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„fizzz“ ist in der Gastronomieszene eine bekannte Publikation, aufgelegt vom Meininger-Verlag, mit Sitz in Neustadt an der Weinstraße. Mitte vergangenen Jahres widmete sich die Ausgabe dem Best of der Liköre 2022. Neben namhaften Produzenten fand sich dort auch ein Underdog – Jörg Ratzmann aus Wandersleben.

Die Bezeichnung ist von der Redaktion zu Recht gewählt: Während bei den industriellen Herstellern viele Fachleute am Gelingen eines neuen Likörs beteiligt sind und dafür modern ausgerüstete Labore nutzen können, kann der Amateur aus Thüringen auf nichts dergleichen zurückgreifen. Er muss sich auf Erfahrung und Intention verlassen. Trotzdem, seitdem er sich bei Meininger´s International Spirits Award mit seinen hausgemachten Likören dem Wettbewerb stellt, landete er immer im Vorderfeld. Es gab Gold und Silber für seine Produkte. Und im Januar bestätigte diesen Trend das erste Tasting von 2023. Die Punktzahl, die er für seinen Australischen Zitronenblattlikör von der Jury erhielt, reichte erneut für Silber. Indes, die Medaille gab’s trotzdem nicht. „Beim Wettbewerb gibt es die 30-Prozent-Regel“, sagt der Wandersleber, „nur so viele Teilnehmer werden mit Medaillen bedacht.“

Traurig ist er trotzdem nicht, bescheinigt ihm die Punktzahl von deutlich über 80 bei allen drei eingereichten Produkten, vorzügliche bis großartige Liköre produziert zu haben. Die Juroren erklären ihr Vorzüglich-Urteil so: Eine Spirituose, die besser ist als viele andere und sich mit seinen Qualitäten gekonnt in den Vordergrund rückt; und großartig ist der Likör dann, wenn er auch den Ansprüchen anspruchsvoller Genießer genügt und jede Heimbar bereichert. Außerdem loben die Juroren die im Vergleich zu seinen Konkurrenten höhere Kreativität. Das freut den Mann aus Thüringen natürlich. Gegenwärtig experimentiert er weiterhin mit dem Zitronenblattlikör. Noch in diesem Jahr werden zwei neue Liköre aus der Pflanze seine Produktpalette bereichern.

Das Australische Zitronenblatt ist nicht immer zu haben. Also sah sich Ratzmann gezwungen, dessen Vermehrung selbst in die Hand zu nehmen. Das sei nicht ganz einfach gewesen, sagt er. „Ich konnte auf keinerlei Erfahrungen zurückblicken. Deshalb hat anfangs nicht alles so geklappt, wie ich es mir vorstellte.“  Doch jetzt hat er sich auf die Bedürfnisse der Pflanze eingestellt. Mittlerweile hat er seinen Bestand von 25 Exemplaren auf 170 ausgeweitet. Das kleine Gewächshaus im Garten ist mit ihnen vollgestopft, in der Wohnung stehen Flaschen, in den Stecklinge Wurzeln ausbilden können. Selbst Freunde und Verwandte haben das Zitronenblatt zu Hause in Pflege.

Bei seinem Hobby hat Jörg Ratzmann natürlich auch andere Ingredienzien im Blick. Derzeit reift ein Likör aus Mispeln heran. „Ich denke, im Sommer kann ich die erste Charge verkosten“, freut er sich. Die seltenen Früchte hat er von einer Nachbarin, die Mispeln im Garten hat. Im vergangenen Sommer trug das Kernobstgewächs aus der Familie der Rosen erstmals so viele Früchte, dass die Nachbarin gar nicht mehr wusste, wohin damit. Solche Experimente mag Ratzmann. „Mispellikör kenne ich aus Kroatien. In Hum, der kleinsten Stadt der Welt in Istrien, habe ich ihn schon mal probiert, der war sehr lecker. Mal sehen, ob meiner genauso schmecken wird“, sagt er.

Bild: Jörg Ratzmann aus Wandersleben | © Klaus-Dieter Simmen

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