Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Es ist mehr als sechs Jahrzehnte her, da verfügte Jochen Wabersich über eine stattliche Flotte an Modellautos der Marke Wiking. Die erfuhren in der Sandkiste ein bewegtes Dasein auf staubigen Pisten und schwindelerregenden Brücken. Was damals dem Jungen und seinen Kumpels viel Spaß bereitete, steht heute gesittet auf einem Bord. „Ich habe sie alle aufgehoben, die Autos unserer Träume“, sagt der Graveurmeister aus Bad Tabarz. „Und der Bulli und der Käfer stehen jetzt sogar als Original in meiner Garage“, freut er sich.

Dabei war von Oldtimerbegeisterung noch gar nichts zu spüren, als er den VW-Bulli für sich fahrbereit machte.

Ich brauchte ein Fahrzeug, mit dem ich sperrige Gegenstände transportieren konnte. Der Bulli war halt das, was ich in der DDR erwerben konnte,

erzählt er. Die Leidenschaft für alte Autos entwickelte sich erst nach der Wiedervereinigung, als der Käfer hinzukam.

Den wieder fahrbereit zu machen, war ein guter Ausgleich zu meinem Handwerk. Stunden über Stunden sitze ich mit der Lupe vor dem Werkstück und graviere winzige Motive. Da ist’s nahezu eine Erlösung, wenn ich mit dem Hammer ordentlich auf ein Stück Blech einschlagen darf.

Dabei entwickelte er Schritt für Schritt die handwerklichen Fähigkeiten, die für den Aufbau alter Autos gebraucht werden. Natürlich halfen ihm dabei die Kunstfertigkeiten und die Maschinen, die er als Graveurmeister benötigt.

All das war im Besonderen gefragt, als er einen alten Peugeot 301 aus dem Jahr 1933 nach Hause brachte. Der war in solch einem desolaten Zustand, dass seine Ehefrau ratlos den Kopf schüttelte und ihren Mann für verrückt erklärte.

Das konnte ich verstehen. Da, wo das Wrack stand, war es als Blickfang auf dem Dach für eine Oldtimerschmiede vorgesehen, jedoch nicht verwirklicht worden. Mitten durch den Peugeot war ein Baum gewachsen, ergo fehlte der Unterboden genauso wie das Dach,

erzählt Wabersich. Ungeachtet dessen begann er mit jener Arbeit, die viele kurz über lang zum Aufgeben bringt.

Säubern was zu säubern ist, Rost abkratzen – all das kostet ganz viel Zeit, ohne dass sich sichtbare Fortschritte einstellen.

Wer das durchhalte, komme dann in die Phase, wo es richtig Spaß macht.

Insgesamt investierte der Bad Tabarzer drei Jahre Arbeit in den Oldtimer. Zum Glück waren alle Bleche mit Rundungen wie die Kotflügel noch vorhanden, wenn auch ziemlich mitgenommen. Der Motor war da, aber wichtige Teile fehlten.

Ich habe dann geschaut, wo passendes zu finden ist und entdeckte, dass manches Teil aus dem Motor vom Käfer in den des Peugeot eingebaut werden kann, entsprechend modifiziert natürlich,

erzählt er. Zum ersten Motortest hat Wabersich den Motor mit einem langen Keilriemen mit der Drehmaschine verbunden.

Der sprang auch gleich beim ersten Versuch an und tuckerte, zwar noch unregelmäßig, aber er lief wieder.

Vieles für sein Schmuckstück musste nachgebaut werden. Wobei das Zuschneiden der Bleche noch die einfachste Übung für den Handwerksmeister war, zumal er professionelle Hilfe von Klempnermeister Rüdiger Neunes bekam. Sitze und Trittbretter galt es, originalgetreu zu gestalten wie auch den schwungvollen Schriftzug am Kühlergrill. Selbst das Lackieren übernahm er in Eigenregie. Jetzt präsentiert sich der Oldtimer in kräftigem Blau und strahlendem Weiß und wird bei Oldtimertreffen anerkennend bestaunt. Neben ihm in der Garage steht ein zweiter Peugeot aus jener Modellreihe. Und er sieht genauso mitgenommen aus, wie sein Gegenstück noch vor wenigen Jahren.

Ich baue ihn nicht auf,

bekräftigt Jochen Wabersich.

Wer aber Lust dazu hat, kann das Teil haben. Sogar Türen und Getriebe dafür sind noch vorhanden, der Motor mit den wichtigsten Komponenten.

Und das Teil zum Laufen zu bringen, sagt er, sei machbar.

Wenn sich Oldtimer-Freunde treffen, um ihre Fahrzeuge vorzustellen oder Ausfahrten zu unternehmen, ist Jochen Wabersich dabei. Mit Gleichgesinnten zu fachsimpeln, macht ihm eben so viel Spaß wie hinterm Lenkrad zu beweisen, dass seine Oldies auch auf der Strecke leistungsfähig sind.

Bild: Oldtimer-Liebhaber Jochen Wabersich | © Klaus-Dieter Simmen

>> ZURÜCK