Regionalmanagement Thüringer Bogen:
„Einem Lehrer, der einfach abschalten, der Kraft tanken will, dem kann ich nicht die gleiche Therapie anbieten, wie einem Menschen mit körperlicher Behinderung“, sagt Marcel Freiberg. Der 33-Jährige ist Inhaber des Reit- und Therapiestalls Freiberg mit Sitz im Friedrichrodaer Ortsteil Cumbach. Dort startete das Unternehmen, einen zweiten Standort gibt es mittlerweile im nur wenige Kilometer entfernten Fischbach. Die Nachfrage nach Reitunterricht oder Therapiestunden sei so rasch gewachsen, dass Ausweitung des Unternehmens unumgänglich war. Mittlerweile besitzt Familie Freiberg 52 Pferde, die auf Wiesen an den Cumbacher Teichen oder am Ortsrand von Fischbach stehen.
Pferde gehören seit Kindesbeinen zum Leben von Marcel Freiberg. Folglich kaufte er sich als junger Mann sein erstes Tier. Das stellte er am Boxberg ein. Dort lernte er seine Frau kennen. Als sich das Paar fürs gemeinsame Leben entschloss, wollte die Frau nicht in seine Heimatstadt Eisenach ziehen, Marcel hingegen nicht nach Gotha. Der Kompromiss hieß Cumbach. Den Schritt aufs Land haben die Freibergs nicht bereut, zumal hier der Grundstein für das Unternehmen gelegt wurde, das 2016 startete.
Allerdings betreibt es der Inhaber bis heute im Nebenerwerb. Er ist beim Bodelschwingh-Hof Mechterstädt angestellt und kümmert sich um behinderte Menschen in einer Wohngruppe. Aus seiner beruflichen Sicht entsprang auch der Gedanke Reittherapie anzubieten. Die nötige Qualifikation holte sich Freiberg in Bayern. „Dort ist diese Form der Therapie durchaus anerkannter als in Thüringen“, sagt er. Das zu ändern, ist er fest entschlossen. Im Mai nächsten Jahres bietet Marcel Freiberg Ausbildungskurse im therapeutischen Reiten an. Fünf Ausbildungsplätze sind vorhanden, drei davon bereits belegt, „Das zeigt doch, wie wichtig diese Therapie mittlerweile geworden ist.“
Das spürt er in seinem Unternehmen. Derzeit kümmert er sich um elf Menschen mit unterschiedlichen Problemen. Während viele Kollegen in der Reithalle auf therapeutische Übungen setzen, behandelt Freiberg lieber unter freiem Himmel, weil er findet, die Natur habe durchaus großen Einfluss auf den Erfolg seiner Arbeit. Pferde setzt er dabei gezielt und in verschiedener Weise ein. Es sind ja auch unterschiedliche Heilungsprozesse, die unterstützt werden – körperliche, emotionale und geistige. Welche Erfolge dabei erzielt werden, wird bereits bei der ersten Begegnung zwischen Pferd und Mensch entschieden. „Beide müssen zueinander finden“, sagt Freiberg, „das heißt das Pferd sucht sich seinen Partner aus, das aber muss dieser auch annehmen.“ Die Tiere, die er für die therapeutische Arbeit ausgebildet hat, zeichnen sich allesamt durch einen ruhigen Charakter aus.
Eine weitere Facette des Unternehmens ist der Bambini Club, in dem zweimal in der Woche der Reiternachwuchs den Umgang mit Pferden lernt. Und sicherlich trifft es den Nerv der Kleinen, wenn sie ihren Geburtstag auf einem Reiterhof feiern können. Dabei bieten die Freibergs nicht nur Reiten oder Kutschfahrten an, sondern organisieren einen perfekten Tag im Reitstall.
Elf Menschen mit unterschiedlichen Problemen suchen derzeit bei Marcel Freiberg Hilfe | © Klaus-Dieter Simmen