Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Vor 240 Jahren gründeten Christian Gotthilf Salzmann und Johann Christoph Friedrich GutsMuths ihre Erziehungsanstalt nach den Grundsätzen des Philanthropismus. Das ist lange her. Der Geist, den das Duo damals in Schnepfenthal in die Welt brachte, ist auch nach mehr als zwei Jahrhunderten noch quicklebendig. „Stimmt“, sagt Schulleiter Dirk Schmidt. „Was sich damals hier im Gothaer Land entwickelte, prägt auch heute noch den Fächerkanon der Schulen in den Bundesländern.“

Die Gedanken Salzmanns, der im März 1784 nach Thüringen kam und bereits ein Vierteljahr später das „Philanthropin Schnepfenthal“ eröffnete, waren in der Tat revolutionär. Seine Schüler reisten aus allen Teilen Deutschlands in das Dorf nahe Waltershausen, um eine ganz besondere Bildung zu genießen.

Neben den auch damals üblichen Fächern legte Salzmann großen Wert auf Naturwissenschaften, auf Mathematik,

weiß der heutige Schulleiter. All das wurde praxisnah, auch im Unterricht in der Natur vermittelt. Außergewöhnlich war auch, dass die Eleven mit Englisch und Französisch zwei Fremdsprachen lernten. Hinzu kam die sportliche Erziehung, die sie durch GutsMuths erfuhren. Schwimmen in nahen Teichen, Wanderungen, die manchmal auch querfeldein führten, so von der Schule in direkter Linie zum Inselsberg, über Stock und Stein, dem Kompass folgend. Viele dieser pädagogischen Neuerungen brachte Salzmann aus seiner Zeit in Dessau mit nach Schnepfenthal.

1945, mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde die Schule geschlossen. Die Räumlichkeiten dienten der Unterkunft von Flüchtlingen. Diese erzwungene Pause dauerte ein Jahr, 1946 eröffnete die Bildungseinrichtung wieder unter der Bezeichnung Landesinternatsschule – erstmals auch für Mädchen zugängig. Wer im ehrwürdigen Gemäuer seine Ausbildung erhielt, war stolz, ein Salzmanier zu sein. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Gegenwärtig besuchen 300 Mädchen und Jungen das Gymnasium, das seit 2001 als Spezialgymnasium für Sprachen ein Alleinstellungsmerkmal in Thüringen hat. Folgerichtig kommen die allermeisten Schüler aus dem Freistaat und lernen auch außergewöhnliche Sprachen wie Chinesisch, Japanisch oder Arabisch. Dass die Mädchen und Jungen bereits ab der fünften Klasse Salzmanier werden, sieht Dirk Schmidt nicht nur als Vorteil.

In dem Alter von zu Hause wegzugehen und im Internat zu leben, ist nicht einfach für die Kinder.

Die Aufnahmeprüfung fürs neue Schuljahr schafften 43 Viertklässler. Zwei Elternpaare haben dann der Schule mittgeteilt, dass ihre Kinder nicht ins Internat einziehen wollen. Es gäbe die Möglichkeit, nach der achten Klasse als Seiteneinsteiger hinzuzukommen.

Aber andere Gymnasien lassen die guten Schüler nur ungern ziehen,

sagt der Schulleiter.

Mit 42 Lehrerinnen und Lehrern hat das Spezialgymnasium ein solides Kollegium. Lediglich in den naturwissenschaftlichen Fächern sei man ein wenig unterbesetzt.

Deshalb haben wir in den MINT-Fächern in den unteren Klassen den Unterricht gestrafft.

MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Unterstützung erfahren die Pädagogen durch zwei Sprachassistenten. Das sind Muttersprachler, die in diesem Fall den Lehrern in Italienisch und Spanisch unterstützend zur Seite stehen. Einerseits fördern sie begabte Schüler, anderseits vermitteln sie Sprachkenntnisse über den Lehrplan hinaus.

Am zweiten Augustwochenende, zur Festveranstaltung, starteten 15 Salzmanier vom Schulgelände aus einen Wetterballon. Der flog anfangs wie geplant, doch über Gera mussten die jungen Forscher dann feststellen, dass er in bestimmter Höhe den Kurs änderte und auf und davon zog. Jedenfalls wurde er in Belgien gefunden.

Der Finder kommt demnächst nach Deutschland, erzählt Dirk Schmidt, und hat im Gepäck die Instrumente, die der Ballon getragen hat.

Wissenschaftlich gesehen haben sich aus dem weiten Flug gänzlich andere Möglichkeiten ergeben. Und, Hand aufs Herz, wenn der Wetterballon auf diese Weise Werbung für die 240 Jahre alte Schule macht, wen kann das verdrießen.

Zur Salzmannschule Schnepfenthal

Bilder: Salzmannschule Schnepfenthal | © Regionalmanagement Thüringer Bogen/Michael Reichel

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