Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Im Zeitraum von Oktober 2024 bis April 2025 lernen Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen aus drei verschiedenen Schulen im Ilm-Kreis Unternehmen aus der Region im Rahmen von Praxistagen – einem Angebot von SCHULEWIRTSCHAFT Ilm-Kreis – kennen. Dabei sind sie einmal pro Woche im ausgewählten Ausbildungsbetrieb. Seinen Anfang nahm das Ganze in einem Speed-Dating im August, als die Nachwuchsfachkräfte und die Unternehmen erstmals aufeinandertrafen. Wir schauen in dieser Serie, ob da für den einen oder anderen vielleicht der passende Traumberuf dabei ist.
Jayden Schumann und Simon Adloff schauen in die Welt des Berufskraftfahrers bei DB Schenker
Seit Oktober 2024 bis Ende Januar 2025 ist jeweils donnerstags für Jayden Schumann und Simon Adloff schulfrei. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Neuntklässler der Regelschule in Gräfinau-Angstedt sich über einen freien Tag freuen können. Das heißt, freuen können sie sich schon, denn anstatt zum Unterricht geht es in ihrem Fall zu DB Schenker in der August-Börmel-Straße in Arnstadt. Und dort informieren sie sich über den Arbeitstag als Berufskraftfahrer. Das haben sich die beiden selbst ausgesucht. Und sie sind überzeugt, damit liegen sie richtig, schließlich könnte das später einmal ihr Beruf werden.
Oder etwas Kaufmännisches für Matti Kirchheim?
Auch Matti Kirchheim kommt donnerstags in das Unternehmen. Allerdings geht der Schüler der neunten Klasse der Regelschule „Wilhelm Hey“ Ichtershausen ins Büro, genauer gesagt, nach und nach schaut er sich in allen kaufmännischen Bereichen bei DB Schenker um. Das findet er sehr interessant. Und er kann sich durchaus vorstellen, hier in der 10. Klasse ein weiteres Praktikum zu absolvieren.
Schülerinnen und Schüler aus drei Schulen im Ilm-Kreis schnuppern Praxisluft
Auch die Schüler der Neunten aus der Staatlichen Gemeinschaftsschule Großbreitenbach sind in diesen Tagen in Unternehmen der Region unterwegs.
Dass sie alle die Möglichkeit haben sich intensiv und praxisnah über ihren Berufswunsch zu informieren, ist dem Netzwerk „SCHULEWIRTSCHAFT Ilm-Kreis“ zu danken. Der Steuerkreis 3 dieses Netzwerkes hat dieses Pilotprojekt organisiert. Uwe Witt ist in diesem Steuerkreis und gleichzeitig Leiter der Geschäftsstelle Erfurt der Schenker Deutschland AG mit Sitz in Arnstadt ist. Es habe gedauert, ehe die Idee der Praxistage realisiert werden konnte, sagt er. Viele Partner mussten in ein Boot geholt werden, zahlreiche Absprachen getroffen, damit die Praxistage auf einem soliden Fundament stehen. „Umso erfreulicher ist, dass der Start reibungslos verlief.“ Mit Start meint Witt das Azubi-Speed-Dating im Ilm-Kreis. „Das haben die jungen Leute erstaunlich ernst genommen“, sagt er. Selbst Lehrkräfte hätten sich überrascht gezeigt, mit welcher Konzentration die Neuntklässler sich im Speed-Dating präsentiert haben.
Jayden Schumann bestätigt das. Auf seine Bewertung dieser Veranstaltung im Unterricht bekam er eine Eins. Sein Mitschüler findet den Praxistag prima, weil er auf die dort gemachten Erfahrungen aufbauen kann, wenn es wirklich darum geht, sich für eine Berufsausbildung zu bewerben. 53 Betriebe beteiligen sich an den Praxistagen. Und aus den drei Schulen haben sich 90 Mädchen und Jungen gemeldet. „Somit stand für jeden Schüler, der es wollte, ein Praktikumsplatz zur Verfügung“, freut sich Witt. Er weiß, dass der Arbeitsaufwand in den einzelnen Unternehmen hoch ist. Die Neuntklässler müssen in die Firma eingeführt werden, sie brauchen Betreuung und, da sie nur einmal in der Woche anwesend sind, kann nicht immer davon ausgegangen werden, dass sie das Wissen vom Donnerstag zuvor sofort wieder abrufen können. „Der Aufwand lohnt jedoch allemal“, ist sich der Geschäftsstellenleiter von Schenker sicher. „Selbst wenn die jungen Leute am Ende wissen, dass ist eben doch nicht mein Beruf, hat der Aufwand gelohnt, weil die Zahl der Abbrecher reduziert wird.“
Es zeigt sich, dass die Schüler das Unternehmen, in dem sie Praxisluft schnuppern, durchaus bewusst ausgewählt haben. Jayden und Simon haben sich, ebenso wie Matti vorab schon über die von ihnen bevorzugten Berufsfelder informiert. Nachdem sich die Schüler aus Gräfinau-Angstedt anfangs im Lager über die Abläufe informiert haben, dürfen sie jetzt auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, nachdem sie zuvor beim Beladen mit angepackt haben. Matti kennt bereits mehrere Abteilungen und findet bislang die Abfertigung am spannendsten.
Und so läuft das ganze ab:
Die erste Runde der Praxistage im Schuljahr 2024/25 endet am 23. Januar, die zweite startet am 30. Januar und geht bis Anfang April. Dann haben sich die Mädchen und Jungen neue Unternehmen gesucht, schauen sich in anderen Berufsfeldern um. Schüler und Unternehmen stehen über einen längeren Zeitraum in Kontakt. So können die verschiedenen Ausbildungsgänge umfänglich vorgestellt und begutachtet werden. Am Ende, so hoffen die Initiatoren des Projekts, steht im Idealfall ein Lehrvertrag. Deshalb soll im nächsten Schuljahr die Anzahl der teilnehmenden Schulen erhöht werden.
Im Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT Ilm-Kreis sind an diesem Projekt Vertreter aus fünf Schulen, dem Schulamt, dem Regionalmanagement Thüringer Bogen, der Agentur für Arbeit, IHK Südthüringen, der Handwerkskammer, dem Kompetenzzentrum für Berufliche Bildung Arnstadt und der Initiative Erfurter Kreuz (IEK) in der arbeitsintensiven Organisation und Abstimmung beteiligt. Hierbei hat die IEK unter Leitung von Uwe Witt und mit Mitteln des Vereins die digitale Informations- und Anmeldeplattform geschaffen, damit sich die Schüler für das Speed-Dating zu den Firmenangeboten vorab informieren und konkrete Gesprächstermine mit Firmen vereinbaren konnten.
Foto: Praxistage bei DB Schenker. | © Simmen