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Ältere Gothaer kennen das Gebäude unter dem Begriff Wassergymnasium. Ab 1894 beherbergte es die Hilfsschule für behinderte Mädchen und Jungen. Weil jedoch seit 1889 die städtische Wasser- und Energieversorgung im Gebäude residierte, war der spöttische Begriff rasch Allgemeingut geworden.

Da allerdings hatte das historische Amtshaus lange schon eine bewegte Geschichte hinter sich, hauptsächlich als Verwaltungsbau für das Amt Gotha im Mittelalter. Es diente auch bekannten Persönlichkeiten als Wohnstätte, wie etwa Andreas Reyher, gestandener Pädagoge seiner Zeit, und später dem Oberhofmarschall Freiherr Hans Adam von Studnitz. 1987 zog die Hilfsschule als letzter Mieter in ein anderes Gebäude; das Amtshaus stand leer und verfiel zusehends.

Dankenswerter Weise wurde es nicht Opfer der Abrissbirne. Die Stadt sicherte das Gebäude mit rund einer Million Euro, finanziert aus Fördermitteln des Bundes und des Freistaats. Dann wurde es an die Wohnungsbaugesellschaft (WBG) übergeben. Und diese begann umgehend mit der Sanierung. Von Anfang an war die künftige Nutzung im Blickfeld. Eine Tagespflegeeinrichtung sowie sechs barrierefreie Wohnungen sollten im historischen Gemäuer entstehen. Dafür wandte die WBG fast sieben Millionen Euro auf. In diesem August konnte die Josias Löffler Diakoniewerk Gotha GmbH die neue Seniorentagespflege eröffnen.

Seitdem genießen 13 Senioren, die täglich von zu Hause abgeholt und wieder zurückgebracht werden, die Vorzüge einer modernen Einrichtung im alten Gemäuer, und das auf immerhin 240 Quadratmetern. „Durch ein abwechslungsreiches Tagesprogramm werden die körperliche Beweglichkeit und geistige Fitness angeregt und gefördert. Die unmittelbare Nähe zum Augustinerkloster, zur Wasserkunst und zum Schloss Friedenstein ermöglichen einfach und unkompliziert Ausflüge und den Besuch von Veranstaltungen. Es wird täglich frisch gekocht und gebacken, teilweise gemeinsam mit den Tagesgästen. Uns liegt eine ausgewogene und gesunde Ernährung am Herzen“, sagt Kathrin Scharffenberg, Geschäftsführerin der Josias Löffler Diakoniewerk Gotha GmbH. Schließlich halte Essen Leib und Seele zusammen. Möglich sind in der Tagespflege im barrierefreien Bad auch Kneippbehandlungen

Für die Ausstattung der Einrichtung hat die Diakonie 100.000 Euro in die Hand genommen. Was dabei herausgekommen ist, konnten sich Interessierte Ende August beim Tag der offenen Tür anschauen. Dabei äußerten die meisten Besucher neben Begeisterung für die gelungene Restaurierung ihre Erleichterung darüber, dass sich dieser Schandfleck in der Innenstadt zu einem Schmuckstück gewandelt hat.

Bild: Mit einer Andacht begann die offizielle Eröffnung der „Diakonischen Seniorentagespflege im Amtshaus“ in Gotha, die Superintendent Friedemann Witting hielt. | © Klaus-Dieter Simmen

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