Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Michael Kirchschlager ist diplomierter Historiker. Er ist Autor zahlreicher Sachbücher und Romane. Und er ist Verleger. In seiner Heimat Arnstadt gründete er 1995 den Kirchschlager-Verlag mit Schwerpunkt historische Kriminalistik und Regionalkunde. Seit Jahren tritt er auch als Kinderbuchautor in Erscheinung. Er ist der Erfinder des Drachen Emil, der selbstverständlich in der Drachenschlucht zu Hause ist. Dessen Abenteuer begeistern seit mehr als zehn Jahren viele Mädchen und Jungen. Und besonderen Spaß hatten die Kinder, wenn sie Ritter Michael in glänzender Rüstung und mit blitzendem Schwert in Emils bunte Welt in und außerhalb der steinernen Schlucht bei Eisenach mitnahm.
Zahlreiche Lesungen hat er in Thüringer Schulen gehalten. Eine der vermutlich letzten fand am 9. Dezember in Plaue statt, zur Höflichen Weihnacht. Da durfte Emil noch einmal so richtig auftrumpfen. Kirschlager hat die Ritterrüstung zum Jahresende ausgezogen. Lesungen aus der Emil-Reihe sind nicht in Sicht. Seit dem 2. Januar ist der Arnstädter Burgvogt auf der Marksburg hoch über dem Rhein, der einzigen nie zerstörten Höhenburg. „Ich bin auf eine Ausschreibung von der Deutschen Burgenvereinigung aufmerksam geworden, der die Marksburg auch gehört“, erzählt er, „und dachte gleich, das könnte für mich interessant sein.“ Eigentlich war es seine Frau, die ihn am Ende drängte, sich auf die Stelle als Assistent der Geschäftsleitung zu bewerben. „Viele Chancen gab ich mir nicht, schließlich bin ich mit über 50 Lenzen jüngeren Kollegen gegenüber im Nachteil.“ Da hat er sich jedoch gründlich getäuscht. Der Thüringer bekam den Zuschlag.
Jetzt sitzt Michael Kirchschlager in seiner Kemenate mit Blick auf den Rhein und erzählt uns, wie sehr vertraut ihm schon das Burgleben ist. Und dass er nur so vor Ideen sprüht. Lichtführungen wird es demnächst auf der Marksburg geben und auch solche zur mitternächtlichen Stunde. Ebenso sollen Gäste in historischer Gewandung Rundgänge erleben dürfen. Geplant sind ebenso Malwettbewerbe für Kinder. Kirchschlager blickt voraus bis ins Jahr 2029. Da soll die Marksburg Bestandteil der Bundesgartenschau werden, als Veranstaltungsort.
„Die Burg ist einfach faszinierend“, sagt er über sein neues Zuhause unterhalb der Woche. „Wuchtig und groß erhebt sie sich 90 Meter über den Fluss, fasziniert nicht nur Burgenfreunde mit ihrer erhaltenen mittelalterlichen Wehranlage.“ Auch wenn sie nie zerstört wurde, der Zahn der Zeit hat auch an diesem Gemäuer seine Spuren hinterlassen. Da ist Kirchschlager mit seinen Erfahrungen ein gefragter Mann. Restaurationsarbeiten auf der Runneburg bei Weißensee, wo er lange mit Gleichgesinnten gewirkt hat, gehören ebenso dazu, wie jene, die er in Schwallungen bei der Rettung der Kemenate sammeln konnte.
Leicht, sagt er, sei es ihm nicht gefallen, seiner Heimat den Rücken zu kehren. Und gesteht ein, dass ihn jetzt schon Heimweh plage. Die Freunde fehlen, mit denen er in Arnstadt Rituale pflegte. Deshalb nimmt er gern die Fahrt am Wochenende nach Hause auf sich. Auf der anderen Seite steht die neue Herausforderung. Begünstigt haben den Schritt weg von Thüringen die vielen bürokratischen Hürden, die ihm im Freistaat als Kulturschaffenden in den Weg gelegt wurden. „Ich bin Mitglied des Friedrich-Bödecker-Kreises, der sich Leseförderung an Schulen auf die Fahne geschrieben hat. Davon abgesehen, dass es für die Lehrerinnen immer schwieriger wurde, finanzielle Mittel für Lesungen zu bekommen, sollen sie jetzt noch eine pädagogische Begründung verfassen, ob der Autor dem gerecht wird. Das und manches mehr hat mich dazu gebracht, meine Zelte hierzulande abzubrechen.“
Manchmal schaut Drache Emil auf einen Sprung auf der Marksburg vorbei. Denn das Geschichtenschreiben will sein Schöpfer nicht lassen. Und die eiserne Rüstung samt Schwert steht natürlich auch in seiner Kemenate bereit. Schließlich gehört sich das für den Burgvogt so.
Bild: Michael Kirchschlager in seinem Element | © Klaus-Dieter Simmen