Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Das Haus leuchtet gelb wie Stroh, die Fensterrahmen strahlend blau wie Kornblumen. Im üppigen Grün des Nessetals ein Hingucker. Sind die Innenarbeiten abgeschlossen, werden in dem Haus die Erzeugnisse der Hofkäserei Burgmühle Haina verkauft. Für das in den Jahren gewachsene Angebot des landwirtschaftlichen Betriebes ist der alte Verkaufsraum lange schon zu klein. Bauherr Reiko Wöller freut sich noch aus einem anderen Grund auf die Fertigstellung des Gebäudes. Dann nämlich gibt es dort auch einen Veranstaltungsraum. Hier werden Konzerte und Lesungen und weitere Kleinkunstdarbietungen das kulturelle Leben in der Region aufwerten.

Das Haus ist nicht nur strohgelb angestrichen, sondern besteht ganz und gar aus Stroh. Anders als ökologisch zu bauen, kam für Wöllert nicht in Frage. Und die Entscheidung für das Strohballenhaus lag auf der Hand. Stroh kann er vom eigenen Feld direkt zur Baustelle karren.

Für unser Strohhaus haben wir zunächst den Ständerbau errichtet, dann eine Plane darüber gespannt und schließlich das Baumaterial direkt nach der Ernte auf der Baustelle gelagert. Das hat uns kaum mehr als 20 Liter Diesel gekostet. Das ist nicht zu toppen,

findet der Bauherr. Dieser hat dann direkt vor Ort das Stroh gepresst. Dieser Weg sei allerdings nur für Baustellen im ländlichen Raum zu empfehlen. Fällt doch viel Strohabfall an. Den konnten die Hofkäser umgehend als Einstreu in den Ställen benutzen.

Das bedeutet aber nicht, dass Strohballenhäuser im städtischen Raum keine Zukunft haben, im Gegenteil. Tim Junghans arbeitet im Unternehmen Lorenzsysteme in Taucha, das sich auf Häuser aus diesem Rohstoff spezialisiert hat. Und er brennt für den nachwachsenden Baustoff. Am Samstag ist er zu Gast auf dem Hof Nr. 5 in Gösselborn und hält einen Vortrag über die Vorteile von Strohballenhäusern.

Bei Lorenzsysteme werden die Häuser in unserer Produktionshalle nach Vorgaben der Architekten vorgefertigt,

erklärt er. Wobei das Stroh für die Fertigung auch hier aus einem Umkreis von 30 Kilometern vom Feld kommt. Ist alles für den Rohbau parat, wird aufgebaut, lediglich die Bodenplatte muss fertig sein.

Im Prinzip ist ein Strohballenhaus ein Fachwerkbau, diese Gebäude haben seit Jahrhunderten Bestand.

Bild: Vorgefertigte Wände eines Strohhauses | © Tim Junghans

Und sie bieten ein phantastisches Raumklima,

betont Reiko Wöllert. Das spürte er besonders an den vergangenen schwül-heißen Sommertagen.

Da war es im Strohhaus angenehm temperiert.

Er hat auch keine Sorgen, dass mit dem Baumaterial Ungeziefer quasi schon beim Bau eine Heimstatt findet.

Mäuse lieben Scheunen nicht wegen des Strohs, sondern wegen der Körner,

begründet er seine Zuversicht. In den Strohballen sind keine mehr zu finden. Außerdem sind die Wände mit Lehm verputzt, so dass ein geschlossenes System entsteht. Tim Junghans betont, dass auf einen Kubikmeter 100 Kilogramm Stroh verpresst sind, so dass Ungeziefer keine Chance hat. Eine weitere Sorge ist, dass Strohhäuser im Fall der Fälle schnell ein Raub der Flammen werden können. Eine fälschliche Annahme, denn gepresstes Stroh brenne nicht, sondern glimme nur.

Aufpassen muss man beim Verarbeiten, denn umherfliegende Strohreste fangen in der Tat leicht Feuer,

so Junghans.

Er baut berufsmäßig Häuser aus nachwachsenden Rohstoffen. Und er ist überzeugt, dass diesen im Hausbau die Zukunft gehört. Welche Vorteile sie den Bewohnern bringen, legt er am Samstag ab 15 Uhr in seinem Vortrag im Hof Nr. 5 in Gösselborn bei Stadtilm nahe. Reiko Wöllert hat sich für Stroh als Baustoff entschieden, weil es auf eigenem Acker sozusagen vor der Haustür wächst, also kostengünstig und ökologisch ist. Beide eint das Wissen um gesundes Wohnklima, das Strohballenhäuser garantieren.

Bild: Reiko Wöller im Strohhaus. Das hat ein Sichtfenster in der Wand, damit die Kunden sehen, dass es aus Stroh gebaut ist. | © Klaus-Dieter Simmen

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