Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Bad Tabarz hatte kürzlich zum 2. Investorenforum eingeladen. Die erste Zusammenkunft dieser Art gab es im Mai 2017. Damals stellte die Gemeinde acht Projekte vor, von denen bereits sechs umgesetzt wurden. Bei der zweiten Auflage richtete sich der Blick vor allem auf den ersten Beitrag, der die Erlebniswelt Inselsberg in den Focus rückte. Das Berliner Architektenbüro Richter Musikowski, das bereits den Realisierungswettbewerb zu diesem Thema gewonnen hatte, informierte über die touristische Entwicklung auf dem Plateau des Bad Tabarzer Hausberges.
Den Geheimrat aus Weimar zog es gleich mehrfach auf den Großen Inselsberg, Goethe übernachtete in der Preußischen Hütte. Und da der vielseitige Mann nicht grundlos reiste, stieg er hauptsächlich wegen der Fossilien im Quarzporphyr auf den höchsten Gipfel des westlichen Thüringer Waldes. Mancher Fund von hier hat seine Sammlung bereichert.
Wer heute den Weg nimmt, hat anderes im Sinn, die Aussicht genießen, Einkehren, auf den Aussichtsturm steigen. Ungetrübt ist das Vergnügen freilich nicht. Die Aussicht zeigt sich eingeschränkt, die Gastronomie unzulänglich, das Plateau von Zäunen geteilt. Ein Zustand, mit dem sich Anrainergemeinden schon seit Jahren nicht abfinden wollen. Entscheidender Schritt in die richtige Richtung war jener Realisierungswettbewerb. Dass nicht zeitgleich darangegangen wurde, die Vorschläge umzusetzen, war der Modifizierung geschuldet. Die Vorstellungen der Architekten mussten mit denen der betreffenden Kommunen angeglichen werden. Das ist jetzt geschehen.
Kay Goßmann, Bürgermeister von Brotterode-Trusetal ist sicher:
„Jetzt ist das Projekt präzise geworden und zeigt sich charmant.“
Jan Musikowski präsentierte die Vorhaben in seinem Beitrag. Er legte vor Investoren und interessierten Gästen dar, wie sich das Plateau nach der Umgestaltung darbieten wird. Interessant dabei, dass die unterirdischen Bereiche in das Konzept einbezogen sind. Von ihrer Existenz dürften die wenigsten Besucher des Großen Inselsbergs wissen.
„Wir wollen das Unsichtbare sichtbar machen“,
sagte der Architekt. Das betrifft den großen Maschinenraum ebenso wie das Tanklager. Frühstücks- oder Tagungsraum – gestaltet nach den jeweiligen Ansprüchen.
„Wenn die Tankkuppen entfernt werden, kann der entstehende Platz für geschichtliche Informationen genutzt werden.“
In den unterirdischen Teil soll der Besucher auch vom Funkturm gelangen, den die Telekom, im Gegensatz zum Stahlturm, nicht mehr nutzt. Nach Vorstellung der beiden Architekten soll daraus ein Hotel werden. Die Zimmer bekommen Panoramafenster. In der oberen Etage soll ein Aussichtpunkt realisiert werden, der von allen Besuchern genutzt werden kann.
Agata Waszczuk vom Studio Polymorph für Landschaftsarchitektur beklagt, dass die Bergspitze von zahlreichen Zäunen beherrscht wird, die einem Rundgang plötzlich Einhalt gebieten. Das Anliegen: diese auf das allernötigste zu beschränken. Für sie ist es wichtig, dass auf dem Plateau eine Erlebniswelt entsteht, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen fesselt. Schon beim Aufstieg vom Kleinen Inselsberg soll diese die Wanderer begleiten. Weil trotz Parkplatz für Hotelgäste der Autoverkehr auf dem Gipfel beschränkt werden soll, plädiert das Konzept für den Bau einer Seilbahn. Sie soll vom Funpark bis hinauf etwas in Höhe des Gasthofes Stöhr führen.
Hans-Georg Kellner, Unternehmer und Bad Tabarzer, ist vom Konzept angetan. Das vereine prima Ideen, sagt er und gibt gleichzeitig zu, dass ihn doch Sorge umtreibt. Kellner befürchtet, dass der wohl schönste Gipfel des Thüringer Waldes für Menschen mit schmalem Geldbeutel künftig verschlossen bleibt. Er wünscht sich, dass es hier auch einen Imbiss gibt für Familien, die sich Getränke für fünf Euro nicht leisten können. Bürgermeister Ortmann versichert, dass keinesfalls angestrebt ist, Menschen vom Gipfelerlebnis einschließlich stärkender Gastronomie auszuschließen. Die Erlebniswelt Großer Inselsberg ist Sache alle Anlieger auf dem Plateau. Neben den Kommunen Bad Tabarz und Brotterode-Trusetal ist es auch die Stadt Waltershausen. Sie alle sind nun gefordert, die Umgestaltung voranzutreiben.
Bild: Jan Musikowski stellt auf dem 2. Bad Tabarzer Investorentag das Projekt Großer Inselsberg vor. | © Klaus-Dieter Simmen