Thüringer Allgemeine:
Born Senf zeigt, wie nachhaltig produziert werden kann, ohne dass es teuer wird
Schwarze Solarpanels glänzen auf dem Dach der Produktionshalle. Die Sonne strahlt und der erzeugte Strom reicht locker aus, die Fertigung abzusichern und einen erheblichen Teil ins Energienetz einzuspeisen.
Zusätzlich werden drei Elektro-Autos am Eingang aufgeladen, angeschafft, um regionale Kunden zu beliefern. An den Strom-Zapf-Säulen dürfen auch die Mitarbeiter ihre Elektrofahrzeuge laden, versichert Julia Nottrott von der Personalleitung.
Die Born Senf und Feinkost GmbH im Industriepark Erfurter Kreuz bei Ichtershausen (Ilm-Kreis) ließ ihr neues Verwaltungsgebäude 2016 CO2-neutral errichten. Neben der Umstellung auf Solarstrom bezieht der Lebensmittelhersteller seine Gelbsenfsaat, das wichtigste Ausgangsprodukt, aus der Region.Immerhin sind es 300 Tonnen dieses Jahr. Das reiche für 1,5 Millionen Kilogramm Born-Senf, so die Expertin.
Ketchup-Tomaten, aber auch die schwarzen Senfkörner müssen dagegen aus wärmeren Gegenden Europas angeliefert werden. Erst kürzlich vollzog der Traditionsbetrieb, der auf eine 200-jährige Geschichte zurückblickt, einen weiteren Schritt zu mehr Nachhaltigkeit: Senf im Glas.
Das klingt banal, doch: „Dieser Senf wird klimaneutral hergestellt“, lautet nun die Aufschrift. Nur der Deckel und eine Folie als luftdichter Abschluss weichen noch vom hohen Nachhaltigkeitsanspruch ab. Hier gibt die Lebensmittelhygiene klare Standards vor.
Der Feinkost-Produzent gleicht solche Nachteile beispielsweise mit Aufforstungsprogrammen aus. Seit Jahren schon wird auf Palmöl verzichtet, die benötigten Eier stammen aus regionaler Freilandhaltung. Den Ketchup gibt es als Biovariante, als Premium-Angebot mit sehr hohem Tomatenanteil oder ohne Zucker.
Alle diese Lebensmittel sind in Supermärkten zu normalen Preise gelistet – eben weil ihre Herstellung immer nachhaltiger wird.
Nachhaltige Produkte müssen nicht teurer sein als vergleichbare Waren ohne diesen Anspruch, erklärt Grit Booth, Geschäftsstellenleiterin beim „NAThüringen“, dem Nachhaltigkeitsabkommen im Freistaat zwischen Landesregierung und Wirtschaft. Aktuell kann sich wegen deutlich gestiegener Energiekosten nachhaltiges Wirtschaften – wie Born Senf zeigt – preislich konstant oder sogar positiv auf Produkte auswirken.
Nachhaltigkeitskonzepte beruhen auf drei Säulen: „Ökonomie, Ökologie und Sozialem“, so Grit Booth. Ziel sei es, weniger natürliche Ressourcen zu verbrauchen, als vorhanden seien, um auch kommenden Generationen noch eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. 2004 hatten sich Landesregierung und Wirtschaft auf das Nachhaltigkeitsabkommen für den Freistaat geeinigt. Daran beteiligen sich freiwillig bereits 650 Unternehmen und Handwerksbetriebe.
Alle drei Jahre müssen sie überprüfen lassen, ob die Kriterien noch eingehalten werden. Zumeist betrifft das nachhaltige Produktionsprozesse. Allerdings listet die Landesentwicklungsgesellschaft auch 13 Firmen auf, die nachhaltige Produkte fertigen, zumeist aus Holz, in einigen Fällen aus Hanf und im Bereich Lebensmittel die Born Senf und Feinkost GmbH.
„Nachhaltige Produkte und effiziente Produktionsprozesse können zu enormen Kostensenkungen und damit höherer Wettbewerbsfähigkeit führen“, betont auch Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Thüringen habe bei seinen Förderstrategien einen klaren Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz gesetzt.
Zwischen 2014 und 2020 seien 340 Forschungsvorhaben von Unternehmen und Institutionen mit knapp 93 Millionen Euro unterstützt worden.
Quelle: Thüringer Allgemeine, Kai Mudra, 29.10.2021
Bild: Luftaufnahme BORN Erfurt | © BORN Senf & Feinkost GmbH