Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Marc Camphausen öffnet eine neue Seite auf dem Bildschirm. Was dem Laien wenig sagt, offenbart dem Fachmann einen tiefen Einblick. „Dieser blaue Balken ist die aktuelle Strommenge, die unsere Solarmodule erzeugen“, sagt Camphausen. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter von Solar Mitte mit Sitz in Gotha. „Wenn wir genauer hinschauen, sehen wir, dass nachts das Unternehmen noch Strom beziehen muss, tagsüber aber dank Solarenergie autark ist.“ Diese Informationen betreffen die Rosenbrauerei in Pößneck. Und die, das weiß man, steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Anfang des Jahres wurde ein Insolvenzverwalter bestellt. Das bedeutet nicht automatisch das Aus für das Unternehmen. Die Geschäftsführende Familie Wagner ist entschlossen, das Traditionsunternehmen auf dem Markt zu halten.

Dazu gehört auch den großen Kostentreiber Energieverbrauch zu senken. Sonnenenergie bietet sich hier an, doch kostet eine fürs Unternehmen maßgeschneiderte Anlage Geld, viel Geld. Mehr als sich die angeschlagene Brauerei zu leisten vermag. Und trotzdem bezieht sie seit Wochen preiswerten Strom für ihre Produktion von der Sonne. „Das funktioniert, weil wir ein spezielles Konzept für die Rosenbrauerei entwickelt haben“, sagt Camphausen. Solar Mitte gründete in diesem Fall eine Projektgesellschaft, die das Unternehmen mit Solarstrom beliefert. „Der Kunde hat ungefähr 50 Prozent Kosteneinsparung auf den Strom, den er von uns bezieht. Und damit eine fest kalkulierbare Größenordnung.“ Auf diese Weise, so der Geschäftsführer von Solar Mitte, verknüpfe sich Zukunft mit Tradition.

Vor vier Jahren betrat das Unternehmen den Markt. Seitdem haben die Mitarbeiter, mittlerweile sind es 16, zahlreiche, spannende Projekte verwirklicht – in der Region, aber auch über Thüringens Grenzen hinaus. Wie Solar Mitte gemeinsam mit den Kunden die optimale Lösung findet, erzählt Marc Camphausen gern am Beispiel von Bartsch International. Das weltweit agierende Druckerei-Unternehmen suchte nach Wegen, die Energiekosten im Werk Wechmar zu minimieren. „Zunächst ermitteln wir den Lastgang. Das zeigt uns, wie viel Strom ein Kunde zu welcher Zeit benötigt. In der Druckerei sind das rund zwei Millionen Kilowattstunden im Jahr. Wir wissen, wie das übers Jahr benötigt wird. In den mittleren Monaten geschieht das gleichbleibend“, sagt Camphausen. Nach allen Berechnungen erwies sich eine Freifläche neben dem Werk als ausreichend, um sich in großen Teilen selbst mit Strom zu versorgen. Dieses Areal belegte Solar Mitte maximal mit Solarmodulen. „Damit“, sagt der Fachmann, „reduziert die Druckerei ihren Strombedarf um rund 500 000 Kilowattstunden. Und sie speichert den Strom ins Netz, den sie selbst nicht verbraucht.“

Steigende Stromkosten sorgen im Wechmarer Betriebsteil deshalb für deutlich weniger Sorgenfalten. Auch, weil es zu einem gewichtigen Teil regenerative Energie bezieht, was beim CO2-Zetifikatenhandel vorteilhaft ist. Solar Mitte baut nicht nur die Anlagen, sondern bietet den Kunden zugleich Wartungsverträge. Marc Camphausen weiß, dass es in seiner Branche nicht wenige schwarze Schafe gibt. Dagegen stellt sich sein Unternehmen bewusst auf. „Mein Credo vom ersten Tage an ist, Kundenzufriedenheit steht an erster Stelle! Das ist für unser Unternehmen wesentlich wichtiger als schnelles Wachstum. Momentan läuft es für Solarteure gut. Es kommen garantiert auch schwere Zeiten. Und da werden sich die Firmen durchsetzen, die gute und vor allem solide Arbeit geliefert haben.“

Von Haus aus ist der Geschäftsführer von Solar Mitte Heizungsbauer. Erfahrungen hat er als Solarteur bei einem großen Mitbewerber gesammelt, ehe er beschloss sich auf eigne Füße zu stellen. Für Gotha als Standort hat er sich entschieden, weil die Bedingungen für die Firmengründung ideal waren. Im gewerblichen Bereich ist der Unternehmer breit aufgestellt. Solaranlagen für die Dächer von Agrargenossenschaften, Freiflächenanlagen für Unternehmen, auch große mit einer Leistung von vier Megawatt. Aktuell entwickelt Solar Mitte einen großen Batteriepark. Ebenso aktiv ist die Gothaer Fachfirma auch im Einfamilienhausbereich. So werden im Jahr rund 150 Eigenheime mit Solaranlagen ausgerüstet, ausschließlich in Thüringen. Für einen optimalen Service, so Camphausen, sei Regionalität unerlässlich. Und da, wo Firmen, die aufs schnelle Geld aus waren, unzufriedene Kunden ratlos zurückgelassen haben, brachten Mitarbeiter von Solar Mitte die Welt wieder in Ordnung. Das heißt, Module auf dem Dach wurden an Elektrik angeschlossen und beim Energieversorger angemeldet, damit die Besitzer sie auch nutzen konnten. Regionalität zählt für Camphausen auch beim Einkauf von Material und bei Kooperation mit anderen Firmen. Selbst die Module sind hier hergestellt.

Foto: Marc Camphausen vor der Solaranlage für die Firma Bartsch in Wechmar. Sie hat Solar Mitte Gotha gebaut und die Wartung übernommen. | © Simmen