Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Katja Börner ist Mitarbeiterin der Natura 2000-Station Gotha/Ilm-Kreis. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist das Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt schützen!“, an dem sich die Station seit 2022 beteiligt. Wir sprachen mit ihr.
Frau Börner, wie geht es dem Rebhuhn in unserer Region?
Durch unsere Kartierung konnten wir zeigen: Es gibt noch Rebhühner in der Region. Aber zu sagen, dass es ihnen gut geht, das wäre falsch.
Das heißt?
Mit 1,36 Rebhühnern pro 100 Hektar Agrarlandschaft ist die Rebhuhn-Dichte im Vergleich zum Vorjahr mit 0,97 Rebhühnern pro 100 Hektar leicht gestiegen. Wenn man allerdings weiß, dass seit 1980 die Rebhuhnbestände in Deutschland um rund 85 Prozent zurückgegangen sind, versteht man, dass noch viel zu tun ist.
Im dritten Jahr wurden nun die Bestände kartiert. Wie muss man sich das vorstellen?
Zur Balzzeit der Rebhühner hat die Natura 2000-Station Gotha/Ilm-Kreis mit 28 ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen dieses Jahr 106 Routen im nordöstlichen Landkreis Gotha, im nördlichen Teil des Ilm-Kreises sowie im westlichen Randgebiet der Stadt Erfurt kartiert. Die Routen, je 1,5 Kilometer lange Feldwege in der Agrarlandschaft, werden zur Kartierung in der abendlichen Dämmerung abgelaufen. Dabei wird alle 200 Meter der Balzruf des Rebhahns über einen Lautsprecher abgespielt und alle gehörten oder gesichteten Rebhühner werden gezählt. Doch nicht auf jeder Route konnten Rebhühner beobachtet werden. Während auf 54 Routen Rebhühner zu sehen oder zu hören waren, wurden auf den restlichen keine Rebhühner vorgefunden. Letzteres sagt viel aus über den Bestand.
Und daraus lässt sich die Populationsdichte errechnen?
Ja, genau. Selbst wenn bei dieser Methode nicht alle Rebhühner im Gebiet erfasst werden, lässt sich hochrechnen, wie viele dieser Tiere hier vorkommen.
Das zu wissen, ist eine Sache. Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie daraus?
Um weitere Verluste zu vermeiden und wieder eine stabile Population im Gebiet zu erreichen, ist es entscheidend, den Rebhühnern das Aufziehen der Küken zu ermöglichen und daher für genügend Deckung und Nahrung in Form vieler Insekten in der Agrarlandschaft zu sorgen. Das Projekt erlaubt uns jährliche Bestandsaufnahmen. Daraus ergeben sich Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraums der selten gewordenen Feldvögel.
Was wird konkret unternommen, den Hühnervögeln sozusagen unter die Flügel zu greifen?
Wo Rebhühner noch vorkommen, sollen gezielt Schutzmaßnahmen wie Blühstreifen oder Brachen angelegt werden, um den Rebhühnern das sichere Brüten und die Aufzucht der Küken zu erleichtern. Die Rebhuhnküken sind jetzt schon auf den Beinen. Wie viele Rebhuhnpaare erfolgreich ihren Nachwuchs großziehen werden, werden wir erst im Herbst abschätzen können, wenn die Familienverbände in Gruppen einfacher zu beobachten sind.
Ganz konkret: Wo hat die Natura 2000-Station für Blühstreifen gesorgt?
Im Raum Dachwig und Großfahner beispielsweise haben Landwirte, die im Projekt mitmachen, solche Flächen angelegt. Immerhin auf einer Gesamtfläche von 40 Hektar. Es wird übrigens noch einiges hinzukommen, denn das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderte Projekt läuft noch bis 2029.
Danke für das Gespräch.
Bild: Rebhuhn | © Junge