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Die Anfänge liegen in der Oststadtschule. Dort scharte 1969 ein musikbegeisterter Lehrer ebensolche Schüler um sich und gründete einen Fanfarenzug. Zu Beginn des Jahres 1974 wurde schließlich ein richtiger Verein gegründet.

Es gab, wie andernorts auch, drei Instrumente, die gespielt wurden: große Trommel, genannt TomTom, kleine Trommel und Fanfare. Entsprechend eingeschränkt war das musikalische Repertoire.

Das schmälerte den Spaß an der Sache in keiner Weise!,

sagt Peter Sobieraj. Und er muss es wissen, gehörte er doch damals mit zu den ersten kleinen Musikern.

Wir wechselten dann ins Pionierhaus, wo unsere Entwicklung jedoch stagnierte. Schließlich fanden wir im September ’74 im damaligen Traktorenwerk eine neue Heimat,

erinnert er sich. Und damit gibt es ein Datum für die Gründung des Musikzuges, der sich unter dem Namen Fanfaren- und Showorchester Gotha weit über die Grenzen des Freistaats einen Namen gemacht hat.

Tja, dazwischen liegen lange fünf Jahrzehnte, sagt Orchesterleiter Peter Sobieraj, Jahre geprägt vom Auf und Ab in bewegter Zeit.

Zunächst gings bergauf, mächtig sogar. Das Traktorenwerk bot beste Chancen. Hier absolvierten viele Schüler den Unterrichtstag in der Produktion, hier gingen Berufsschüler ein und aus. Und viele von ihnen gelang es, für das Spiel im Fanfarenzug zu begeistern.

Plötzlich zählten wir 140 Mitglieder. Für diese Zahl reichten unsere Instrumente gar nicht aus.

Horst Nothnagel, der damals den Zug leitete, machte trotzdem das Beste daraus. Notenkenntnisse waren bei den jungen Musikern nicht vorausgesetzt.

Der Titel wurde vorgespielt, dann galt es, ihn so lange nachzuspielen, bis er schön klang,

erinnert sich der Orchesterchef. Nachdem Bernd Klose den Fanfarenzug des Traktorenwerkes geleitet hat, folgten in rascher Folge etliche andere, was dem Ensemble nicht gut bekam. Als Sobieraj von der Armee nach Hause kam, bestand es nur noch auf dem Papier. Einen spielfähigen Zug gab es 1984 nicht mehr. Betriebsleiter und Gewerkschaftschef des volkseigenen Betriebes überredeten ihn, genau das mit neuem Schwung wieder auf die Beine zu stellen. Das gelang. Am 1. Mai 1985 spielte der Fanfarenzug bei der Kundgebung auf, mit immerhin 60 Musikern.

In diesen Jahren kamen die ersten „fremden“ Instrumente hinzu.

Da stand plötzlich einer mit seinem Saxophon da und sagte, ich will bei euch mitmachen,

erinnert sich Sobieraj. Später erweiterten Trompeten das Klangbild.

Das eröffnete ganz neue musikalischen Möglichkeiten, brachte aber ein neues Problem. Ohne Notenkenntnisse ging nun gar nichts mehr.

Das Repertoire wuchs dadurch, was den Musikzug sehr gefragt machte.

Ende der 80er Jahre litt auch er unter der Mangelwirtschaft in der DDR. Sobieraj setzte sich hin und schrieb Honecker einen Brief, in dem er fehlende Instrumente beklagte. Sicherheitshalber bekam Krenz zugleich eine Kopie. Die Zahl der Trompeten, die daraufhin angeboten wurden, nutzte dem Klangkörper wenig. Später kamen dann doch noch brauchbare Instrumente.

Ich hatte den Eindruck, alle Lager wurden leergeräumt, nur um Ruhe zu haben.

Dann änderte die friedliche Revolution das Land. Der Orchesterchef schrieb wieder einen Brief. Diesmal an den Bürgermeister von Düsseldorf, in dem bat er darum, mit dem Fanfarenzug beim Karnevalsumzug dabei sein zu dürfen. Die Gothaer durften, vier Tage lang spielten sie am Rhein auf. Und sie haben mächtig Eindruck hinterlassen. Denn 15 lange Jahre gastierte der Fanfarenzug in der Karnevalshochburg zum Start der tollen Tage. Was wenige Jahre zuvor noch undenkbar war, gehörte plötzlich zum Alltag. Die Gothaer Musiker reisten durch Europa. Spanien, Frankreich, Italien, Belgien, Finnland – es waren keine Grenzen mehr gesetzt. Auch in musikalischer Hinsicht. Denn das Argusauge, mit dem der Staat überwachte, dass nicht zu viele Westtitel das Publikum infiltrierten, gab es nicht mehr. Dafür das, was an Materialien gebraucht wurde, in reicher Auswahl.

1993 bereicherte eine Tanzgruppe das Ensemble. Das führte zur heutigen Namensgebung. Wer Mitglied im Verein wird, hat viele Chancen. Er kann Noten und ein Instrument erlernen, reist zu interessanten Auftritten. Der einstudierte Vorrat musikalischer Titel ist enorm gewachsen, reicht von Klassik und Jazz, über Pop und Blasmusik bis hin zum Volkslied. Davon können sich die Gäste beim Jubiläumskonzert am 28. September 2024 um 19:30 Uhr überzeugen. Karten gib es noch.

Bild: Peter Sobieraj erinnert sich an die Geschichte des Gothaer Fanfaren- und Showorchesters | © Klaus-Dieter Simmen

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