Landkreis Gotha/Stadt Gotha/TMWWDG/Gewerbeverein Gotha e. V.:

Landrat Onno Eckert und Oberbürgermeister Knut Kreuch zur beabsichtigten Schließung von Thüringens größter Brauerei in Gotha.

„Die beabsichtigte Schließung des Standortes Gotha der Oettinger Brauerei ist ein herber Tiefschlag, den ich erst einmal verdauen muss“, so Oberbürgermeister Knut Kreuch und er ergänzt, „weil Thüringer kein Oettinger trinken (nur 2 % Marktanteil), weil sportliche Aktivitäten nicht den wirtschaftlichen Erfolg brachten, darf doch heute nicht der modernste Braustandort des Freistaates geopfert werden?“, fragt sich das Gothaer Stadtoberhaupt und verweist auf den florierenden Export in 99 Länder der Erde.

Knut Kreuch fühlt sich auch persönlich betroffen, denn zu keinem Braustandort hatte das Unternehmen eine so enge Beziehung wie zu Gotha. Dazu der Oberbürgermeister: „Ich bin es gewesen, der 1991 der erste Ansprechpartner in der Stadtverwaltung war, als der neue Besitzer Günter Kollmar am Freitagnachmittag, dem 12. Juni 1991, im Rathaus anrief. Wenige Tage später war ich mit dem Wechmarer Heimatverein als Botschafter des Gothaer Landes in Bayern und wir haben die neue Partnerschaft gefeiert. Seit drei Jahrzehnten, das sind unzählige Gothardusfeste, deutschlandweite Trachtenfeste, Stadtempfänge und Veranstaltungen, habe ich dem Unternehmen immer wieder den Rücken gestärkt, wichtige Entscheidungen mitgetragen, Grundstücke zur Firmenerweiterung vermittelt und somit Oettinger in aller Welt als Getränkehersteller befeuert. Mancher meiner Zuhörer meinte bei meinen Werbebotschaften, ich wäre bei Oettinger angestellt“, so Knut Kreuch.

Auch Onno Eckert, Landrat des Kreises Gotha, kritisiert die geplante Schließung scharf. „Die Schließung des Standorts ist ein Schlag in die Magengrube der Beschäftigten und der Region. Ich fordere von der Oettinger Brauerei, eine andere Lösung zu finden – aus Verantwortung gegenüber der Unternehmensgeschichte, den Beschäftigten und der Region. Schließt die Oettinger Brauerei ihren Gothaer Standort, den einzigen in Ostdeutschland, wird das Erbe des Oettinger-Gründers, Günther Kollmar, sowie das des ehemaligen Oettinger-Chefs, Dirk Kollmar, dem Erdboden gleich gemacht. Beide hatten sich dafür eingesetzt, die Rolle der Brauerei in der Region zu stärken.“

Die Schließung des Standortes Gotha, der größten Brauerei Thüringens, dem größten Biersteuerzahler an den Freistaat Thüringen, der auf eine mehr als 700 Jahre lange Brautradition zurückblickt und jedes Jahr 2 Millionen Hektoliter Bier meist für den Export produziert hat, ist die falsche Antwort auf die Fragen der Zeit. Gerade jetzt gilt es den Standort Gotha zu erhalten. Wenn ihn Oettinger nicht mehr will, dann muss das Unternehmen bereit sein, ihn schnell abzugeben an einen anderen Partner. Dabei müssen die Thüringer Markenrechte für Gotha gesichert werden, denn nur so können in einem Gesamtpaket von Maßnahmen 200 hochqualifizierte Arbeitsplätze erhalten werden.

Oberbürgermeister Knut Kreuch hat heute nach der Belegschaftsversammlung mit der Unternehmensführung, in Begleitung des Thüringer Wirtschaftsministeriums, Gespräche begonnen und dem Unternehmen Hilfe angeboten, die Brauerei Gotha zu erhalten.

Wirtschaftsminister Tiefensee zur angekündigten Schließung des Standorts Gotha der Oettinger-Brauerei.

Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee hat die heute angekündigte Schließung der Oettinger-Brauerei in Gotha als „nicht nachvollziehbar“ kritisiert. „Dass der einzige ostdeutsche Standort eines im Kern wettbewerbsfähigen Unternehmens komplett geschlossen werden soll, halte ich für eine fatale Entscheidung“, sagte Tiefensee.

Zwar habe die Bierbranche in Deutschland bekanntermaßen mit rückläufigen Absatzmengen und den Folgen des Strukurwandels zu kämpfen. „Dennoch wäre es im Interesse der Beschäftigten und des Standortes zwingend notwendig gewesen, mit langem Vorlauf andere Lösungen mit Betriebsrat, Gewerkschaft und dem Land zu diskutieren. ‚Friss Vogel oder stirb‘ ist nicht nur schlechter Stil, sondern im Blick auf Produktivität und Engagement der Beschäftigten unangemessen.“ So sei es bedauerlich, dass das Wirtschaftsministerium nicht früher in entsprechende Überlegungen einbezogen worden sei. Er wolle die Hoffnung aber nicht aufgeben, dass es beim Unternehmen noch ein Umdenken geben könne.

Betroffen von der Entscheidung zur Standortschließung seien vor allem die mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Oettinger in Gotha. „Wir stehen an der Seite der Beschäftigten und ihrer Familien“, sagte Tiefensee und kündigte an, die weitere Vorgehensweise zeitnah mit dem Betriebsrat, der Gewerkschaft und der Stadt zu besprechen.

Stellungnahme des Gewerbevereins zur geplanten Schließung des Standortes Oettinger Brauerei in Gotha.

Zum Jahresende 2022 schließt die Brauerei Oettinger teilweise den Standort hier in Gotha. Teile der Produktion werden wohl auf die drei anderen Brauerei-Standorte der Unternehmensgruppe verlagert. „Die Oettinger Brauerei reagiert damit auf die negative Entwicklung des Absatzvolumens im Biermarkt in den vergangenen Jahren und stellt sich für die Zukunft neu auf“, war gestern der Presse zu entnehmen. Diese plötzliche Entwicklung ist eine Katastrophe für unsere Stadt Gotha und unseren Landkreis wie auch für die über 200 Mitarbeiter des Unternehmens.

Gemeinsam müssen jetzt Stadt und Landkreis den Dialog nach Oettingen zu Pia Kollmar und dem Unternehmensvorstand suchen, um alle Optionen zu prüfen, den Standort und die Arbeitsplätze zu sichern. Äußerungen aus Erfurt, welche in den sozialen Netzwerken von einem „Skandal“ sprechen, halten wir für unangebracht, unangemessen und vor allem für voreilig.

Die Firma Oettinger ist, nicht zuletzt durch den zu früh verstorbenen Unternehmer Dirk Kollmar, fest mit Gotha verwachsen. Ob massive Unterstützungen in der Historie zu städtischen Events, die vieljährige Förderung des Basketballsports für Jung und Alt sowie der Vereinswelten, wenn man einst in der Leinastraße um Unterstützung buhlte, war immer mit Unterstützung zu rechnen. Schon aus diesem Grund vergeben wir als Gewerbeverein Gotha e. V. seit 201, jährlich den Dirk-Kollmar-Innovationspreis.

Im Jahr 1991 hatte die Oettinger Brauerei GmbH die ehemalige VEB-Brauerei übernommen und zum ersten Oettinger Standort außerhalb Bayerns gemacht. Mit weit mehr als 100 Millionen Euro Investitionen in den Standort, die Technik und die Logistik entstand aus der kleinen Brauerei in Gotha die modernste und größte Braustätte Thüringens.

Die letzten 2 Jahre haben tiefe Wunden in die Unternehmenslandschaft geschlagen, die Ukraine-Problematik schloss sich der Pandemie unmittelbar an. Zeit zum Luftholen gab es für die Wirtschaft kaum. Jede Entscheidung, sich aus benannten Gründen wirtschaftlich neu auszurichten, kann per se nicht vorverurteilt werden. Auch wenn die Folgen für unsere Region fatal wären. Bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit reicht ein Kassensturz eben nicht aus, vielmehr berücksichtigt man auch eine wirtschaftliche Entwicklung in Vorschau auf Jahre. Wir sind uns doch sicherlich alle einig, dass noch lange Zeit kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen sein wird. Hinter der Entscheidung für einen Rückzug steckt in der Regel auch die Entscheidung zur Absicherung und Stärkung anderer Standorte und Arbeitsplätze.

Wenn es trotz des kürzlichen Investments von 2,5 Millionen am Standort Gotha seitens Vorstand eine Entscheidung gegen die Niederlassung gibt, muss man jetzt besonnen und ohne Vorverurteilung wirtschaftlicher Entscheidungen in den Dialog gehen und Möglichkeiten diskutieren. Und genau das werden der Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch und das Landratsamt um Landrat Onno Eckert jetzt mit Sicherheit tun, wie bereits den Medien zu entnehmen war.

Wir danken vorab allen Beteiligten für das mögliche Bestreben und den Dialog um die Erhaltung des Standort Gotha, der zahlreichen Arbeitsplätze und die mögliche Fortsetzung der Gothaer Bierbrau-Tradition, welche seit 31 Jahren unter dem Namen „Oettinger“ besteht.

Bild: OeTTINGER Brauerei Gotha | © OeTTINGER Brauerei GmbH

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