Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Frankreich, Griechenland, China, Australien, Kolumbien – in diesen und vielen anderen Ländern arbeiten Riedl-Roboter zuverlässig. Sie managen den Warenein- und -ausgang in Apotheken, in Krankenhäusern und im pharmazeutischen Großhandel. Nur in Deutschland gibt es wenige, die sich auf diese Innovation aus Plaue verlassen. Und in Thüringen gar kein Unternehmen dieser Art. Das liegt weniger daran, dass der Prophet nichts gilt im eigenen Land. Und nicht nur daran, dass der Marktführer in der Republik das Feld längst beackert hat. Es hat auch mit der Geschichte der Riedl GmbH in Plaue zutun.

Beim Blick zurück sehen wir ein Start up, das zwar nicht in einer Garage seinen Weg beginnt, aber dieses Klischee doch zu erfüllen vermag. Marcus Riedl hatte 2009 eine Vision, an der er gemeinsam mit Gleichgesinnten arbeitete. Automatisierungssysteme für Apotheken sollten entstehen. Und zwar solche, die ganz anders arbeiten als die bisher bekannten. Nun weiß man, forschen und tüfteln kostet Geld. Das war schon bald knapp, sehr knapp. Um das Ende seines Traumes zu verhindern, suchte Marcus Riedl nach Geldgebern. In Italien wurde er fündig. Die GPI Gruppe war von der einfallsreichen Technik aus Plaue überzeugt und seit 2014 ist die Riedl GmbH eine einhundertprozentige Tochter des italienischen Partners. Der hat auch die Vermarktung der clever durchdachten Roboter übernommen.

„Das“, sagt Lennart Görl, „hat uns den weltweiten Markt erschlossen.“ Er ist Betriebsleiter in dem Unternehmen, dass am Standort 22 Mitarbeiter beschäftigt. Diese fertigen Roboter, die gänzlich neue Technologien verwenden. Gegenüber herkömmlichen Anlagen ist die in Plaue produzierte sehr leicht und verbraucht sehr wenig Energie. Ausgetüftelt wurde das, bevor Strom teuer wurde, heute erweist sich das als Wettbewerbsvorteil. Außerdem haben Roboter von Riedl keine Schleppketten. Die darin untergebrachten Kabel machen diese Ketten schwer und setzen ihrer Länge Grenzen. „Wir hingegen arbeiten mit einem Wireless-System, das heißt die Verbindung zwischen dem Greifer und dem restlichen System erfolgt über ein Wi-Fi-Netz“, erzählt Görl nicht ohne Stolz. Das bedeutet, Riedl Phasys ist nach Belieben ausbaubar, kann im rechten Winkel erweitert werden oder mäandern. Einzigartig ist es auch wegen seiner Schnelligkeit. Der Greifer saust mit einer Geschwindigkeit von fünf Metern pro Sekunde durch das Lager. Deshalb kann er 1000 Packungen in der Stunde bearbeiten. Fakten, die Landrätin Petra Enders beim Unternehmensbesuch beeindrucken. Besonders überzeugt sie die Leistungsfähigkeit des kleinen Unternehmens am Stadtrand von Plaue.

Blick ins Innenleben eines Roboters | © Klaus Dieter Simmen

Der Standort ist ein wichtiger Faktor. „Manchmal heißt es zwar, hier ist nicht viel los“, sagt der Betriebsleiter. „Aber das ist trügerisch. Für alle wichtigen Komponenten unserer Produktion haben wir Partner in der Umgebung, können also auf ein hervorragendes Netzwerk zurückgreifen.“ Die Blechteile fertigt die Firma Schulz in Gräfenroda, Voigt Systemtechnik in Großbreitenbach liefert gefräste Aluminiumteile und die im Unternehmen entwickelte Elektronik baut Voigt Elektronik in Erfurt. „Damit kommen alle Hauptkomponenten für unsere Roboter aus Thüringen. Und das garantiert uns auch Flexibilität, wenn wir bestimmte Teile schnell zur Hand haben müssen.“

Auch wenn die Riedl GmbH nicht wirklich eine Entwicklungsabteilung hat, wird doch kontinuierlich an der Verbesserung der Roboter gearbeitet. Das heißt Softwareprogrammierer arbeiten kontinuierlich an der Systemverbesserung, ebenso jene Spezialisten, die für die Hardware zuständig sind. Die Mitarbeiter, die in der Manufaktur die Anlagen bauen, kommen fast ausnahmslos aus Plaue. Die Fluktuation im Betrieb sei gering, sagt Görl. Andererseits sei es auch für sein Unternehmen schwer, neue Mitarbeiter zu finden. Aus diesem Grund übergab ihm die Landrätin eine Broschüre der Ausländerbehörde im Ilm-Kreis, die Unternehmen bei der Gewinnung von Arbeitskräften aus dem Ausland unterstützt.

Bild oben: Landrätin Petra Enders im Gespräch mit Betriebsleiter Lennart Görl | © Klaus-Dieter Simmen

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