Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Haben Sie nicht jemanden aus Leina, Ichtershausen oder Töttelstädt vor sich, wird die Frage nach Johann Wilhelm Hey nicht mehr als ein Schulterzucken bringen. Wer? Kenn ich nicht! Bringen Sie dann Volkslieder ins Gespräch wie „Weißt du wieviel Sternlein …“ oder „Alle Jahre wieder“ oder „Vöglein im hohen Baum“ sieht das schon anders aus. Sie sind Volkslieder, die man kennt. Ihren Dichter weniger. „Es wurmt uns, dass Wilhelm Hey nicht die Ehrung erfährt, die er verdient hat“, sagt Reinhard Kratochwil, seines Zeichens Vorsitzender des Freundeskreises für den Dichter. Des Leinaer Freundeskreises, muss man sagen, denn auch in Ichtershausen haben sich Menschen zusammengefunden, die den Theologen, Lied- und Fabeldichter ehren. Seine Fabeln beispielsweise sind bekannt in der Welt. In Japan haben einige sogar Eingang in die Schulbücher gefunden.
Wilhelm Hey wurde 1789 in Leina geboren, am 26. März. Als dem zum 219. Male gedacht wurde, gründete sich in Leina der Freundeskreis Wilhelm Hey. Sechs Frauen und Männer, die entschlossen waren, den Dichter aus ihrem Dorf zu ehren. Auf vielfältige Art und Weise. Kratochwil gehört zu den Gründungsmitgliedern, ebenso seine Ehefrau Christel und Dieter Vogel, Ortschronist der Gemeinde. Die Mitglieder pflanzten anstelle der Lutherbuche, die dem Zahn der Zeit zum Opfer fiel, am Anger eine Hey-Linde. Und stellten davor eine Tafel auf mit den wichtigsten Lebensdaten des Mannes. Seitdem treffen sie sich dort an jedem 26. März und erinnern an den Dichter mit warmen Worten. Viel mehr Spaß dürfte es diesem machen, wenn er hören würde, wie Jung und Alt dann seine bekannten Lieder singen.
„Ja, Jung und Alt ist richtig, denn im Freundeskreis haben wir eine gute Mischung. Viele junge Mitstreiter sind zu uns gestoßen“, freut sich Kratochwil. Das war nicht nur an diesem 26. März augenfällig. Der Freundeskreis-Vorsitzende erinnerte an 15 Jahre erfolgreiche Arbeit. In jenem Haus, in dem Hey vor nunmehr 234 Jahren zur Welt kam, ist ein Archiv entstanden. Das dient der Forschung zu Leben und Werk des Dichters. Hier ist auch die Vielfalt seiner Werke zu bestaunen, die Fabelbücher mit Illustrationen von Otto Spekter, einem Hamburger Künstler.
Zurückblicken anlässlich des Jubiläums erfüllt mit Genugtuung. Der Blick voraus indes gilt Plänen, die den Freundeskreis geraume Zeit beschäftigen werden. Alexandra Wesner ist eine Zugezogene, eine, die sich jedoch in ihrer neuen Heimat engagiert. Natürlich auch im Freundeskreis Wilhelm Hey. Ihr ist die Idee zu verdanken, den Lutherweg zwischen Leina und Schnepfenthal auch für die Ehrung Heys zu nutzen. „Man kann dort Tafeln mit seinen Fabeln aufstellen. Wir wollen die Feldraine zum Blühen bringen und entlang des Weges Obstbäume anpflanzen. Das gilt nicht nur dem Dichter, sondern soll den Weg aufwerten, der von vielen Pilgern benutzt wird“, erzählt die Frau.
„Eine Idee, die auch die Entscheidungsträger in den Kommunen gut finden“, sagt Kratochwil. Nur passiert sei bislang nichts, bedauert er. Immerhin müssen für das Projekt in Waltershausen, Friedrichroda und der Gemeinde Georgenthal Beschlüsse gefasst werden. Beim Tourismusverband Thüringer Wald und Gothaer Land stößt die Idee keineswegs auf taube Ohren, im Gegenteil. Doch für Alexandra Wesner müssen nun endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden. Sie hofft, dass noch in diesem Jahr der Startschuss fällt. „Zumindest werden wir einen ersten Obstbaum pflanzen. Bekanntlich beginnt auch der längste Weg mit dem ersten Schritt.“
Ihr 15-jähriges Jubiläum haben die Mitglieder des Freundeskreises am Sonntag nicht gefeiert. Mit Blick auf den Regen befand Reiner Kratochwil: Kein Feierwetter. Gefeiert wird im Sommer, mit einem großen Hoffest. Dann kommen auch Mitglieder der Hey-Freunde aus Ichtershausen zu Besuch. „Und wir hoffen viele Mitglieder unserer Verbindung. Immerhin sind wir heute 90 Mitglieder stark“, freut er sich. Und die seien über die gesamte Republik verteilt.
Bild: Mitglieder des vor 15 Jahren gegründeten Freundeskreies Wilhelm Hey in Leina. Links Alexandra Wesner und Reinhard Kratochwil, 5. von links Dieter Vogel, Gründungsmitglied. | © Klaus-Dieter Simmen