Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Dass ausgerechnet Schnee die am Samstag und Sonntag in Mühlberg stattfindende Weltmeisterschaft im Schlittenhunderennen in Frage stellen würde, klingt nach einem schlechten Witz. Aber es ist Tatsache. Allerdings eine, die keine entscheidende Rolle spielt. Denn nun steht fest: Der Wettbewerb findet statt! Das hat die WSA – World Sleddog Association – entschieden. „Zwar liegen Strecken und Stake-Outs (also die Flächen fürs Musherlager) noch immer unter einer geschlossenen Schneedecke; der Boden darunter aber ist fest, und für die nächsten Tage sind steigende Temperaturen vorhergesagt, so dass wir zum Rennwochenende von zwar anspruchsvollen und herausfordernden, aber keinesfalls unbeherrschbaren oder gar gefährlichen Bedingungen ausgehen“, sagt Sascha Mönch, Pressesprecher des Schlittenhunde-Sportclub Thüringen.
„Man sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen“, sagt Anke Schiller-Mönch. Sie ist erste Vorsitzende des Schlittenhunde-Sportclubs Thüringen. Und der ist Ausrichter der Schlittenhunde-Weltmeisterschaft Anfang Dezember in Mühlberg im Kreis Gotha. Und mit Gelegenheit meint sie eben diese WM, zu der über einhundert Gespanne ins Rennen gehen. „Wer an der Strecke steht, sieht die Hunde so, wie man es kennt und es sich für eine Weltmeisterschaft vorstellt: Nämlich die Tiere im Gespann von vier bis acht Schlittenhunden. Allein in der Vier-Hunde-Klasse haben sich rund 60 Gespanne angemeldet“, und das seien sehr, sehr viele unterstreicht die Frau. Insgesamt wird es 240 Starts geben und die Wettkämpfer kommen aus 22 Nationen.
Der Thüringer Schlittenhunde-Sportclub richtet nicht zum ersten Mal eine Weltmeisterschaft aus. Schiller-Mönch verweist auf das Jahr 2006, wo in Frauenwald die WM ausgerichtet wurde; ein Wettbewerb, ausgetragen auf Schnee. Zehn Jahre später bekamen die Thüringer erneut den Zuschlag, doch am Ende waren alle Vorbereitungen vergebens; es fehlte der Schnee. Der Dachverband schätzt die Erfahrungen, die von den Thüringern bei der Veranstaltung von Schlittenhunde-Rennen gesammelt wurden. „Seit über 30 Jahren sind wir bei der Organisation von Großveranstaltungen aktiv. Das zählt.“
Dass ausgerechnet Mühlberg als Rennort ausgewählt wurde, macht für die Vorsitzende des Thüringer Clubs Sinn. „Hier haben wir bereits eine Deutsche Meisterschaft ausgetragen, die lief ab wie am Schnürchen“, sagt sie. Das beeindruckte die Organisatoren. Und in einem Gespräch mit dem damaligen Präsidenten des Verbandes Deutscher Schlittenhundesport Vereine sagte der Mühlberger Bürgermeister: Wir können auch Weltmeisterschaft! Und so nahm die Geschichte ihren Lauf. Auch mit dem Wissen, dass die Gemeinde bei Großveranstaltungen diverse Erfahrungen sammeln konnte, etwa beim Dreinschlag oder der Teag-Legend of Cross. „Und wir können uns der massiven Unterstützung durch die Gemeinde sicher sein, beispielsweise bei der Ausweisung der Parkflächen. Aber auch die Bundeswehr steht uns zur Seite. Ein Teil der Rennstrecke geht über deren Gelände. Ein weiterer wichtiger Partner ist der Thüringer Golfclub „Drei Gleichen“ Mühlberg.“
„Nicht nur, dass unsere Strecke zum großen Teil über dessen Gelände führt, wir nutzen auch die Grünflächen ringsum als Stellfläche für die Wohnwagen, mit denen die Sportler anreisen“, sagt Anke Schiller-Mönch. Natürlich gibt es WM-Teilnehmer, die einen Hotel-Aufenthalt bevorzugen. Das jedoch seien die Wenigsten. Der Musher, also der Lenker des Gespanns, schläft bei seinem Team. Und das sind nun mal die Hunde.
Zum sechsköpfigen Team, das die Weltmeisterschaft in Thüringen vorbereitet, gehört neben Schiller-Mönch auch deren 18-jährige Tochter. Die kleine Gruppe erledigt akribisch alles, was zur Organisation vorab gehört. Je näher die Veranstaltung rückt, um so größer wird sie. „Dann sind wir so um 60 Frauen und Männer, die nur eines im Sinn haben, nämlich eine reibungslose Weltmeisterschaft über die Strecke gehen zu lassen, die allen in guter Erinnerung bleibt.“
Es gibt übrigens auch einen Starter aus der Familie Schiller-Mönch. Rüde Eilo wird mit Selma Teichmann aus Oberhof auf die Strecke gehen. „Das 13-jährige Mädchen trainiert schon lange mit dem Husky. Und wir drücken ihr die Daumen, dass sie sich vorn platzieren können.“ Acht Huskys leben mit der Familie auf dem Dorf bei Weimar. Schlittenhunde, mit denen sich Anke Schiller-Mönch so oft es geht hinaus in die Natur begibt. Das hilft der Frau runterzukommen und Entspannung zu finden, die hauptamtlich beim Landessportbund Referentin für Recht ist. Das Ehrenamt beim Schlittenhunde-Sportclub fordert sie zudem, so dass Auszeit mit Hunden einen Ausgleich garantiert.
Und auch wenn Sprintrennen, wie bei der WM in Mühlberg, nicht ihr Ding ist, auch die Vereinsvorsitzende stellt sich dem Wettbewerb. Allerdings auf den ganz, ganz langen Kanten. Das ist auch das, was ihre Hunde wollen: Mit mäßiger Geschwindigkeit viele Kilometer zurücklegen. Im Klartext: Im nächsten Jahr will sie im März ein Rennen fahren, das über 250 Kilometer führt und nur zwei Tage dauert. Das klingt zunächst nach Überforderung der Hunde. „Doch das stimmt nicht, solche Wege legt der Husky mit Leichtigkeit zurück. Dabei fühlen sich die Hunde wohl.“ Zunächst jedoch geht es in Mühlberg um bedeutend kürzere Strecken und deutlich höhere Geschwindigkeiten.
Bild: Anke Schiller-Mönch | © Sascha Mönch