Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Zweite Plätze sind nicht sein Ding, eigentlich. Denn Berthold Bley ist gern an der Spitze, und das unangefochten. In diesem Fall aber sieht selbst der emeritierte Professor der TU Ilmenau das Ergebnis mit Genugtuung. Immerhin haben sich 80 verschiedene Projektträger dem Wettbewerb gestellt. Organisiert haben diesen im Rahmen des Rotary Berufsdienstes Clubs aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Gefragt wurde „Wie begeistert man Jugendliche für eine Berufsausbildung?“ Der Rotary Club Arnstadt, in dem sich Bley selbst engagiert, schickte das vom Verein Solardorf Kettmannshausen 2024 entwickelte Projekt „3D-Klimahaus“ beim Hybridmeeting Anfang April in Wien ins Rennen. Am Ende mussten die Thüringer nur dem Projekt „Robij“ des Rotary Clubs Zürich den Vortritt lassen.

Dank der Anschubfinanzierung vom Thüringer Bogen konnte dieses Projekt 2024 in Thüringen starten. Initiiert hat es Vorstandsvorsitzender Bley. Bereits im ersten Jahr konnten die Mitstreiter des Vereins Solardorf Kettmannshausen 300 Projekttage an 100 Schulen im Freistaat anbieten. Dabei erreichten sie 6000 Schüler. Und auch in diesem Jahr werden ähnlich Zahlen angestrebt. „Das zweite Halbjahr ist bereits völlig ausgebucht“, sagt Berthold Bley. Um das Pensum zu gewährleisten, ist eine straffe Organisation nötig. Die liegt in den Händen vom Vorstandsvorsitzenden des Vereins. Vor Jahren ging dieser selbst noch bei Projekttagen in die Schulen. Heute kümmert sich Bley ausschließlich um Organisation und Finanzen. Die nötigen Mittel für die fortlaufenden Einsätze an den Schulen zu beschaffen, ist sehr zeitaufwändig.

Im Projekt „3D-Klimahaus“ verbindet der gemeinnützige Verein für die Schüler die Welt des 3D-Drucks mit Solarenergie und Wasserstofftechnik. Dabei werden jedem Projektteilnehmer ein Laptop und ein 3D-Drucker zur Verfügung gestellt, um die Aufgaben lösen zu können. Die Aufgabenstellung selbst orientiert sich an der jeweiligen Altersgruppe. Schon der Einstieg in den 3D-Druck zeigt den Schülern, Langeweile hat in diesen sechs Stunden umfassende ganz speziellen Unterrichtstag keinen Platz. Kreativität ist gefragt, wenn sie im 3D-Drucker entstehen lassen, was sie zuvor entworfen haben.

„Unser Ziel ist, dass die Kinder und Jugendlichen mit Kopf und Hand gleichermaßen aktiv werden“, sagt Berthold Bley. Was im Drucker entsteht, der Rohbau fürs Klimahaus, muss danach sorgsam aufgebaut werden. Das funktioniert nur in Teamarbeit. Auf diese Weise lernen die Schüler sich gegenseitig zu unterstützen und entwickeln ihre handwerklichen Fähigkeiten. Dabei können sie bei der Konstruktion des Gebäudes durchaus eigne Ideen einfließen lassen. Ganz nebenbei erfahren sie, welche Gewerke beim Hausbau ineinandergreifen.

Die Zusammenhänge der Nutzung erneuerbarer Energien sind ein weiterer wichtiger Punkt beim Projekttag. Das Klimahaus versorgt sich selbst, gewinnt seinen Strom aus Sonnenenergie – mittels Solaranlage auf dem Dach und Balkonkraftwerk. Der selbst gewonnen Strom wird teilweise in Wasserstoff umgewandelt, um das Auto zu betreiben, das für die Bewohner bereitsteht. Und wenn am Ende des Projekttages alle Komponenten funktionieren, kommt zum Wissensgewinn der Stolz auf das Geschaffene hinzu.

So komplex sich diese Aufgabenstellung darstellt, Professor Bley und seine Mitstreiter haben ein System entwickelt, das die Mädchen und Jungen zielsicher durch das Projekt leitet. Reaktionen aus den Schulen zeigen, dass vor allem die Schüler, aber auch die Pädagogen das zu schätzen wissen. Die Viertklässler aus der Staatlichen Grundschule Franzberg bedankten sich für „den tollen Unterricht, der nie enden sollte.“ Die Mädchen und Jungen der Grundschule am Rittergut in Knau unterstrichen, dass sie jetzt wissen, „wie wichtig nachhaltiges Bauen für die Zukunft unseres Planeten ist.“

Foto: Die Schüler bauen das Modell auf | © Solar-Dorf-Kettmannshausen e.V.