Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Eine junge Frau, die ein Praktikum im Großbreitenbacher Rathaus absolviert, kam bei ihrer Einführungsrunde auch ins städtische Museum. Sofort erinnerte sie sich erfreut, dass sie hier als Grundschülerin echte Thüringer Klöße gekocht hat, natürlich so, wie sie in Großbreitenbach seit Ewigkeiten zubereitet werden. Darüber freuen sich Annelie Wilhelmi und Katrin Glende sehr. Und auch ein bisschen wehmütig. Heute nutzen längst nicht mehr so viele Schulen die Möglichkeit, im 1. Deutschen Kloßpressenmuseum die Thüringer Leibspeise zu kochen. Die Frage, woran das liegt, beantwortet das Duo mit einem Schulterzucken. Dabei ist’s ein schöner Ausflug in die Praxis, wenn in Klasse drei die Kartoffel im Unterricht behandelt wird. Das Angebot zum Kloßkochen im Museum gilt nicht nur für Schulen, Jedermann kann es nutzen. Es müsse nur rechtzeitig abgestimmt werden, sagt Wilhelmi.

Das 1. Deutsche Kloßpressenmuseum war 1996 die erste Abteilung, mit der das Museum im historischen Fachwerkhaus eröffnet wurde. Vorher gab es in Großbreitenbach ein Heimatmuseum. Und das, nun ja, war halt nur eine Heimatstube. Zwar mit viel Liebe gestaltet, jedoch in Raum und Sammlung eingeschränkt. Als 1994 die Stadt das Gebäude erwarb, eröffneten sich viele Möglichkeiten, einen Blick auf die Geschichte der Stadt im Schiefergebirge zu ermöglichen. Deren Handwerkstraditionen sind vielfältig, reichen von Holzmalerei und Porzellanfertigung, Musikinstrumentenbau, Glasherstellung und Muldenhauerei bis hin zur Vogelstellerei. Und eine besondere Tradition in dieser Region ist der Oilitätenhandel. Mit Holzmalerei übrigens verdienten dereinst die Besitzer des heutigen Museumsgebäudes ihren Lebensunterhalt. Sie bemalten kleine Geschenkschachteln, aber auch Truhen. Und die Breitenbacher Truhen, nicht nur hübsch bemalt, sondern auch mit hölzernen Ornamenten verziert, sind bei Sammlern überaus gefragt. Das gilt ebenso für Porzellan aus den zahlreichen Betrieben, die es in der Stadt gab. Um 1900 waren über 1000 Frauen und Männer in diesem Zweig beschäftigt.

Für viele Menschen ist der Ort und die Region mit dem Olitätenhandel verbunden. Von hier aus zogen die Buckelapotheker durch Thüringen und verkauften ihre Fläschchen mit Medizin gegen allerlei Krankheiten und Töpfe mit Salben und Tinkturen. Ihnen widmet das Museum nicht nur Räumlichkeiten, sondern hinterm Haus ist ein üppiger Kräutergarten zu finden.

Das kostet viel Einsatz, den im ordentlichen Zustand zu halten,

erzählt Katrin Glende. Dort befindet sich auch das Königinnen-Beet. Hier wächst die jeweilige Lieblingspflanze der amtierenden Olitätenmajestät.

Das Klößekochen hat schon gezeigt, im Museum Großbreitenbach können Besucher selbst aktiv werden. Das gilt speziell für Kinder. In den Ferien (immer dienstags ab 11 Uhr und noch bis zum 30. Juli) können die Kleinen lernen, wie man zum Beispiel Kräuterseife selbst herstellt. Dafür steht ihnen Museumsmitarbeiterin Glende zur Seite. Jeweils am gleichen Tag, aber bereits ab 9 Uhr, wartet Christine im Waldlabor auf kleine Besucher. Sie stellt mit ihnen Salben und Tinkturen her. Diese dürfen selbstverständlich, ebenso wie die Kräuterseife, mit nach Hause genommen werden.

Bilder: Im 1. Deutschen Kloßpressenmuseum | © Klaus-Dieter Simmen

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