Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Städte, das wissen wir, haben ihre Schokoladenseiten. Und Waltershausen hat mit Rathaus, historischer Innenstadt und Schloss Tenneberg gleich mehr als eine. Damit nicht genug: Die Puppenstadt hat auch eine tatsächliche und damit überaus leckere Schokoladenseite, nämlich Thomas Anackers Schokowelt. Im Erdgeschoss eines kleinen Fachwerkhauses in der Hauptstraße verwöhnt er seine Kunden mit selbstgemachten Pralinen und himmlisch schmelziger Schokolade. Beides entsteht in der kleinen Küche im Obergeschoss.

Süßes, sagt der Chocolatier, das sei immer schon seine Leidenschaft gewesen, von Kindesbeinen an. Und so war es durchaus folgerichtig, dass der gelernte Baumaschinist begann, in der heimischen Küche Teige anzurühren, vielfältige Kuchen zu backen und diese kunstvoll zu verzieren. Der Schritt zu ersten selbstgefertigten Pralinen war dann nur ein kleiner. „Und ab da machte ich zu Ostern und Weihnachten Pralinen, die als Geschenke an Familie und Freunde gingen. Und natürlich auch uns schmeckten.“ Mit uns meint Anacker Lebensgefährtin Martina Petter, mit der er einen Fotoladen in Waltershausen betreibt. Das ist für ihn ein wichtiges Standbein, wenn er im Sommer die Schokowelt schließt. „Heiße Tage sind keine gute Zeit für Schokolade“, sagt er. Als der Mann schließlich die Idee selbstständiger Pralinenproduktion in die Tat umsetzte, unterstützte die Lebensgefährtin ihn nach Kräften. Das ist jetzt zehn Jahre her. Bereut hat der Waltershäuser diesen Schritt zu keiner Zeit. Hier, sagt er lächelnd, könne er sich verwirklichen.

Und so wie vor einem Jahrzehnt, als am Eröffnungstag 15 verschiedene Pralienensorten in der Vitrine lagen, ist es auch heute noch. Das ist die Menge, die in der kleinen Küche bewältigt werden kann. Mit den Jahren kam dann Schokolade aus eigener Herstellung hinzu – von der Bohne bis zur Tafel gefertigt. Ebenso wie bei seinen Pralinen, legt er bei der Schokolade großen Wert darauf, den Produktionsprozess unter Kontrolle zu haben. Das heißt auch, in seine kulinarischen Kunstwerke kommt nichts, was nicht hineingehört. Sprich keine künstlichen Farbstoffe, keine Aromen, die im Labor entstanden sind. Wo Williams Christ drauf steht, ist auch der Obstgeist bester Qualität drin. Und wann immer es geht, setzt der Chocolatier auf regionale Produkte. Butter und Sahne vom Landwirt um die Ecke, heimische Früchte aus nahen Gärten. Rohstoffe wie Kakaobohnen oder exotische Früchte setzen solchem Bestreben Grenzen. Doch auch hier achtet Thomas Anacker auf fair gehandelte Waren. „Ich finde, alle sollten profitieren, die Erzeuger, der Verarbeiter und am Ende der Kunde.“ Letzterer bekommt neben dem Genuss die Gewissheit, nachhaltig erzeugte Produkte erworben zu haben. In Waltershausens Schokowelt wird der Zuckergehalt bewusst niedriger gehalten. Das geht zu Lasten der Haltbarkeit. Deshalb empfiehlt der Chocolatier, seine Kreationen in spätestens vier Wochen aufzuessen. „Danach verderben sie nicht, doch der Geschmack lässt deutlich nach und die Süße nimmt zu“, begründet er die Empfehlung.

Schon zur Eröffnung vor zehn Jahren gehörte eine Karamelpraline mit Fleur de Sel zum Anackerschen Angebot. Sie hat die Kundschaft so überzeugt, dass sie seitdem ungebrochene Nachfrage erlebt. Unter den weiteren Kreationen entscheiden sich die Kunden besonders gern für Whisky-Chili, Himbeer-Joghurt oder Vanille-Eierlikör. Der Chef greift auf traditionelle Rezepturen ebenso zurück wie auf eigene Schöpfungen. Was einst Hobby war, hat er zum Beruf gemacht. Das bedeutete für ihn auch, in Köln die Chocolate Academy zu besuchen, um von Meistern ihres Fachs die nötigen Kniffe fürs Handwerk zu lernen.

Pläne für eine Erweiterung des Unternehmens trägt Thomas Anacker nicht. „Wir sind in Waltershausen und wir bleiben da“, sagt er. Und er muss auch nicht weg. Denn mittlerweile finden Kunden aus Erfurt, Gotha, Eisenach und anderen Thüringer Regionen den Weg zu ihm.

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Bild: Thomas Anacker in seiner kleinen Schokoladenküche in Waltershausen. | © Klaus-Dieter Simmen

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