Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Die Pferde, sechs weiße Freiberger, stehen seit Tagen schon auf der Weide. Der Verdauungsapparat der Tiere soll sich nach dem Winter schonend auf Grünfutter umstellen. Wenn der Friedensglocken-Pferdetreck am 8. Mai am Brandenburger Tor in Berlin Richtung Jerusalem aufbricht, ist das, was sie auf Wiesen finden, ihre hauptsächliche Nahrungsquelle. Der Crawinkler Landwirt Heinz Bley ist der Pferdeverantwortliche auf dem Treck. Das ist erprobt. In den vergangenen fünf Jahren hatten die Teilnehmer Gelegenheit sich bei dreiwöchigen Touren durch Deutschland und vergangenes Jahr auch durch Tschechien kennenzulernen. Das half die Aufgabenverteilung festzulegen. „Wenn wir ab Mai unterwegs sind, weiß jeder, wie er sich in welcher Situation verhalten muss“, sagt Bley.
Das sei nötig, etwa wenn am Abend das Lager aufgebaut wird. Man wisse nicht immer, wer Eigentümer der Fläche ist. „Sollte es da zu Konflikten kommen, ist es wichtig, dass einer das Zepter in der Hand hält und die Dinge regelt.“ Die Erfahrung lehrte, dass es nicht wenige Menschen gibt, die sich um die Pferde sorgen. „Ihnen soll fundierte Antwort die Bedenken nehmen“, betont er. Eine stringente Organisation ist bei dem Treck, der durch elf Länder führt, unerlässlich. Zumal es im doppelten Wortsinn immer heißer wird, je näher der Treck dem Ziel kommt. Heiligabend 2025 wollen die Mitglieder des Friedensglocken-Pferdetrecks in der Grabeskirche angekommen sein.
Heinz Bley nimmt auf die Tour sechs Pferde aus der Thüringeti mit, allesamt Freiberger. Das ist eine ursprüngliche Schweizer Pferderasse, die als arbeitswillig und ausgeglichen gilt. Und nervenstark. Damit ist sie prädestiniert für die mehrere Monate dauernde Tour. Bley lenkt nicht nur den Wagen mit der Friedensglocke. Als Pferdebeauftragter hat er alle Tiere immer im Blick, muss erkennen, ob das einzelne Tier nicht gut drauf ist und eine Pause braucht. „Dann kann das Pferd eine Auszeit auf einer Weide bekommen und wird später zurück zum Treck gebracht oder kann sich für kurze Zeit im Pferdetransporter erholen“, beschreibt der Crawinkler die Möglichkeiten. Auf jeden Fall steht das Wohl der Tiere immer an vorderster Stelle.
Die Reiseroute steht nahezu fest: Von Deutschland über Tschechien, Österreich, Ungarn, Rumänien und Bulgarien bis in die Türkei, dann über Syrien und Jordanien nach Israel. Allerdings wird Istanbul nicht, wie ursprünglich geplant, erreicht und gequert, sondern auch im Interesse der Pferde weiträumig umfahren. „Befreundete Menschen aus der Türkei haben uns geraten, auf unserem Weg durchs Land die Route durch die Dörfer zu nehmen. Wir würden freudig überrascht sein von der Freundlichkeit, die wir dort erleben“, sagt Bley. Der Treck soll auf seinem Weg das Çanakkale Şehitleri Anıtı (dt. Denkmal der Märtyrer von Çanakkale) besuchen, das zum Gedenken an die Schlacht von Gallipoli erinnert.
Unterwegs sind die Pilger vornehmlich auf Radwegen, jedenfalls so lange die Bedingungen das zulassen. Andreas Kunkel aus Crawinkel war im Vergangenen Sommer als Erkunder unterwegs, um den besten Weg für den Friedensglocken-Pferdetreck auszukundschaften. Bevor dieser am 8. Mai in Berlin mit großem Bahnhof startet, gibt es den Aufbruch in Brück (Mark) am 6. Mai, wo die Stadtverwaltung die Unternehmung mit einer Summe von 10.000 Euro unterstützt. Am 7. Mai besucht der Treck die Staatskanzlei in Potsdam, wo Ministerpräsident Dietmar Woidke ihn verabschieden wird. Natürlich wird sich auch Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt es sich nehmen lassen, den Teilnehmern Glück zu wünschen. Das wird in Gotha sein zum Thüringentag, wo sich Bley und seine Mitstreiter präsentieren werden.
Foto: Heinrich Bley mit seinen Freibergern | © Simmen