Regionalmanagement Thüringer Bogen:
So kann man Wünsche und Möglichkeiten vereinen, beschreibt ein zufriedener Kunde seine Erfahrung mit dem Raumausstatter Tresselt in Gehren. Und damit hat er treffend die Firmenphilosophie beschrieben, die seit nun 150 Jahren das Familienunternehmen trägt. „Wir wollen nicht unbedingt auf Teufel komm raus verkaufen“, sagt Jana Tresselt-John, die gemeinsam mit ihrer Schwester Katja die Firmengeschicke leitet. „Kunden erfahren bei uns eine Rundum-Beratung, in der alle Möglichkeiten abgeklopft werden.“ Und in diesen Tagen, da die Familie das 150. Gründungsjubiläum feiert, sind sie eingeladen, im Unternehmen hinter die Kulissen zu schauen.
Es war Carl Tresselt, der 1874 befand, es sei Zeit, sich auf eigene Füße zu stellen. Der Gewerbeschein für seine Sattlerei wurde am 31. August jenes Jahres ausgestellt. Fortan entstanden in der Königseer Straße 6 Zaumzeug, Riemen und Gurte. Später polsterte der Handwerksmeister auch Kutschensitze, Stühle und Sessel auf. Dann übernahm Paul Christian Tresselt die Zügel. Der Tapeziermeister entwickelte aus der Firma eine Polsterei mit Möbelhaus. Sein Nachfolger Willy behielt das Geschäftsprofil bei, erweiterte es jedoch um Gardinen und Gardinenleisten. Bis Ende 2004 führte Hermann Tresselt das Familienunternehmen. Ihm gelang es, 1972 der Verstaatlichungswelle in der DDR zu entgehen. Als sich 1990 viele neue Türen öffneten, spezialisierte er sich als Raumausstatter, der sich rasch einen hervorragenden Ruf in der Region erwarb.
Hermann zeigte Weitsicht, ließ die Schaufensterfläche um 15 Meter verbreitern, erweiterte die Ladenfläche auf 160 Quadratmeter und baute moderne Werkstatträume mit leistungsfähigen Maschinen. Und er erkannte, dass ein Familienunternehmen zwar nicht alles leisten kann, jedoch seinen Kunden eine große Leistungsvielfalt bieten muss.
Aus diesem Grund entstand schon in DDR-Zeit ein Netzwerk, auf das wir heute noch zurückgreifen können,
beschreibt Jana Tresselt-John.
Wie wichtig das ist, zeigte sich vor einiger Zeit, als der Gehrener Raumausstatter den Auftrag bekam, die Inneneinrichtung des Steakhauses Riverdam an der Talsperre Hayda zu übernehmen. Die Betreiber hatten sich für einen Western-Style entschieden.
Da waren plötzlich wieder alte Techniken gefragt, mussten schwere Vorhänge her, es durfte nicht gespart werden mit Troddeln und Posamenten,
sagt die heutige Firmenchefin. Am Ende gelang es, dem Restaurant einen ganz besonderen Charme zu verpassen, ohne dass dieser Stil düster und schwergewichtig daherkommt.
Das konnten wir umsetzen, weil wir entsprechende Kontakte zu Unternehmen haben, wo wir die seltenen Stoffe beispielsweise bekamen.
Stets in der Königseer Straße 6 beheimatet, haben die jeweiligen Firmenlenker immer darauf geachtet, über die Kirchturmspitze von Gehren hinaus zu denken. Das hat entscheidend mitgeholfen, die Klippen der Zeit zu umschiffen, etwa bei den vielen Materialengpässen in DDR-Zeit. Hermann Tresselt sitzt zufrieden in seinem Sessel. Seine Töchter führen das Geschäft in seinem Sinne weiter. Sie sind spezialisiert auf Sonnen- und Insektenschutz, sie bieten Gardinenpflege an. Das heißt, wem es schwerfällt, diese selbst abzunehmen, zu waschen und wieder aufzuhängen, kann auf die Firma zurückgreifen. Plissee- und Lamellenreinigung gehören zum Portfolio ebenso wie Fensterdekoration aller Art. Während solche Jubiläen oftmals einen bitteren Beigeschmack haben, weil kein Nachfolger in Sicht ist, hegt Hermann berechtigte Hoffnung. Enkeltochter Jasmin hat ihren Gesellenbrief in der Tasche und ist entschlossen, das Unternehmen in sechster Generation weiterzuführen.
Ach ja, in Gehren sind die Tresselts als „Patsche“ bekannt. Ein Spitzname, den sie mit Freude tragen. Denn schon der Firmengründer Carl verwertete Lederreste. Was für die Sattlerei nicht mehr taugte, konnte immer noch als Teil einer Fliegenpatsche verwendet werden. Eines der ersten Exemplare hängt an der Wand, die auch die Porträts der Firmeninhaber trägt. Diese Art der Resteverwertung ist ebenfalls ein Beweis für Tresseltschen Ideenreichtum.
Bild: 150 Jahre Raumausstatter Tresselt | © Klaus-Dieter Simmen