Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Seit 21 Jahren betreibt Frank Schmalfuß seinen kleinen Laden in der Turnvater-Jahn-Straße in Arnstadt. In all den Jahren hat keiner bei ihm angeklopft und nachgefragt, ob er eine Ausbildung als Rundfunk- und Fernsehmechaniker machen kann. Als Schmalfuß jung war, sah das anders aus. Da schätzte sich glücklich, wer in diesem Bereich eine Lehrstelle bekam. Der Meister zuckt mit den Schultern. Das, sagt er, habe sich gründlich gewandelt. Damals, als er nach der Ausbildung in einer PGH in Plaue zu arbeiten begann, gab es etliche Unternehmen, die Leistungen im sogenannten RFT-Bereich anboten. Heute ist der Arnstädter so etwas wie der letzte Mohikaner. Denn in seiner Werkstatt wird repariert, was dem Kunden lieb und teuer ist: Röhrenradios ebenso wie moderne Farbfernseher. Der Meister selbst kommt zum Kunden nach Hause, um die Satellitenschüssel einzurichten oder zu justieren.

Schmalfuß ist überzeugt, dass Reparaturen lohnenswert sind. Schon deshalb, weil die neuen Geräte längst nicht mehr so gut sind, wie jene, die vor ein paar Jahren auf den Markt kamen. Viele Besitzer historischer Röhrenradios möchten ihre Oldies wieder funktionstüchtig haben. Dass Schmalfuß scheinbar hoffnungslose Fälle repariert, hat sich herumgesprochen. Kunden kommen sogar aus Halle nach Arnstadt gereist. Ersatzteile für diese Radios hat er entweder auf Lager oder er muss sich im Internet umsehen. Manchmal, sagt er, müsse er ziemlich aufwendig recherchieren, um das entsprechende Teil zu finden. Gerade hat er einen Sternrekorder in Arbeit. „Daran hängt der Besitzer. Er hat das Gerät vom Jugendweihegeld gekauft.“ Das Kassettenteil tauge nichts, das müsse nicht aktiv werden, doch das Radio sei astrein. Nicht nur historische Radios aus den 50er Jahren kommen zur Reparatur in die Werkstatt. Kürzlich erst ließ ein Kunde einen alten Farbfernseher, einen Chromat reparieren.

Wenn es nicht mehr lohnt, trotz Reparaturbonus, in das alte Gerät zu investieren, bietet Frank Schmalfuß natürlich Neuware an. Nicht nur das, er kommt zum Kunden nach Hause und richtet die Anlage ein. „Gerade ältere Menschen sind mit den Möglichkeiten heutiger Fernsehgeräte oftmals überfordert“, sagt er. Dann geht es darum, die optimale Einstellung zu finden, die den individuellen Anforderungen entsprechen. Zu diesem Zweck wird er auch angefordert von Kunden, die ihre Geräte bei anderen Anbietern gekauft haben. „Da hat sich mein Einzugsbereich deutlich erweitert“, sagt Schmalfuß, „weit über den Ilm-Kreis hinaus in die Nachbarkreise.“

Das Portfolio umfasst die Installation und Wartung digitaler Sat-Anlagen und das Einrichten von Kopfstationen für Antennenanlagen. Schwerpunkt jedoch sind die Gerätereparaturen. Um da bei Neugeräten auf den technischen Stand zu sein, besucht der Handwerker entsprechende Schulungen der Hersteller. Er ist zudem Mitglied eines europaweiten Reparaturnetzwerkes. Dort stellt jedes Mitglied seine Erfahrungen bei bestimmten Problemen ein, auf die andere dann zurückgreifen können.

Den Thüringer Reparaturbonus findet Frank Schmalfuß eine prima Idee. Nicht alle Kunden wissen allerdings um diese Möglichkeit. „Ich kläre sie dann auf und das befördert deutlich die Bereitschaft das alte Gerät reparieren zu lassen.“

Einen Nachfolger für seinen kleinen Handwerksbetrieb hat er nicht. Doch so lange es geht, will er das Geschäft offenhalten. „Schließlich macht es Spaß, jeden Tag eine neue Herausforderung und die Arbeit mit Menschen möchte ich nicht missen.“

Foto: Frank Schmalfuß bei der Arbeit | © Simmen