Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Die Geschwister Weisheit haben als Hochseilartisten weltweit einen hervorragenden Ruf. Sie bereisten Europa und gastierten in vielen Ländern außerhalb des Kontinents. Angeführt von einem Mann, der seit 1973 den Weg der Truppe bestimmte. 2011 stieg Rudi Weisheit endgültig vom Seil. Seine Ideen und Vorstellungen aber bleiben Leitbild der Hochseilartisten, die seit dieser Zeit von den Söhnen Peter Mario und André geführt werden.
Wo immer die Geschwister Weisheit auch gastieren, tragen sie den Namen Gothas hin. Bei Radio- und Fernsehauftritten warb und wirbt der Truppenchef für seine Heimatstadt Gotha. Er war der erste Botschafter des Landkreises. Für sein Engagement verlieh ihm die Stadt Gotha am 14. Oktober mit einem Festakt die Ehrenbürgerschaft, genau an dem Tag, an dem er seinen 81. Geburtstag feierte.
Am Ende der liebevoll gestalten Festveranstaltung stand ein sichtlich gerührter Rudi Weisheit am Mikrofon. Dem Mann, der in seinem Artistenleben vor riesigen Menschmassen aufgetreten und der als eloquenter Redner bekannt ist, machte es sichtlich Mühe, seine Ergriffenheit in Worte zu fassen. Dass jene den Weg ins Gothaer Kulturhaus fanden, die als Mandatsträger seine Ehrenbürgerschaft beschlossen haben, einstimmig übrigens, war zu erwarten. Mit der großen Zahl jener Bürger, die einfach dabei sein wollten, wenn „ihrem“ Rudi die Ehrenbürgerurkunde der Stadt überreicht wird, hat er nicht gerechnet. Die meisten von ihnen konnten aus dem Stand von ihrer ersten Begegnung mit den Geschwistern Weisheit erzählen, als Artisten oder als Nachbarn in Siebleben.
Ab 1900 reisten Friedrich Wilhelm Weisheit, seine Frau Marie und ihre fünf Kinder durch die Lande und unterhielten das Publikum mit Hochseilartistik, Clownerie und Musik. Ehefrau Marie war eine geborene Traber, entstammte also einer der berühmtesten Hochseilartisten-Familie Deutschlands. Am Konzept änderte sich in den Folgejahren wenig. Die Truppe spielte in den Wintermonaten in den Schenken zum Tanz, wenn das Wetter Hochseilartistik unmöglich machte. Der Aufbau jener Hochseilfamilie, wie sie heute weltweit die Menschen begeistert, kam 1973, als Rudi Weisheit das elterliche Geschäft übernahm. Er manifestierte unter anderem, dass seine Kinder und Enkelkinder einen Beruf lernen mussten, ehe sie ins Artistenleben einsteigen konnten. Praktischerweise bevorzugte er es, wenn diese sich für Ausbildungen entschieden, die für die Hochseilartisten von Vorteil waren. Zwang allerdings stand dabei niemals zur Debatte.
Auf diese Verdienste wies zur Festveranstaltung auch Laudatorin Gunda Niemann-Stirnemann hin. Da sie berufliche Verpflichtungen an der Reise nach Gotha hinderte, wurde die ehemalige Eisschnellläuferin zugeschaltet. Sie erinnerte daran, wie sie als Kind in ihrer Heimatstadt Sondershausen mit großen Augen erstmals eine Show der Weisheits bestaunte. Und sich damals unter keinen Umständen vorstellen konnte, mit den Artisten, die so waghalsig auf dem Seil balancierten, einmal befreundet zu sein. „Mit dir, Rudi, begann eine neue Ära der Hochseilartistik, voller neuer Ideen und Tatendrang. Und als Meister der Artistik durften du und dein Bruder Heino den Nachwuchs selbst ausbilden“, sagte die sich aus Inzell meldende Sportlerin. „Verantwortung und Fleiß führten dich und die Truppe auf den Olymp der Hochseilartistik.“
Der Aufstieg der Geschwister Weisheit, die seit 1965 in Gotha ansässig sind, ging einher mit zahlreichen Auszeichnungen in der DDR, jedoch auch nach der Wiedervereinigung wurde die Leistung der Truppe gewürdigt. So gab es 2003 den Thüringer Verdienstorden und die Ehrenmedaille der Artistik in Gold. 2011 gewann die Hochseiltruppe beim Zirkusfestival von Monte Carlo den Ehrenpreis der Jury und den Preis der deutschen Zirkusfreunde. Und nun folgte die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt. Wenn das kein würdiges Geschenk zum 81. Geburtstag ist …
Die Geschiwster Weisheit sind auch Markenbotschafter des Thüringer Bogens.
Bild: OB Kreuch überreicht Ehrenbürgerurkunde an Rudi Weisheit, mit auf der Bühne dessen Ehefrau Traudl. | © Klaus-Dieter Simmen