IHK Südthüringen:

Gegen den Trend aus Demografie und Corona-Folgen nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Ilm-Kreis zuletzt weiter zu. In Thüringen und den neuen Bundesländern waren die Zahlen hingegen rückläufig. Die jährliche Arbeitsmarktumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen zeigt, dass den Unternehmen im Ilm-Kreis ein gutes Arbeitsumfeld für ihre Beschäftigten sehr am Herzen liegt.

Jedes zweite Unternehmen im Ilm-Kreis verfügt gegenwärtig über freie Stellen. Gesucht werden vor allem Facharbeiter, 58 Prozent der Unternehmen haben für dieses Qualifikationsniveau Stellen frei. Stärker als in den anderen Südthüringer Landkreisen fragen die Unternehmen allerdings auch Absolventen mit Weiterbildungsabschlüssen (z. B. Fachwirte, Meister) oder Hochschulabschluss nach. Durch diese Zusammensetzung des Arbeitsmarktes verringert sich die Konkurrenz zu Betrieben im Umland. Dies gilt umso mehr, als angesichts der niedrigen Arbeitslosenquote nur noch vereinzelt neue Mitarbeiter über die Agentur für Arbeit gefunden werden können.

„In den kommenden Jahren rechnet ein Drittel der Unternehmen mit Personalmangel. Der Anteil ist erheblich geringer, als in den anderen Südthüringer Landkreisen mit im Durchschnitt 46 Prozent. Aber sieben von zehn Unternehmen erwarten größeren und erheblichen Aufwand, benötigte Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihre Attraktivität herausstellen müssen, um Arbeitskräfte zu halten und neue zu gewinnen“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Entsprechend reagieren die Unternehmen auf Personalengpässe: 68 Prozent verbessern die Arbeitgeberattraktivität, 57 Prozent erleichtern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und 46 Prozent stärken die Mitarbeiterkompetenzen, d. h. sie vertrauen auf die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter und geben mehr Freiräume für die Zielerreichung. Klassische Fachkräftestrategien wie Aus- und Weiterbildung bleiben natürlich ebenfalls wichtig. Die Unternehmen sind sich jedoch der Tatsache bewusst, dass es in Deutschland einen hohen Wettbewerb um Fachkräfte gibt und gerade die jüngeren und sehr mobilen Mitarbeiter nur mit interessanten Angeboten gewonnen und gehalten werden können.

Die Folgen wären dramatisch, sollte es nicht gelingen, genügend neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Um Kunden nicht zu verlieren, versuchen Unternehmen, mit weniger Personal ein gleichbleibendes Angebot zu halten. 72 Prozent erwarten eine stärkere Belastung der vorhandenen Belegschaft. Damit einhergehend steigen die Ausgaben, um Mitarbeiter zu halten. Daher erwarten 63 Prozent steigende Arbeitskosten. Jede Mehrbelastung des vorhandenen Personalstamms findet aber ihre Grenzen. Für 52 Prozent der Unternehmen führen somit unbesetzte Stellen zu einem eingeschränkten Angebot oder zum Verlust von Aufträgen.

„Dauerhaft fehlende Mitarbeiter, egal auf welcher Position, beeinträchtigen letztlich die Fähigkeit der Unternehmen, mit den Dienstleistungen und Produkten Geld zu verdienen. Die Folge ist, dass die
Einkommen von Beschäftigten und Unternehmer langsamer steigen. Daher sollten wir jeden mit offenen Armen empfangen, der aus einer anderen Region oder einem anderen Land stammt und in unseren Unternehmen arbeiten möchte“, betont Dr. Pieterwas.

Weiterführende Informationen
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren am 31. März 2021 38.489 Personen im Ilm-Kreis sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Anstieg um 479 Personen oder 1,3 Prozent. Dieser ist wesentlich auf den Zugewinn ausländischer Beschäftigter auf 2.341 zurückzuführen – ein Zuwachs um 428 Personen zum Vergleichszeitraum. Die Zahl der beschäftigten Inländer nahm im gleichen Zeitraum gegen den Trend zu und stieg um 51 Personen.

Bild: Fachkraftausbildung bei CFF in Gehren | © CFF GmbH & Co. KG

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