Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Rolf Schenk ist Fleischermeister, wie sein Vater und dessen Vater. Das ist gesichert. Und was davor war, blieb im Dunkel.
Doch dann kam ein Heimatforscher ins Fleischerfachgeschäft, der sich mit der Geschichte des Bergbaus um und in Schmerbach beschäftigt. Und der vermeldete, dass er bei seinen Recherchen auf einen Eintrag gestoßen ist. Und der besagt, dass schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts das Gebäude stand, in dem die Fleischerei betrieben wurde. Es sei auch festgehalten, dass hier ein Mann namens Schenk als Fleischhauer quasi die Bergleute verpflegte. Schon die Ortschronistin habe ihm erzählt, dass sein Familienbetrieb eine längere Familiengeschichte aufweist als bisher angenommen.
„Dann wäre ich ja grob gerechnet der 13. Fleischermeister in der Familie“, sagt er. Zum Glück ist er nicht abergläubig. Und lang ist er ja ohnehin nicht mehr der Chef. Zum Jahreswechsel übernimmt Tochter Nicole das Geschäft. Damit ist noch ehe er in den Ruhestand geht, die Nachfolge geklärt. „Das war uns wichtig“, betont er. Auch wenn sich im Ablauf wenig ändert. Der Vater wird weiter die Würste und Schinken produzieren, die Mutter und die neue Chefin im Laden verkaufen. Ob seine Tochter die Nummer 14 der familiären Reihenfolge ist, wird sich erweisen. Die Familie ist nun entschlossen herauszufinden, ob sich die Zahlen und Angaben verifizieren lassen. Wenn das stimmt, dann ist die Fleischerei Schenk in Schmerbach der wohl älteste Handwerksbetrieb in der Region.
Gesichert allerdings ist, dass Tochter Nicole so oder so in den nächsten beiden Jahren eifrig die Werbetrommel für Thüringer Wurstwaren rühren wird. Sie wurde nämlich am 20. August dieses Jahres im neueröffneten Bratwurstmuseum in Mühlhausen zur Thüringer Wurstkönigin gekürt. Und da ist sie definitiv die Nummer 13 in der Reihenfolge. Nach ihrer Krönung legte Nicole erstmal eine Pause ein. „Die Geschäftsübergabe erweist sich komplizierter als erwartet. Bürokratie hier und Bürokratie da fressen eine Menge Zeit“, beklagt sie. Doch im neuen Jahr will sich die 44-Jährige ihrer Rolle als Thüringer Wurstkönigin intensiv widmen. Erfahrungen darin hat sie reichlich sammeln können. Schon einmal, 2001, durfte sie in das Königinnengewand schlüpfen. „Da war ich jung und unerfahren, doch über meine Amtszeit habe ich dieses Manko ausgleichen können.“ Damals vertrat sie Thüringer Wurstspezialitäten auf der Grünen Woche in Berlin, hielt Hof auf der Fleischermesse zu Frankfurt und vertrat die Farben des Freistaats beim Königinnentreffen in Deutschland.
Sollte es im nächsten Jahr nach Pause wieder zum Thüringer Wursttag anlässlich der Thüringenmesse kommen, wird sie dabei sein. Die Würfel sind noch nicht gefallen, rollen sie zugunsten der Veranstaltung, findet dies am 28. Februar statt. Sicher ist, dass die Königin in Erfurt sein wird, wenn zur Rostkultur der Thüringer Bratwurst gehuldigt wird. „Und dann wir es auch wieder viele Termine in Thüringen und weit darüber hinaus geben“, freut sich Nicole Schenk. Und wer weiß, vielleicht ist sie ja die erste ihrer Art, die auf solch eine lange Tradition im Fleischerhandwerk zurückblicken kann …
Bild: Thüringer Wurstkönigin | © Klaus-Dieter Simmen