Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt:
Um „Sozialistische Globalisierung. Der VEB Hermann Haack und die internationale Zusammenarbeit an der Karta Mira“ geht es in der nächsten Veranstaltung der Reihe „Perthes im Gespräch“, zu der die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt am Mittwoch, 27. September, alle Interessierten herzlich einlädt. Referent ist Dr. Christian Lotz aus Marburg. Sein Vortrag beginnt um 18 Uhr im Ahnensaal des Perthes Forums in Gotha.
Geografen und Kartografen aus mehreren sozialistischen Ländern hatten seit den späten 1950er-Jahren die Konzeption einer Weltkarte 1:2.500.000 vorangetrieben. Der VEB Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha war an der Entwicklung und an der Produktion der ersten Blätter maßgeblich beteiligt, da die DDR-Regierung das Gothaer Verlagshaus wegen seiner hohen Reputation auf dem Gebiet der Kartografie aufgefordert hatte, von ostdeutscher Seite an diesem internationalen Projekt mitzuwirken. Zwischen 1958 und 1962 entwickelten Geografen und Kartografen hauptsächlich aus Ungarn, der DDR und der Tschechoslowakei sowie aus Polen, Bulgarien, Rumänien und der Sowjetunion die inhaltlichen und formalen Grundlagen des Kartenwerks. In den folgenden Jahren wurden die Blätter des Kartenwerks in den beteiligten Ländern gedruckt, so dass die erste Auflage mit 234 Blättern 1975 vorlag. Da Kartentitel und Legende des Kartenwerks in Englisch und Russisch ausgeführt war, setzte sich in der Fachwelt die Bezeichnung „Karta Mira“ (russ.: Karte der Welt) für dieses Werk durch.
Der Referent des Abends, Dr. Christian Lotz, war 2014 Herzog-Ernst-Stipendiat des Forschungszentrums Gotha. Gemeinsam mit dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropa-Forschung in Marburg und dem Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig entwickelt er derzeit ein Projekt zur Erforschung der sogenannten „Karta Mira“. Im Blog der Forschungsbibliothek Gotha lesen Sie mehr zu diesem besonderen Weltkartenprojekt.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Aufgrund begrenzter Platzkapazitäten bitten wir jedoch um Anmeldung bis zum 24. September unter oder Tel. 0361 737-5581.
Zeitzeugen gesucht:
In Archiven finden sich nur wenige Quellen, die über die an der Karta Mira beteiligten Kartografen und Redakteure des VEB Hermann Haack in den 1950er- und 1960er-Jahren Auskunft geben. Deshalb bittet Christian Lotz um Mithilfe. Er sucht Zeitzeugen (oder deren Nachkommen), die persönliche Aufzeichnungen von Mitarbeitern des VEB Hermann Haack besitzen und diese der Forschung an diesem bedeutenden, bisher jedoch nur wenig beachteten internationalen Kooperationsprojekt der Kartografie zur Verfügung stellen würden. Wer helfen kann, wird gebeten, über die Mitarbeiter*innen der Sammlung Perthes Gotha Kontakt aufzunehmen.
Bild: Indexkarte der Karta Mira 1:2.500.000, in: Kluge 1977. | © Screenshot Website Forschungsbibliothek Gotha