IHK Südthüringen:
Am liebsten würden die Unternehmen sofort durchstarten. Die Planungen für Investitionen und die Einstellung von Arbeitskräften gehen für dieses Jahr durch die Decke. Branchenübergreifend stehen die Zeichen auf Expansion, allerdings nicht sofort. Die staatlichen Verordnungen zur Eindämmung des Corona-Virus, gestörte Lieferketten, steigende Produktionskosten und Engpässe im Personalbereich bremsen die Unternehmen aus. Allerdings sind die Zahlen für den Ilm-Kreis aus der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen besser als vor einem Jahr.
Derzeit bewerten 35 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut und 47 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend. In den kommenden Monaten rechnen 14 Prozent mit besseren Geschäften, 51 Prozent erwarten keine Veränderung. Der Konjunkturklimaindikator, mit dem die IHK Südthüringen die Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen in einem Wert zusammenfasst, erreicht 96,4 Punkte, 11 Punkte weniger als im Herbst 2021, doch 10 Punkte mehr als vor einem Jahr. Am besten ist die Stimmung in Ilmenau mit 99,0 Punkten. Bis zu 200 Punkte können erreicht werden. Mindestens 100 Punkte sind für eine mehrheitlich gute Stimmung erforderlich.
„Die aktuelle Situation ist ein Zwischenhalt, allerdings nur mit angezogener Handbremse. In Industrie und Logistik sind die Kapazitäten für vier von fünf Unternehmen zur 80 Prozent und mehr ausgelastet. Im produzierenden Gewerbe verfügen 87 Prozent der Unternehmen über eine ausreichende bis große Auftragslage. Zuwächse gibt es auch in den verbraucherorientierten Branchen. Allerdings sind in den letzten drei Monaten etliche Bremsfaktoren zusammengekommen. Die Lieferketten haben sich noch nicht wieder normalisiert. Der Energiebedarf der Wirtschaft übersteigt das Angebot und staatliche Abgaben überdehnen die gewollten Preiseffekte. Zugleich überreizt die Gesundheitspolitik die Eingriffe in die Geschäftsprozesse. Erfreulicherweise nimmt sich der Staat nun etwas zurück, der Aufschwung kann zurückkehren“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Starke Aufschwungssignale kommen aus den Investitions- und Personalplanungen der Unternehmen. So planen 87 Prozent Investitionen, wobei jedes vierte Unternehmen die Ausgaben steigern will. 62 Prozent wollen das Unternehmen für neue und bestehende Aufgaben modernisieren, 31 Prozent Maßnahmen ergreifen, die zukünftig die Kosten senken, und 27 Prozent planen die Vergrößerung des Unternehmens. Damit einhergehend wollen 18 Prozent Neueinstellungen vornehmen und glauben, dass dies trotz der geringen Arbeitslosigkeit gelingen wird. Attraktive Arbeitsplätze können zu Zuzug aus anderen Regionen führen.
In einer Welt voller Abhängigkeiten mit einer noch nicht vollständig eingedämmten Gesundheitskrise sind jedoch immer wieder absurde Rückschritte möglich. Schiffe in fernen Häfen werden nicht entladen, der Weitertransport von Waren verzögert sich, Quarantäne bremst firmeninterne Leistungsträger, der Energiebedarf übersteigt das Angebot. Daher ist die Planungssicherheit derzeit stark beeinträchtigt. Südthüringenweit erwarten nur wenige Unternehmen eine vollständige Normalisierung bis zum Sommer. Etliche meinen, dass erst in 2023 Corona endgültig Geschichte sein wird.
Kurzfristig identifizieren die Unternehmen in den Corona-Folgen das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Mit 72 Prozent der Antworten liegt es ganz vorn. Auf den Plätzen folgen mit Anteilen von jeweils 71 Prozent Fachkräfteengpässe und die Preisentwicklung auf dem Energiemarkt. 65 Prozent der Unternehmen nennen außerdem die Preise für Rohstoffe und Vorprodukte. Dafür stellt jedoch die Nachfrage aus dem In- und Ausland, die noch vor einem Jahr von vielen kritisch gesehen wurde, für die meisten Unternehmen kein Risiko mehr dar.
Hinweis: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die zwischen Mitte Dezember 2021 und Mitte Januar 2022 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.500 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 6.900 Unternehmen aus dem Ilm-Kreis. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 3.100 Dienstleister mit 14.900 Beschäftigten, gefolgt von 1.700 Handelsunternehmen mit 4.000 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Ilm-Kreis 670 Unternehmen mit 13.300 Beschäftigten.
Bild: Luftbild Erfurter Kreuz | © LEG Thüringen/Heiko Wagner