Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Martin Semmelrogge sieht aus, als würde gleich ein cooler Spruch kommen, und Katharina Thalbach blickt routiniert in die Kamera. Bei Heike Drechsler ist schon deutlich zu erkennen, um wen es sich handelt, fertig indes ist ihr Portrait noch lange nicht. „Insgesamt“, schätzt Jörg Wolke, „gehen bestimmt vier Wochen ins Land, ehe die Arbeiten am Wandbild abgeschlossen sind.“ Der Schmalkalder Künstler, der Industriedesign und Malerei auf Burg Giebichenstein studierte, ist von der Gemeinde Bad Tabarz beauftragt, auf einer Wand von 20 Meter Länge und 2,40 Meter Höhe eine ganze Reihe von Prominenten abzubilden, die ihre Visitenkarte in der Kukuna abgegeben haben.

Für Bürgermeister David Ortmann (SPD) wiederum ist das Wandbild selbst eine Visitenkarte, mit der die kulturelle Identität der Gemeinde sichtbar gemacht wird. Immerhin üben die Angebote in der Kukuna mittlerweile auch auf die umliegende Region eine starke Anziehungskraft aus. „Es ist wirklich allgemein geschätzte Prominenz, die nach Bad Tabarz geholt wird. Und nicht wenige Besucher, die von auswärts zu einer der Veranstaltungen anreisen, übernachten dann auch hier“, sagt er.

Wolke ist ein Mann großflächiger Aufträge. Bei der Biathlon-Weltmeisterschaft in Oberhof wurde er mit etlichen Arbeiten bedacht. „Wir haben Bilder in der Skihalle gemalt, logischerweise Skiläufer. In der Arena selbst war ein riesiger Hirsch zu sehen, den wir gestaltet haben.“ Der Künstler erzählt, dass nicht wenige Sattelzüge mit Motiven aus seiner Werkstatt deutschlandweit unterwegs sind. Wolke überlegt kurz: „Das müssen 26 Fahrzeuge sein, die wir gestaltet haben.“

Große Flächen sind also seine Sache. Und doch flößt ihm die 20 Meter Wand am Eingang vom Tabbs ziemlichen Respekt ein. „Das sind alles Portraits, das ist verdammt schwer zu machen“, sagt er. So groß die Ehrfurcht vor der Aufgabe ist, so groß ist auch die Akribie mit der sich der Künstler ihr widmet. Alle Persönlichkeiten, die er bislang fertiggestellt hat, wurden von den Besuchern des Gesundheitsbades auf den ersten Blick erkannt. Insgesamt entstehen 20 Porträts. Zu sehen sind bereits Andrea Sawatzki, Gojko Mitic, Gregor Gysi und Joachim Gauck, Dieter Maschine Birr und Toni Krahl und manch anderer. Sky du Mont ist erst ganz zart als leichte Zeichnung zu erkennen.

Was Jörg Wolke in Tabarz macht, hat nichts mit Graffiti zu tun, betont er. „Die Portraits werden alle gemalt, Pinselstrich für Pinselstrich lässt die Gesichter entstehen.“ Die Besucher des Tabbs können den Künstler dabei beobachten. Und sie sehen, wie das spannende Werk, getragen von solidem Handwerk, mit eigner künstlerischer Handschrift entsteht.

Foto: Jörg Wolke vor seinem Kunstwerk | © Simmen