Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Das können nur ganz wenige Thüringer Tag für Tag erleben, nämlich aus mehr als 160 Metern auf den Rhein schauen. Michael Kirchschlager kann das, seit einem halben Jahr schon. Dafür hat der in Arnstadt lebende Verleger und Burgenfreund seine beruflichen Zelte in der Heimat abgebrochen und ist als Burgvogt auf die Marksburg gezogen (der Thüringer Bogen berichtete). Diese thront auf einem Schieferkegel über dem Rhein und ist die einzige niemals zerstörte Höhenburg am Mittellauf des Flusses. Anfang Juli hat Fürst Maximilian Nicolaus zu Bentheim-Tecklenburg Kirchschlager zum Burgvogt geschlagen. „Damit ist klar, die Marksburg ist meine berufliche Zukunft.“ Damit seien alle Gedankenspiele vorbei, sich wieder in Richtung Thüringen zu orientieren.

Die waren offenbar auch nie so richtig ernst gemeint. Schließlich fühlt er sich hoch überm Rhein wohl. Mit vielen Ideen und Plänen hierhergekommen, konnte er in den ersten sechs Monaten etliche davon verwirklichen.

Es ist unglaublich belebend, wenn man nicht durch Bürokratie ausgebremst wird,

sagt er. Die Marksburg gehört der Deutschen Burgenvereinigung, übrigens die älteste überregional wirkende Denkmalschutzinitiative im Land. Natürlich liegt dem Mann, der sich als Kinderbuchautor einen Namen gemacht hat, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen am Herzen. So können sich die Grundschüler aus der Region auf Knappi freuen. Dass sich dahinter ein kleiner Knappe verbirgt, ist zu erwarten. Und der will unbedingt Ritter werden, was sich als schwieriges Unterfangen erweist. In der ersten Knappiausgabe werden seine Abenteuer erzählt und die Mädchen und Jungen erfahren dabei viel Wissenswertes übers Mittelalter und über Burgen. Schon bald werden die weitläufigen Außenbereiche der Burg mit neuer Konzeption umgestaltet. Und für die nächste Bundesgartenschau wird auch die Marksburg ordentlich aufgehübscht.

Burgvogt ist übrigens der offizielle Begriff für sein Amt. So wie seine Kollegin auf der Wartburg, Franziska Nentwig, Frau Burghauptmann ist. Beide Burgen rangieren in der Besucherbeliebtheit in Deutschland ziemlich weit vorn.

Die Wartburg zählt allerdings mehr Besucher als die Marksburg. Dafür ist unsere Anlage größer,

lacht Kirchschlager. Seine Lieblingsburg, die Runneburg in Weißensee, liegt leider im Dornröschenschlaf. Das ist für ihn umso bitterer, da er mit vielen Mitstreitern jahrelang genau dagegen gearbeitet hat, jedoch viel Zeit aufwenden musste, bürokratische Hürden zu beseitigen.

Das ist hier oben ganz anders. Wenn etwas infrage gestellt wird, tun wir das selbst. Und der Hintergrund, das zu tun, ist ein anderer: Wir wollen wissen, sind wir auf dem richtigen Weg, stimmen Aufwand und Ergebnis?

Auf diese Weise, sagt er, würde Geld gespart, das an anderer Stelle wieder der Burg zugutekommt. Bis zu 180.000 Besucher werden alljährlich auf der Marksburg gezählt. Die Burgschänke ist beliebter Ort für Paare, sich das Ja-Wort zu geben.

Bild links: Knappe Yannic aus Arnstadt als Praktikant auf der Marksburg vor dem Banner der Deutschen Burgenvereinigung; Bild Mitte: Blick von der Marksburg auf den Rhein; Bild rechts: Umgestürzte Bäume gehören ebenso zum Wirkbereich des Burgvogtes wie die Kinder- und Jugendarbeit der Deutschen Burgenvereinigung. | alle Bilder © M. Kirchschlager

Michael Kirchschlager ist nicht der einzige Thüringer, der im alten Gemäuer über dem Rhein arbeitet. Yannic Breitfelder aus Arnstadt begleitete den Burgvogt bereits als Ritter Michael in der Region um Arnstadt – als Knappe.

Damals ein Zwerg, heute ist er zu stattlicher Größe von rund zwei Metern herangewachsen. Und er macht bei mir sein Praktikum,

erzählt der Burgvogt. Der junge Mann ist ebenso schnell auf der Marksburg heimisch geworden und von deren Geschichte begeistert. Heimweh hat Michael Kirchschlager selten. Das verhindert sein Job als Burgvogt. Und die abschließende Arbeit an seiner Promotion. Beides füllt ihn aus.

Bild oben: Fürst Maximilian Nicolaus zu Bentheim-Tecklenburg, Präsident der Deutschen Burgenvereinigung, schlägt Dr. Michael Kirchschlager zum Burgvogt der Marksburg. Nun gibt es neben der Frau Burghauptmann auf der Wartburg einen zweiten Amtsträger auf einer bedeutenden Burg mit einem historischen Titel. | © DBV

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