Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Zum ersten Mal saßen wir 2019 zusammen. Max, gerade das Abitur in der Tasche, war auf dem Sprung von Gotha in die österreichische Metropole. Und er erzählte voller Begeisterung von seiner Zukunft in der Stadt an der Donau, die sie bekanntlich im tiefen Blau durchfließt. Dass er davon, zumindest in den ersten Monaten, wenig sehen würde, ahnte er nicht.

Max Lamperti verließ damals seine Heimatstadt, um am Max-Reinhardt-Seminar Schauspiel zu studieren. Tauschte die Geräumigkeit seines Elternhauses gegen eine winzige Wohnung. Ich erinnere mich, dass er bei unserem nächsten Gespräch bekannte, von Wiens vielfältigen Sehenswürdigkeiten kaum etwas gesehen zu haben. Ein Schauspielstudium am renommierten Max-Reinhardt-Seminar ist ein Sprungbrett, vorausgesetzt, der Absolvent lässt sich auf das enorme Pensum ein, das dort zu bewältigen ist. Max hat das getan. Und jetzt sitzen wir wieder beieinander und er sagt: „Ich bin fertig mit meinem Studium in Wien!“

Jedenfalls fast. Zu schreiben bleibt noch die Diplomarbeit, das will und muss er über den Sommer erledigen. Er hat sich ein spannendes Thema ausgesucht, nämlich komisches Spiel. Menschen zum Lachen zu bringen, ist eine überaus ernsthafte Angelegenheit. Wer auf der Bühne lustig sein will, darf nichts dem Zufall überlassen. Auf einem Liederabend sprach er mit einem anderen Gast über seine Diplomarbeit und der sagte, oh ja, da wäre es ja gut, mit Otto Schenk ein Interview zu führen. Genau, antwortete Max, mit Otto Schenk, das wäre wirklich gut, um dann heimlich im Handy nachzuschlagen, wer das ist. Der österreichische Schauspieler, Kabarettist, Regisseur und Intendant, der sich selbst einmal als „Handelsreisender in Detaillistik“ bezeichnete, antwortete auch auf die Anfrage des Studenten nach einem Gespräch. Dazu, schrieb er, sei er nur durch Androhung von Folter zu bewegen. So wird die Abschlussarbeit ohne Zutun von Otto Schenk entstehen.

Nicht alle Schauspielschüler können nach Studienende in eine gesicherte Zukunft blicken. Viele starten als Freie auf einem stark umkämpften Markt ins Berufsleben. „Ich hatte Glück“, sagt Max. Mit Ende des Sommers beginnt er sein Engagement am Stadttheater Heilbronn. Er gehört dann zum Ensemble des Jungen Theaters, was ihn besonders freut. Bereits im Oktober gib’s dort eine Premiere. „Nach vorn, nach Süden“, heißt das Stück, in dem Max auch seine Premiere in der Stadt am Neckar hat. In dem Jugendstück wird die Geschichte junger Menschen erzählt, die vom Parkplatz eines Penny Marktes zu einem Trip durch den Sommer starten. Eine Geschichte voller Komik. Und da kann der junge Schauspieler gleich umsetzen, was er in seiner Diplomarbeit formuliert hat. „Die Zeit in Heilbronn wird anstrengend“, sagt er. Aber er freue sich auf die vielen Premieren, die das junge Theater in der kommenden Spielzeit plant.

Seit er fünf Jahre alt ist, steht Max Lamperti auf der Bühne. Schauspieler zu werden, war für ihn immer erklärtes Berufsziel. Einen Plan B gab es nicht. Jetzt hat er an einer der renommiertesten Schauspielschulen seinen Abschluss gemacht, hat einen Vertrag in der Tasche und ist glücklich. Aber nicht am Ende seiner Träume angekommen. „Mich interessiert das Thema Film brennend“, bekennt er. „Theaterinszenierungen brauchen großes Format, so dass auch die Zuschauer in der letzten Reihe alles sehen, was auf der Bühne abgeht. Der Film kann ins Detail gehen, sozusagen ganz nahe heran an das Geschehen und die Gefühle.“ Diese Form der darstellenden Kunst reizt den jungen Mann sehr. Doch zunächst blickt er voller Spannung auf den Start ins Berufsleben. Und es geht im wahren Wortsinn nach vorn für ihn und von Gotha aus gesehen auch Richtung Süden …

Bild: Max Lamperti | © Klaus-Dieter Simmen

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