Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Bei der Arnstädter Jobmesse kamen sie ins Gespräch, Landrätin Petra Enders und Prokuristin Edda Enders. Was die Vertreterin der Werkö GmbH zu erzählen hatte und die Probleme, die das Unternehmen bewegen, veranlasste die Landrätin des Ilm-Kreises ihren jüngsten Unternehmensbesuch in eben jener Firma zu machen. Zumal Werkö erst seit 2019 im Ilm-Kreis ansässig ist. Bis dahin war das Traditionsunternehmen in Königsee beheimatet. Daran erinnern auch noch die letzten beiden Buchstaben des Namens.

„Dort gab es keine Möglichkeiten mehr, uns zu erweitern, was sich jedoch als dringlich erwies“, erfährt die Landrätin von Geschäftsführer Lars Grünhage. In Gräfinau-Angstedt fand sich schließlich ein optimales Werksgelände. „Leider konnten wir uns in der Region noch nicht so in der Öffentlichkeit präsentieren, wie erwünscht“, bedauert der Geschäftsführer. „Corona war der Hindernisgrund.“ Das jedoch soll sich rasch ändern. Ein Tag der offenen Tür ist geplant, Grünhage denkt daran, an Schulen Arbeitsgemeinschaften für Metall einzurichten. Das weitläufige Netzwerk, das so entstehen soll, entsteht auch aus Eigennutz. „Wir suchen händeringend Auszubildende“, erklärt Grünhage der Landrätin. „Indem wir uns in der Region bekannt machen, indem wir zeigen, bei uns haben die Mitarbeiter optimale Arbeitsbedingungen, die Bezahlung ist leistungsgerecht, wollen wir Fachkräfte gewinnen.“ Der Geschäftsführer macht auch deutlich, ohne Arbeitskräfte aus dem Ausland ist das Problem nicht zu lösen. „Doch die Hürden, die da übersprungen werden müssen, sind Hemmschuhe.“

Die Landrätin kennt das Problem aus ihren Kontakten zu den Unternehmen im Landkreis nur zu gut. „Wir wissen, dass es nicht so hoppla hopp geht, Fachkräfte oder auch Auszubildende aus dem Ausland in unsere Betriebe zu holen. Also haben wir reagiert und der Landkreis hat auf der Grundlage des beschleunigten Fachkräfteeinwanderungsgesetzes in der Ausländerbehörde einen Fachkräfteservice etabliert“, informiert Petra Enders. „Somit bieten wir Ihnen eine umfassende Beratung und Unterstützung im Antrags- und Anerkennungsverfahren.“  Aktuell kümmere sich Werkö um Fachkräfte aus Vietnam und Usbekistan. Der Geschäftsführer kann auch vermelden, dass sein Unternehmen mit einer Technikerin aus dem Iran im Gespräch ist, die hochqualifiziert ist. „Sie möchte bei uns tätig sein, weil sie als Frau in ihrer Heimat keine Chance hat, entsprechend ihrer Ausbildung eingestellt zu werden.“

Wie die anderen Unternehmen ächzt auch der Hersteller von Präzisions-Zerspanungswerkzeugen für die Metallbearbeitung unter den hohen Energiekosten. Aktuell wird die Heizungsanlage mit Öl betrieben. Die Umstellung auf Erdgas scheiterte an den immensen Bereitstellungskosten. Was heute im Unternehmen als Glücksfall gesehen wird. Welcher Lösung die Zukunft gehört, zeichnet sich noch nicht ab. Grünhage fände einen Fernwärmeanschluss optimal, auch eine gemeinsame Nahversorgung im Gewerbegebiet von Gräfinau-Angstedt könnte er sich vorstellen.

Während hier keine schnelle Lösung in Sicht ist, kommt in ein weiteres Anliegen des Unternehmens Bewegung. Das Gewerbegebiet hat immer noch keine Bushaltestelle. Das sei ein großes Manko, findet der Werkö-Geschäftsführer. „Den Fahrplan zu erweitern, ist kein großes Problem“, erklärt Petra Enders. „Für die Bushaltestelle jedoch ist die Kommune verantwortlich.“ Allerdings werde solch ein Vorhaben mit immerhin 70 Prozent der Kosten gefördert. Ortsteilbürgermeisterin Claudia Gorzelitz informiert, dass mit dem Gehwegebau auch eine Haltestelle geplant ist.

Wenig erfreulich für Lars Grünhage der Ausblick beim Anschluss ans Glasfasernetz. „Kürzlich erst wurde mir von den Verantwortlichen gesagt, dass wir nicht vor Mitte nächsten Jahres mit dem Anschluss rechnen können“, schimpft er. Leider habe der Landkreis keinen Einfluss auf die zuständigen Telekommunikationsunternehmen, bedauert die Landrätin. Aber sie kann vermelden, dass Werkö noch in diesem Jahr ans Glasfasernetz angebunden wird, spätestens zum vierten Quartal. „Das sind brandneue Daten“, unterstreicht sie.

Und ein funktionierendes Datennetz ist für das Unternehmen in Gräfinau-Angstedt wichtig. Schließlich ist der Export ein wichtiges Standbein des Werkzeugherstellers. Die Hälfte der gesamten Produktion wird ins Ausland geliefert. „Bei geschliffenen Präzisionswerkzeugen aus Vollhartmetall sowie kobalt- und pulverlegierten Hochleistungs-Schnellarbeitsstählen gehört die Werkö GmbH heute europaweit zu den kompetentesten Anbietern in den Bereichen Bohren, Fräsern, Gewinden, Drehen, Senken und Reiben“, informiert Geschäftsführer Grünhage. Jährlich werden zwölf Millionen Werkzeuge verkauft, ein Viertel davon sind Sonderanfertigungen.

Bild: Unternehmensbesuch bei Werkö in Gräfinau-Angstedt | © Klaus-Dieter Simmen

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