IHK Südthüringen:
Die Kostenentwicklung und der Personalmangel stellen die größten Risiken für die Wirtschaftsentwicklung der nächsten Monate dar. Die Antworten der Politik auf berechtigte Sorgen aus der Unternehmerschaft befriedigen nicht, sondern wirken verstärkend. Der Aufschwung lässt daher auf sich warten. Diese Ergebnisse liefert die Konjunkturumfrage Frühsommer 2023 der Industrie- und Handelskammer (IHK) für den Ilm-Kreis.
Die Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage recht positiv. Für 36 Prozent stellt sich die Geschäftslage als gut und für 49 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend dar. Allerdings wagen nur 12 Prozent die Prognose, dass es in den kommenden Monaten besser werden könnte. 36 Prozent rechnen dagegen mit einer Verschlechterung.
Der Konjunkturklimaindikator, den die IHK Südthüringen als geometrischen Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen ermittelt, erreicht 95,7 von 200 möglichen Punkten. Im Vergleich zur Umfrage Jahresbeginn 2023 ist dies ein Anstieg um 10 Punkte. Vor einem Jahr wurden 83 Punkte erreicht. In einer gesunden Wirtschaftsentwicklung erreicht der Konjunkturklimaindikator 100 und mehr Punkte. Derzeit überwiegen die Risiken. Dies zeigen lokale Indizes. Während in Ilmenau mit 105 Punkten erste Aufschwungsignale erkennbar sind, stecken die Firmen im Amt Wachsenburg mit 67 Punkten tief in der Krise. In Arnstadt werden 97 Punkte erreicht.
„Die schlimmen Befürchtungen des vergangenen Jahres sind nicht eingetroffen. In den Firmen macht sich Erleichterung breit, weil nach einem rasanten Anstieg der Energiepreise eine Stabilisierung unterhalb des Rekordniveaus eingesetzt hat. Die Bundesregierung zieht jedoch aus dem Ausbleiben einer Rezession die falschen Schlüsse. Werden weniger außergewöhnliche Wirtschaftshilfen benötigt, bedeutet das noch lange nicht, dass die Unternehmen aus dem Vollen schöpfen und die mühsam erwirtschafteten Erträge in politische Herzensprojekte der Ampelparteien stecken wollen. Derzeit gelangen wöchentlich neue Gesetze auf die Berliner Agenda, die allesamt Mehraufwand für die Firmen bedeuten“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Steigende Belastungen ruinieren auf Dauer auch eine gesunde Wirtschaft. Im Ilm-Kreis arbeitet zwar jedes zweite Unternehmen mit Gewinn, doch die Ertragslage hat sich im Vergleich zum Vorjahr für 35 Prozent verschlechtert. Permanenter Erfolg ist nicht garantiert. Dies zeigt insbesondere die Auftragslage der Industrie aus dem Ausland, die für viele Unternehmen eingebrochen ist.
In den kommenden Monaten planen 79 Prozent der Unternehmen Investitionen. Auf den ersten Blick erscheint dies ordentlich, doch nur 16 Prozent weiten ihr Engagement im Vergleich zum Vorjahr aus. Die Investitionen sind wenig expansiv und konzentrieren sich auf die Ersatzbeschaffung. Jeweils ein Viertel plant Ausgaben für neue Produkte, Dienstleistungen und Verfahren sowie für Kostensenkung. Auf dem Arbeitsmarkt rechnen 5 Prozent mit wachsenden Belegschaften, 11 Prozent mit rückläufigen Mitarbeiterzahlen.
Als größte Risiken stellen sich die Energiepreise mit 64 Prozent Nennungen aus der Unternehmerschaft, die Arbeitskosten mit 58 Prozent, Fachkräfteengpässe mit 56 Prozent und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit 49 Prozent dar.
Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 27. März bis 25. April 2023 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.200 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 6.800 Unternehmen aus dem Ilm-Kreis. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 3.100 Dienstleister mit 16.000 Beschäftigten, gefolgt von 1.600 Handelsunternehmen mit 4.200 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Ilm-Kreis 680 Unternehmen mit 13.700 Beschäftigten.
Bild: © ty/Adobe Stock