Regionalmanagement Thüringer Bogen/Landkreis Gotha/Ilm-Kreis:
Coworking ist eine neue Form des gemeinschaftlichen Arbeitens in oft temporär angemieteten Arbeitsplätzen, das die allgemeine Infrastruktur rund um Schreibtisch, Internet, Drucker und Kaffeemaschine für die Nutzer bereithält. Das weitgehend aus größeren Städten bekannte Arbeitsmodell findet immer mehr Anklang und ist zunehmend auch in ländlicheren Regionen ein Thema.
Als eine optimale Alternative zum Homeoffice oder als zusätzlicher Arbeitsplatz, den Unternehmen ihren Angestellten zur Verfügung stellen können, wenn die Kapazitäten im Firmengebäude knapp werden, bieten Coworking-Spaces neben dem eigentlich Arbeitsplatz Raum für Austausch oder eine kreative Umgebung für Start-ups. Berufspendler können so auch Kilometer einsparen, was sowohl dem Klima als auch den eigenen Zeitkapazitäten zugutekommt. Je nach Nutzungskonzept kann ein Coworking-Space auch noch weitere Zusatzfunktionen erfüllen, zum Beispiel durch Anbindung an andere Infrastrukturen oder zur Nutzung für Veranstaltungen.
„Fachkräfte möchten genügend Zeit nicht nur für die Familie, sondern auch für Freunde, Hobbys und andere persönliche Interessen haben. Sie wünschen sich Arbeitsmodelle, die es ihnen ermöglichen, ihre Arbeit an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen. Dazu gehören auch gute Arbeitsbedingungen. Sie möchten in einer Umgebung arbeiten, die ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden fördert“, betont Landrätin Petra Enders und wirbt für neue attraktive Arbeitsmodelle.
Studie zeigt: Coworking auch bei uns eine Alternative zum klassischen Büro
Das Regionalmanagement der beiden Landkreise Gotha und Ilm-Kreis beschäftigt sich intensiv mit der Frage, ob Coworking auch für die Region des Thüringer Bogens eine Alternative zum „klassischen“ Büro sein könnte und hatte dazu eine Potentialanalyse in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse des durchgeführten RegioScans und einer Nutzerbefragung sagen eindeutig „ja“ und wurden inzwischen mit den Projektpartnern, die am Prozess von Beginn an involviert waren, ausgewertet. Zudem sind im Zuge der Analyse neue Ansprechpartner, die eigene Ansätze und Ideen zum Thema Coworking verfolgen, hinzugestoßen. Nach einem gemeinsamen Workshop sprachen sich alle Teilnehmer einstimmig für die Fortführung des Projekts aus.
Die Analyse der beauftragten CoWorkLand eG legt dar, an welchen Orten im Thüringer Bogen die verschiedenen Coworkingmodelle prädestiniert wären. Demnach könnte zum Beispiel am Verkehrsknotenpunkt Bahnhof Neudietendorf für Berufspendler durch einen sogenannter „Pendlerhafen“ Wege verkürzt werden, wohingegen sich Orte nahe des Thüringer Waldes für ein „Workation“ anbieten würden. Workation kommt aus dem Englischen und setzt sich aus „Work“ und „Vacation“ zusammen. Es soll Mitarbeiter oder Teams einen „Tapetenwechsel“ ermöglichen, indem von einem anderen Ort aus gearbeitet wird, um beispielsweise abseits des gewohnten Alltags fokussierter Projekte voranzubringen. Die Städte Gotha, Arnstadt und Ilmenau wiederum könnten für „klassische Coworkspaces“ in Betracht kommen, in denen es weitgehend um den professionellen Betrieb zur Bereitstellung von Arbeitsplätzen und Austauschmöglichkeiten geht. Eine „Neue Ortsmitte“, die neben Coworking-Plätzen ergänzende Nutzungsmöglichkeiten zum Beispiel für Vereine, als Begegnungsstätte, mit einem Raum für einen mobilen Arzt oder ein Kaffee bieten könnte, wäre ein Modell für ländlich geprägte Orte, die mit derartigen Angeboten „neuen Schwung“ ins gesellschaftliche Leben bringen können.
Überführung der Theorie in die Praxis
Im nächsten Schritt soll das Thema Coworking erlebbar gemacht werden. Geplant ist, dafür temporäre Testspaces zu schaffen. So könnten zum Beispiel durch das Regionalbudget unterstützte Spaces in beiden Landkreisen angestoßen werden, die von potenziellen Nutzern „auf Herz und Nieren“ geprüft werden. Von diesen Erfahrungen würden sowohl die Nutzer selbst als auch die Betreiber der Coworking-Testspaces profitieren.
Wie genau solche Testspaces umgesetzt werden können, prüft das Regionalmanagement derzeit. Dazu werden „die Fäden“, die aufgrund der Analyse und der bisherigen Beschäftigung mit dem Thema bekannt und vielversprechend sind, untersucht. Erste Gespräche mit potenziellen Gemeinden zu Umsetzungsmöglichkeiten hat es schon gegeben, weitere Ansprechpartner werden noch mit eingebunden. Geplant ist außerdem, sich mit Unternehmen auszutauschen. Schließlich „sitzen“ dort die Menschen, die potenziell Coworking-Plätze nutzen könnten. Es erfolgt in diesem Zusammenhang auch eine Prüfung von Leerstandsgebäuden. Diese könnten für Testspaces genutzt werden und gegebenenfalls darüber hinaus auch als Immobilie für zukünftige Betreiber in Frage kommen. Als Alternative bieten sich auch temporär angemietete Tiny Houses an. Aber auch hier muss geprüft werden, an welchen Standorten sie unter bestimmten Bedingungen zum Einsatz kommen könnten.
Was passiert nach der Testphase? Im besten Fall kann dann anhand der gesammelten Erfahrungen ein Betreiberkonzept fortgeschrieben bzw. ein Betreiber für die getesteten Spaces gefunden werden. Das Regionalbudget würde somit eine Art Anschub von öffentlicher Seite sein, um Coworking-Spaces nachhaltig im Landkreis Gotha und dem Ilm-Kreis zu etablieren.
Nähere Informationen zum Projekt, der Studie und Coworking-Modellen sind online unter www.thueringer-bogen.de/projekte zu finden. Tipps und Anregungen, die für die Konzeption der Testspaces berücksichtigt werden sollten, können gerne bis zum 31. August 2023 an das Regionalmanagement gerichtet werden unter .
Auszug aus den Ergebnissen der Potentialanalyse
Beitrag im MDR Thüringen Journal vom 18.07.2023 (ab Minute 18:34)
Bild: Coworking auch im Thüringer Bogen? | © pixabay