Thüringer Staatskanzlei:

In einer Videokonferenz sind gestern erstmals Vertreterinnen und Vertreter der Thüringer Staatskanzlei, die Stiftungsräte der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha (SSFG) und der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) zu einem gemeinsamen Informationsaustausch zusammengekommen. Themen waren die Sanierung von Schloss Friedenstein und die künftige museale Präsentation in Westflügel und Westturm des Schlosses sowie die Perspektiven für das Ensemble aus Schloss, Sammlungen und Park.

Die Sitzung diente dazu, die Mitglieder der für die Arbeit beider Stiftungen entscheidenden Gremien aus erster Hand – durch die beiden Stiftungsdirektoren Dr. Doris Fischer (STSG) und Dr. Tobias Pfeifer-Helke (SSFG) – auf einen gemeinsamen Informationsstand zu bringen und auf dieser Basis aktuelle konzeptionelle Ansätze zu diskutieren. Dr. Doris Fischer erläuterte den Stand und die geplanten weiteren Schritte der umfangreichen Fördermaßnahme zur Schlosssanierung, für die inzwischen seitens der Fördermittelgeber von 60 auf 110 Millionen Euro aufgestockt wurde. Besonders ging sie ein auf die große Bedeutung der Schlossanlage mit ihrer 470-jährigen Bau- und Nutzungsgeschichte und die Herausforderung, unausweichliche bauliche Notwendigkeiten und ebenso gewichtige Nutzeranforderungen in Einklang zu bringen. SSFG-Direktor Dr. Tobias Pfeifer-Helke stellte das neue Museumskonzept der Stiftung nach den Sanierungsarbeiten vor. Den Schwerpunkt bilden die gänzlich neu konzipierten Dauerausstellungen im Westflügel sowie die künftige Präsentation der wieder zu erlebenden Kunstkammer im Westturm des Schlosses.

Im Mittelpunkt der anschließenden Diskussion stand das von der SSFG und der Universität Erfurt als Trägerin der Forschungsbibliothek Gotha erarbeitete Positionspapier, das Überlegungen zur Zusammenführung der Sammlungen des Friedensteins einschließlich der Liegenschaft unter einem institutionellen Dach formuliert. In der Diskussion wurde deutlich, dass dabei zahlreiche organisatorische und strategische Fragen zu klären sind. Die Gespräche unter Beteiligung von Stiftung Schloss Friedenstein Gotha und Universität Erfurt hierzu sollen unter Moderation der Thüringer Staatskanzlei fortgeführt werden.

Kulturminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff stellte fest: „Es ist gut zu sehen, dass die Sanierung von Schloss Friedenstein den Raum eröffnet für eine umfassende Zukunftsdebatte der Stiftung. Der heutige gemeinsame Austausch zwischen den Stiftungsräten der Stiftung Schloss Friedenstein und der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten sowie der Universität Erfurt brachte wesentliche Beteiligte an einen Tisch und trug zum gemeinsamen Verständnis der nächsten Schritte bei.“

Dr. Tobias Pfeifer-Helke skizzierte die hinter dem Positionspapier stehende Idee: „Gotha gehört mit circa 2 Millionen Sammlungsobjekten aus allen Kontinenten der Welt neben Weimar zu den großen nationalen Kulturstandorten in Thüringen und ist Teil der internationalen Gruppe der Universalmuseen. Um noch viele schlummernde Potentiale zu aktivieren, muss die Einheit aus Architektur und Sammlungen wieder erlebbar werden. Diesen außergewöhnlichen kulturellen Schatz wollen wir für Gotha und Thüringen so zum Leuchten bringen, dass er seinem internationalen Rang entsprechend wahrgenommen wird. Dies wollen wir dank der erheblichen Förderprogramme des Bundes und des Freistaats, durch exzellente Forschung, internationale Kooperationen und Sonderausstellungen sowie rücksichtsvolle Sanierungsmaßnahmen erreichen. Ich bin überzeugt, dass eine neue Friedenstein-Stiftung den Menschen in Stadt und Land ein wichtiger Ort der Identifikation und Relevanz in Zeiten vieler Unsicherheiten bieten wird. “

Dr. Doris Fischer betonte: „Schloss Friedenstein ist ein Ensemble von einmaliger Vollständigkeit, für das wir alle gemeinsam Verantwortung tragen. Bücher- und Kunstsammlungen, Park und Bauwerke sind eine historisch untrennbare Einheit, die als solche vermittelt werden muss. Das haben wir immer im Blick, auch wenn das Augenmerk und die Expertise der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten auftragsgemäß besonders auf den baulichen denkmalpflegerischen Erhalt gerichtet sind, nicht zuletzt angesichts des Klimawandels auf die gartendenkmalpflegerischen Belange. Die dafür notwendige Kompetenz ist auch für zukünftige Überlegungen von entscheidender Bedeutung. Aus dieser Verantwortung heraus begleiten wir die angestoßene Strukturdiskussion mit kritischem Auge, aber auch mit wohlwollendem Verständnis für die Chancen.“

Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch, Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, brachte seine Vision auf den Punkt: „Gotha ist nicht etwa ein Schloss mit zwei Türmen, sondern ein Olymp europäischer Kulturgeschichte und Naturkunde. Hier liefen nicht nur die dynastischen Fäden vieler Königshäuser zusammen, sondern hier wird seit vierhundert Jahren gesammelt und geforscht in weltweit bedeutenden Sammlungen. Vom Gothaer Friedenstein gingen Entwicklungen aus, die bis heute ihre Wirkungen in vielfältiger Weise entfalten. Allein die in Stein manifestierte Botschaft des Friedens ist universaler Ausdruck menschlicher Zivilisation. Das in Gotha schlummernde Erbe der Menschheit der Welt zu präsentieren, geht am besten aus einer Hand.“

Hintergrund:

Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ist eine Stiftung öffentlichen Rechts. Ihrem Stiftungsrat gehören Vertreterinnen und Vertreter der für Kultur zuständigen Thüringer Staatskanzlei, des Thüringer Finanzministeriums, des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, der Landeskonservator und zwei Mitglieder des Kommunalen Arbeitskreises der STSG als stimmberechtigte Mitglieder an. Vorsitzender ist derzeit der Kulturminister und Chef der Thüringer Staatskanzlei Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff. Die Direktorin und die Vorsitzende des Sachverständigen Beirats der STSG nehmen laut Stiftungsgesetz beratend teil.

Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts. Der Stiftungsrat der Stiftung besteht aus je zwei Vertreterinnen und Vertretern des Freistaates Thüringen, den die für Kunst sowie für Finanzen zuständigen Ministerien entsenden. Die Stadt Gotha wird durch den Oberbürgermeister und einen weiteren Beigeordneten vertreten. Darüber hinaus sind ein Gesandter des Herzoglichen Hauses Sachsen-Coburg und Gotha sowie vier weiteren Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Teil des Stiftungsrates. Im Vorsitz wechseln sich jährlich der Gothaer Oberbürgermeister und Kulturminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff ab. Aktuell führt Oberbürgermeister Knut Kreuch den Vorsitz.

Bild: Schloss Westturm | © Stiftung Schloss Friedenstein

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