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Am Ende der jeweils vier Vorlesungen steht ein Zertifikat. Und ab der ersten Vorlesung haben die Kinder einen Studentenausweis in der Hand. Das halten die Gothaer Museumslöwen, die Gemeinschaft zur Förderung des Museums der Natur, von Anfang an so.

Seit zehn Jahren organisiert der Verein alljährlich die Kinderuni. In Städten, die eine Universität in ihren Mauern haben, bieten diese das an. Da gibt es in der Regel eine Woche lang vielfältige Angebote für Mädchen und Jungen. „In Gotha verständlicherweise so nicht möglich“, sagt Vereinschef Andreas Karguth. Als er jedoch selbst zu einem Vortrag zur Kinderuni nach Bad Neustadt eingeladen wurde, erkannte er nicht nur das Potential dieser Veranstaltungen. Er erfuhr auch, mit welchem Feuereifer die Kleinen bei der Sache sind. Deshalb befand er: Die Museumslöwen müssen es sich zur Aufgabe machen, eine Kinderuni in der Residenzstadt zu etablieren.

Mittlerweile gibt es eine lange Liste hochkarätiger Dozenten, die mit unterschiedlichsten Themen die Kinder begeisterten und begeistern. In diesem Jahr eröffnete Markus Knaden den Vorlesungsreigen. Der Mitarbeiter des Max-Plank-Institutes für Chemische Ökologie in Jena beschäftigt sich mit Neuroethologie. Von ihm erfuhren die Kinder, wie Wüstenameisen sich in ihrem Umfeld orientieren und wie sie es schaffen, den schnellsten Weg nach Hause zu finden. „In Bad Neustadt wurde uns angeraten, Eltern und Großeltern von den Kindervorlesungen fern zu halten“, sagt Karguth. Das mache Sinn, weil manche sich, gewollt oder ungewollt, ins Programm einmischen. „Das widerspricht unserem Anliegen“, sagt der Löwen-Chef, „und allein Kinder zuzulassen, hat sich bewährt.“

Für die vier Vorlesungen je Semester müssen die kleinen Studenten vier Euro bezahlen. Mit der ersten bekommen sie ihren Studentenausweis und für jede besuchte Veranstaltung einen Löwen-Teilnahmestempel. Im Studienjahr 2024 sind es bislang zwei. Anfang Februar stellte Professor Orlando Gutinas-Lichius Ohrprothesen vor. Wie damit gehörlose Menschen, also auch Kinder, wieder hören lernen, erzählte der Arzt vom Uniklinikum Jena. Ungewollt gab es auch praktische Illustration für den Vortragenden. „Die Vorlesung besuchte ein Mädchen, dass solch eine Prothese trug und von ihren Erfahrungen berichten konnte“, erzählt Karguth.

Ums derzeitige Thema Nummer eins macht auch die Gothaer Kinderuni keinen Bogen. Deshalb beschäftigt sich die dritte Vorlesung am 9. März mit Künstlicher Intelligenz. Professor Oksana Arnold von der Fachhochschule Erfurt legt dar, was die KI kann und was nicht oder noch nicht. Und sie wird sich viel Zeit nehmen, die Fragen der Mädchen und Jungen zu beantworten. Den Schlusspunkt unter das diesjährige Semester setzt am 20. April Nils Türpitz. Der Arzt ist Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Sömmerda und wird aufzeigen, welche Mechanismen in Bewegung gesetzt werden, wenn sich der Rettungswagen auf den Weg zum Einsatz begibt.

Drei bis vier Museumslöwen arbeiten engagiert, um in der Kinderuni immer wieder interessante Themen anzubieten. „Wir wissen vorab nicht, wie viele Kinder zur Vorlesung kommen, deshalb stehen fünf, sechs weitere Vereinsmitglieder zur Betreuung bereit. Zwischen 30 und 80 Mädchen und Jungen besuchen unsere Vorlesungen.“ Das sind Zahlen, auf die man im Kreis der Museumslöwen stolz ist. Der Verein feiert übrigens im nächsten Jahr sein 20-jähriges Bestehen. 2005 hoben rund 60 Gründungsmitglieder die Gemeinschaft zur Förderung des Museums der Natur aus der Taufe. Heute sind bei den Museumslöwen 210 Naturfreunde organisiert. Und die begeisterten mit ihren Sommeraktionen über Jahre hinaus besonders Kinder für das Museum und heimische sowie exotische Natur. Der Verein steht auch für zahlreiche Ankäufe für das Museum der Natur. Jüngstes Beispiel ist das Modell einer heimischen Orchidee von Sebastian Brandt aus Kornhochheim. Diese wird die Ausstellung „S.O.S. Grünes Herz. Unsere Natur im Wandel“ bereichern, die Ende April eröffnet werden soll.

Wichtig auch die Reisen der Löwen aller zwei Jahre in Naturkundliche Museen in Europa. Graz, Luxemburg, Paris, Brüssel, Kopenhagen und Mailand bereisten die Gothaer, um sich umzusehen. Dabei entdeckten sie mancherlei, das auch im Gothaer Museum der Natur umgesetzt werden kann und mit wenig Aufwand großen Effekt erzielt.

Bild: Professor Karlheinz Brandenburg ist nicht nur Botschafter des Thüringer Bogens, er hat als Dozent der Kinderuni in Gotha mit seinem Vortrag die Mädchen und Jungen begeistert. | © Klaus-Dieter Simmen

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