Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Sie hat mittlerweile in ganz Thüringen ihre Spuren hinterlassen. Erste legte sie noch während ihrer Studienzeit. So hat sie in ihrer Praxissemesterarbeit 2003 über „Die Restaurierung eines Wasserbeckens im Minnegarten der Wartburg“ referiert. Und in ihrer Diplomarbeit erstellte Andrea Neid die Restaurierungsgrundlage für das Epitaph von Günther XLI. von Schwarzburg und seiner Frau Katharina in der Liebfrauenkirche zu Arnstadt. Unmittelbar nach ihrem Studium machte sie sich als Diplomrestauratorin selbstständig, mit dem Schwerpunkt Konservierung plastischer Bildwerke und Architekturelemente aus Stein.

Ich kann gar nicht glauben, dass schon zwei Jahrzehnte vergangen sind,

sagt sie. Allerdings zeigt ein Blick auf die Referenzliste, die Zeit braucht es wohl, um all die Arbeiten erledigen zu können. Da ist die Farbfassung für den Kirchturm in Bad Tennstedt, die Konservierung der Schrifttafel an der Kirche in Nägelstedt, die Konservierung und Restaurierung des Grabes von J. N. Hummel auf dem Historischen Friedhof in Weimar; ebenso hat die junge Frau im Schloss Geisa den Wappenstein restauriert und konserviert, einschließlich der Farbfassung. Und im Park von Schloss Molsdorf restaurierte sie zwei Skulpturen, für die Stadtkirche von Friedrichroda acht Epitaphe. Diese Liste ließe sich umfänglich fortsetzen.

Nun, ich mache alles, was mit Stein zu tun hat. Über kleine Skulpturen und Grabsteine bis zu Bauwerken, also Kirchen und Schlösser. Das schließt nicht nur die Arbeit am Stein selbst ein, sondern auch die Voruntersuchungen, Planung und selbst die Baubetreuung.

Ihre Werkstatt hat Andrea Neid auf dem Dorf, in Elleben im Ilm-Kreis. Das liege ruhig, sagt sie, aber nicht abgelegen. Die Autobahn ist nur einen Katzensprung entfernt, so dass sie ihre jeweiligen Einsatzorte bequem erreichen kann.

Ich agiere in einem Radius von etwas einhundert Kilometern, erklärt die Diplomrestauratorin, damit ich am Abend immer wieder zu Hause bin.

Für die zweifache Mutter eine Bedingung, von der sie nur in seltenen Fällen abweicht.

Das Thema Restaurierung hat die Frau bereits als Schülerin gepackt. Damals bewarb sie sich um ein Praktikum in Erfurt bei den Zentralen Restaurierungsstätten. Dort freute man sich über das Interesse und ermöglichte ihr einen Blick in die verschiedenen Fachgebiete. Nachdem sie Textilrestaurierung, die Sicherung archäologischen Kulturgutes, Holz- und Gemälderestaurierung kennengelernt hatte, fand sie für sich den Stein so spannend, dass sie beschloss: Das will ich lernen!

Mich faszinierte, dass er in so unterschiedlichen Formen vorkommt, von groß bis klein, von glatt bis rau,

sagt sie. Bevor sie zum Studium zugelassen wurde, musste ein zweijähriges Praktikum absolviert werden. Dann folgte die Fachschule in Erfurt.

Dort gibt es nun leider keine Ausbildung in dieser Studienrichtung mehr, weil es nicht mehr genügend Bewerber gibt,

bedauert sie.

Welche Aufträge die Fachfrau auch bekommt, spannend sind sie allemal, weil keiner dem anderen gleicht. Manche jedoch bleiben besonders in Erinnerung. Denn gelegentlich kommt ein bedeutendes Stück Thüringer Geschichte in die Werkstatt im kleinen Elleben.

Vor ein paar Jahren bekam ich vom Erfurter Dom die Törichten Jungfrauen vom Triangelportal zur Restaurierung an meinen Arbeitsplatz,

erinnert sie sich gern. Nachdem 2012 die Kirche in Walldorf bis auf die Außenmauern ein Opfer der Flammen wurde, beschädigte das Feuer auch drei Steinepitaphien erheblich.

Was davon geborgen werden konnte, wurde in Kisten eingesammelt,

erzählt die Restauratorin.

Am Ende standen in der Werkstatt 50 Kisten, gefüllt mit Steinbrocken.

Das gigantische Puzzle galt es wieder zusammenzusetzen.

Manchmal hört Andrea Neid, dass die Arbeit mit Stein für Frauen doch viel zu schwer sei. Dann hält sie dagegen, dass viele Steine, die sie in ihrer Werkstatt säubert, ergänzt und konserviert auch von einem Mann nicht gehoben werden können.

Dafür gibt es Technik in Form von Kränen und Hubwagen. Und all das können wir Frauen genauso gut bedienen,

sagt sie mit einem Lächeln.

Bild: Diese beiden Steinfiguren sind bald in Jena im Museum zu sehen. Sie standen einst in einer Kirche der Stadt, die bei einem Bombenangriff zerstört wurde. | © Klaus-Dieter Simmen

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