mit Dennis Börner auch ein Thüringer. Der 44-jährige Langenhainer stand nicht zum ersten Male vor der Kamera. In der ZDF-Sendung „Küchenschlacht“ kochte er sich zum Wochensieg. Eine interessante und wichtige Erfahrung, sagt er. Vergleichbar seien die Sendungen jedoch nicht. „Bei der Küchenschlacht kannst du auch mit Hackklößchen und Kartoffelbrei weiterkommen. Auf dem Löffel kann damit kein Kandidat punkten.“ Der Löffel also: Auf kleinster Fläche müssen die Speisen arrangiert werden. Idealerweise so, dass sich die Aromen entfalten, gegenseitig stützen und dem Verkoster sich das komplette Gericht offenbart. Dazu muss der Proband kochen können. Um das sicherzustellen, gibt es für die SAT.1-Show ein hartes Auswahlverfahren.
„Ich denke, pro Staffel bewerben sich rund 1600 Profi- und Hobbyköche um einen Platz in The Taste“, erzählt Dennis Börner. Am Ende stehen 32 auf einer Liste, die ein weiteres Mal ihre Fähigkeiten am Herd unter Beweis stellen müssen. Zuzubereiten waren in einem vorgegeben Zeitrahmen Vor- und Hauptspeise. „Die Juroren wollten sehen, ob man das Kücheneinmaleins beherrscht, mit Garstufen klarkommt und so weiter.“ Der Thüringer brachte zweierlei vom Kaninchen auf den Teller, begleitet von Apfel-Speck-Spitzkohl, einer Beurre blanc und Wickelkloß. Vorab durften sich die Juroren jedoch über eine Sous vide gegarte Lachsforelle freuen, die mit dreierlei von der Erbse daherkam. Damit kochte sich der Friseurmeister in die Show.
Dort musste er einen der Coaches von sich und seinen Fähigkeiten überzeugen. Bei Sterne-Koch Alexander Herrmann gelang ihm das auf Anhieb. Sein Löffel mit Frikassee von der Wachtel mit Reis, Blumenkohl und einer Bärlauchknospe brachte die nötige Aromenvielfalt. Ab da behauptete sich der Thüringer Hobbykoch in der Show, in der auch zahlreiche Profiköche um den Finalsieg wetteiferten. Erst im Halbfinale musste Dennis die Segel streichen. Ohne jegliche Bitternis, denn: „Dass ich überhaupt mitspielen durfte, war schon irre. Dann so weit zu kommen, mit so vielen Größen der Szene gekocht zu haben, wie Roland Trettl beispielsweise, das war ein Erlebnis, das mir keiner nehmen kann.“
Die Freundschaft zwischen den Kandidaten, die in der Kochshow für den Fernsehzuschauer sichtbar wurde, war nicht gespielt, versichert Börner. „Wir hatten gemeinsam Spaß und ich stehe auch heute noch mit vielen in Kontakt. Drei aus dem Team haben im Sommer bei uns Urlaub gemacht. Und natürlich haben wir dann auch bei uns zu Hause gemeinsam gekocht. Und im nächsten Jahr sehen wir uns wieder.“ So wie die Kandidaten untereinander harmonierten, empfand das der Thüringer auch im Umgang mit den Spitzenköchen. „Ich bin mit Alexander Herrmann prima zurechtgekommen. Allerdings hatten wir nicht so viel Zeit, um Stunden über Stunden miteinander zu reden. Bezeichnend ist, dass er uns alle in sein Restaurant zur Finalsendung eingeladen hatte.“
The Taste agiert mit Sternen, goldene für den besten Löffel zum jeweiligen Thema, rote für die Verlierer. Dennis Börner erkochte sich seinen Goldenen mit asiatischer Küche, also einer, die hohe Ansprüche stellte. Doch der Hobbykoch winkt ab. „Asiatische Küche ist gar nicht so schwer. Nur, was uns hierzulande serviert wird, hat nix mit chinesischer Kochkunst zu tun. Dort zählt Einfachheit und Klarheit.“ Doch gerade das ist oft schwer zu bewerkstelligen. Börner jedenfalls löste die Aufgabe von Gastjuror Hao Jin, einen Genuss-Löffel mit Huhn zu zaubern, mit Bravour. Hao Jin gilt als einer der besten chinesischen Köche in Europa. Von ihm geadelt zu werden, ist ein Ritterschlag der besonderen Klasse.
Ein ganzes Gericht auf einem kleinen Löffel zu platzieren, birgt vielerlei Gefahren. „Wenn ich einen Löffel zurechtmache, weiß ich logischerweise, was drauf ist und schmecke das auch. Bekomme ich einen zum Verkosten, wo ich die Komponenten nicht kenne, wird das schon schwieriger. Selbst wenn ich sehe, was für welche verwendet wurden. Deshalb muss beim Anrichten schon vieles berücksichtigt werden.“ Da entscheidet übers Gelingen, welche Dinge vorn und welche auf dem Löffel hinten angerichtet werden, die Größe vom Fleisch oder Gemüse ist von Bedeutung. Zu viele Bestandteile verwirren, es heißt also, sich auf die wesentlichen Zutaten zu beschränken. All das muss schnell verinnerlicht werden, um in der Show bestehen zu können.
Welche Aufgabe die Kandidaten erwartete, erfuhren sie erst zum Zeitpunkt des Geschehens. Das setzt ein prall gefülltes Warenlager voraus. „Und das gab es in der Tat jeden Tag frisch gefüllt. Was dort neben den üblichen Produkten wie Gemüse zu finden war, gab allerdings auch keinen Hinweis auf das, was uns erwartete. Von den rund einhundert Artikeln wurden manchmal nur zehn oder ein wenig mehr gebraucht. Begeistert hat mich die Qualität der Lebensmittel und die Vielfalt, etwa bei Fleisch oder Fisch. Und manches hat mich einfach überrascht, wie Thunfischbäckchen, davon hatte ich nie zuvor gehört. Die Profis haben da wissend genickt.“
Unterm Strich hat der Hobbykoch aus Langenhain interessante Begegnungen gehabt und viele Erfahrungen sammeln können. Von The Taste nimmt er profundes Wissen mit an den heimischen Herd. „Ich glaube, meine wichtigste Erkenntnis ist, dass ich heute ein Essen einfacher betrachte, dass für die Qualität manchmal nicht mehr als drei gute Komponenten nötig sind. Es ist wichtig, ein Grundprodukt perfekt in Szene zu setzen, dazu braucht es keinen Schnickschnack.“
Bild: Dennis Börner schwingt gerne den Kochlöffel. | © Klaus-Dieter Simmen