Stiftung Schloss Friedenstein Gotha:
In Anwesenheit von Preis-Stifter Engelbert Dicken und Tochter Antonia Dicken-Begrich wurde am Dienstag, den 29. Juni, der diesjährige „Eva-Maria-Dicken-Preis“ verliehen. Eigentlich wäre der Preis, der seit dem Schuljahr 2011/12 vergeben wird, in diesem Jahr zum zehnten Mal ausgelobt worden. Coronabedingt musste die Preisverleihung im vergangenen Jahr leider entfallen. Umso mehr freuen wir uns, dass sie in diesem Jahr – nun allerdings erst zum neunten Mal – stattfinden kann.
Ein Thema für 2021 lag auf der Hand: Passend zur Bundesgartenschau konnten Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren das Motto „Die Blumen machen den Garten, nicht der Zaun“ künstlerisch bespielen. Mit der Herzoglichen Orangerie wurde ein ideales Ambiente für die Präsentation der Arbeiten gefunden, wofür der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten sowie den Orangerie-Freunden Gotha e. V. zu danken ist.
Da gerade im Kreis Gotha die Corona–Zahlen lange hoch waren und Präsenzunterricht erst seit Kurzem wieder stattfinden kann, ist es umso erfreulicher, dass 51 kreative Arbeiten eingereicht wurden. Die drei ersten Preise wurden durch eine Jury ermittelt und feierlich übergeben. Da es jedoch in diesem Jahr gerade für die Kinder und Jugendlichen nicht leicht war, beschloss die Jury, neben den Preisträger*innen allen Teilnehmenden eine kleine Anerkennung für ihr Engagement zu überreichen.
Stifter des Preises ist Familie Dicken aus Wuppertal. Eng mit Gotha und den Kunstsammlungen, speziell zu Hannah Höch, verbunden, erlebten sie durch Ausstellungen von Kinderkunst im Schloss die kunst- und museumspädagogische Arbeit in der Stiftung. 2011 entschloss sich die Familie, im Rahmen einer Zuwendungsvereinbarung für den Freundeskreis Kunstsammlungen Schloss Friedenstein Gotha e. V. und mit Unterstützung der Kreissparkasse Gotha Kapital für die Preisgelder zu stiften.
Wiederholt wird zudem ein Publikumspreis vergeben, ausgelobt vom Freundeskreis Kunstsammlungen in Höhe von 100 Euro. Verliehen wird dieser am Ende der Ausstellung, die vom 30. Juni bis zum 5. September 2021 immer Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr im Orangenhaus der Herzoglichen Orangerie Gotha zu sehen ist. Der Eintritt ist kostenfrei.
Weitere Informationen zu Preis und Kriterien finden Sie unter www.stiftung-friedenstein.de.
Die Preisträger 2021
Platz 1: Gemeinschaftsarbeit, Klasse 9, Gymnasium Ernestinum Gotha
Begründung der Jury: Die Jury überzeugte die Zusammenstellung der gemeinschaftlichen Arbeit mit hervorragenden Einzelleistungen, die sich gegenseitig ergänzen. In sich stimmig, geben die Drucke in ihrer Gesamtheit mit sonnigen und schattigen Ecken die Atmosphäre eines Gartens wieder, in dem es kreucht und fleucht. Dabei wurde die Gestaltung eines Wortspiels als Garten-Konzert als besonders fantasievoll hervorgehoben. Eine Kostprobe: „Rascheln, huscheln, plätschern, fiepen, piepen, zwitschern, kreischen, schreien, pochen, klopfen, zirpen…“
Platz 2: „Garten to go“, Saskia Jennewein aus Tüttleben, Arnoldischule Gotha, 12 Jahre
Begründung der Jury: Saskias „Garten to go“ ist eine Liebeserklärung an den Garten, ganz im Sinne der großen Gothaer Künstlerin Hannah Höch (der Jury rief es sofort ihr berühmtes Zitat „Ich verreise in meinen Garten“ ins Gedächtnis).
Die Assemblage in ihrer üppigen Farbigkeit und originellen Gestaltung überzeugte die Jury. Als „Garten to go“ – dabei anklingend die Corona-Zeit, in der die Arbeit entstand – spiegelt sie ungebrochene Lebensfreude wider: Gartenfreude zum Mitnehmen. Welch schöne Idee für alle, die einen eigenen Garten vermissen! Ein weiterer Vorteil: Man muss ihn nicht pflegen. Die augenzwinkernde Idee wird von der Jury mit einem Preis gekürt.
Platz 3: Gemälde „Gartenlandschaft“, Iman Shuaibat aus Ilmenau, 17 Jahre
Begründung der Jury: Iman setzte das Thema in besonders gelungener wie buchstäblicher Form um. Ihr gelingt es, den Betrachter fast magisch in den Bann ihres gemalten Gartens zu ziehen. Die Künstlerin verbindet mit dem Garten die Erinnerung an einen geliebten Menschen, wie sie in ihrem Statement betont. Sie verwendet Tulpen, die Lieblingsblumen ihres Großvaters. Der blaue Himmel, die sonnenbeleuchteten Blumen und der Weg führen die Augen des Gartenbesuchers in die Weite der Landschaft, ohne von einem festen Zaun eingegrenzt zu werden.
Eva-Maria Dicken-Kabinett – Moderne Kunst im Schloss
Im Museumsrundgang des Schlosses wartet im Bereich der Kirchgalerie ein neuer Ausstellungsraum auf die Besucher*innen. Aus den Sammlungen zu Kunst und Design des 20. Jahrhunderts werden an dieser Stelle drei wesentliche Schwerpunkte mit einigen Beispielen vorgestellt. Sie zeigen, dass mit dem Ende der Monarchie die Impulse nun verstärkt aus dem Bürgertum und nicht mehr vom Fürsten kommen.
Die große Bedeutung mancher Protagonisten wurde teilweise erst spät erkannt. Mit Hannah Höch stammt eine der bedeutendsten Künstlerinnen der klassischen Moderne aus der alten Residenzstadt Gotha. Sie war entscheidend an der Erfindung der Fotocollage beteiligt und stand im Zentrum der Berliner Avantgarde und der internationalen Dada-Bewegung.
Eine andere starke Frau war Marianne Brandt, die den Bauhaus-Gedanken mit nach Gotha brachte. Sie verantwortete für eine kurze Phase die Gestaltung der industriellen Produktion einer ansässigen Warenfabrik (Ruppelwerk) und schuf Gebrauchsgegenstände in zeitlosem wie funktionalem Design.
Künstlerinnen und Künstler der DDR-Zeit, sowohl aus der Region als auch aus den Zentren wie Leipzig oder Halle, werfen ihren individuellen Blick auf den Alltag oder den gesellschaftlichen Wandel der DDR – zwischen Regimetreue, Unterordnung, Verweigerung und der Flucht in Utopien.
Dieser neue Ausstellungsraum ist der Stifterin Eva-Maria Dicken († 2017) gewidmet. Bevor die neuen Dauerausstellungen eröffnet werden können, bietet das Kabinett einen ersten Einblick in diesen aufregenden, weitgehend unbekannten Sammlungsbereich der Moderne.
Das Kabinett ist je nach Verordnungslage ab August 2021 geöffnet.
Neuerwerbungen für die Porzellansammlung der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha
Am 21. Juni 1842 überreichten die Honoratioren der Stadt Gotha dem jung vermählten Erbprinzenpaar Ernst von Sachsen-Coburg und Gotha (1818 – reg.1844 – 1893) und Alexandrine von Baden (1820 – 1904) anlässlich ihres Einzugs in die Residenz ein prachtvolles Speiseservice für 24 Personen.
Die Teile des eigens in der Gothaer Porzellanmanufaktur angefertigten Hochzeitsservices wurden mit dem Allianzwappen des Brautpaares, der Devise des ernestinischen Hausordens „Fideliter et constanter“ („treu und beständig“) und mit Ansichten aus dem Großherzogtum Baden und dem Herzogtum Gotha dekoriert.
Das Service befand sich im Privatbesitz der Herzogin und wurde nach ihrem Tod vermutlich aufgeteilt und verschenkt. Lediglich die als Tafelaufsatz dienende Prunkvase, zwei Etageren, einige Terrinen, Vorlegeplatten und schlichte Speiseteller verblieben im Schloss Friedenstein und fanden in den 1950er Jahren Eingang in die Porzellansammlung des Museums.
2020 und 2021 ist es dem Freundeskreis Kunstsammlungen Schloss Friedenstein Gotha e. V. dank großzügiger Förderung durch die Kulturstiftung Gotha und des Thüringer Ministeriums für Inneres und Kommunales gelungen, insgesamt 25 von ursprünglich 48 Desserttellern des Hochzeitsservices aus dem Kunsthandel zu erwerben.
Die Teller sind mit folgenden Ansichtsdarstellungen aus den einstigen Herrschaftsgebieten bemalt:
- Museum in Karlsruhe
- Badenweiler
- Ruine Ebersteinburg (Baden)
- Höllental (Baden)
- Wasserfall bei Triberg (Baden)
- Herzogliches Palais
- Schloss Friedrichsthal
- Teeschlösschen
- Orangerie
- Winterpalais
- Theater
- Insel im Park
- Jacobsplatz (Unterer Hauptmarkt) mit Rathaus
- Teil des Thüringer Waldes mit Inselsberg
- Schloss Tenneberg und Waltershausen
- Schnepfenthal mit Gutshaus und Salzmannschule
- Tanzbuche (bei Friedrichroda)
- Spitterfall (bei Tambach-Dietharz)
- Falkenstein (bei Tambach-Dietharz)
- Oberhof
- Teil des Dorfes Schwarzwald mit der dortigen Burgruine (Ortsteil von Luisenthal)
- Thal und Burgruine Scharfenberg (bei Ruhla)
- Schloss Ichtershausen
- Elgersburg
Die neuerworbenen Stücke werden – gemeinsam mit der zugehörigen Prunkvase und einigen weiteren Serviceteilen – ab dem 30. Juni 2021 in der Loggia des Herzoglichen Museums Gotha präsentiert.
Weitere Informationen:
Herzogliche Orangerie, Orangenhaus
Ausstellung: Eva-Maria-Dicken-Preis 2021 – „Die Blumen machen den Garten, nicht der Zaun“
29. Juni bis 5. September 2021
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 – 16 Uhr, montags geschlossen, an Feiertagen geöffnet
Eintritt frei
Schloss Friedenstein, Kirchgalerie
Eva-Maria-Dicken-Kabinett – Moderne Kunst im Schloss
Eröffnung ab August 2021
Herzogliches Museum, Loggia
Präsentation der Neuerwerbungen des Hochzeitsservices des Erbprinzenpaares Ernst von Sachsen-Coburg und Gotha und Alexandrine von Baden
während der Öffnungszeiten in der Loggia des Museums
Bild: Ausstellung | © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha