Ilm-Kreis/TRIA:

Landrätin Petra Enders besuchte das thüringenweit einmalige vom Bildungswerk Großbreitenbach betriebene Kompetenzzentrum für Berufsorientierung in Arnstadt.

Seit 2008 bietet das Kompetenzzentrum für Berufsorientierung im Ilm-Kreis Kindern und Jugendlichen einen praxisnahen Einblick in vielfältige Berufsfelder. Die vom Bildungswerk Großbreitenbach gGmbH betriebene Einrichtung hatte in den zurückliegenden Jahren der Pandemie einen schweren Stand, war doch Berufsorientierung über längere Zeiträume in Präsenz nicht möglich und war auf Filme und Broschüren zurückgeworfen. Inzwischen können die Aktivitäten des Kompetenzzentrums wieder vor Ort geboten werden. Landrätin Petra Enders nutzte diese Gelegenheit am 5. April 2022 zu einem Besuch, gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung des Ilm-Kreises, vertreten durch Ute Bönisch. 60 Schülerinnen und Schüler der Regelschule „Wilhelm Hey“ Ichterhausen waren an diesem Tag mit ihrem Schulleiter Thomas Umbreit in der Einrichtung zu Gast.

Cornelia Koch, Geschäftsführerin des Bildungswerks Großbreitenbach, stellte das Kompetenzzentrum kurz vor und ging auf dessen aktuelle Situation ein. Diese ist, wie sie erläuterte, dadurch nicht besonders komfortabel, da einerseits weiterhin ein angespannter Personalengpass durch saisonbedingte Krankschreibungen und Quarantäne besteht, andererseits eine Neuausschreibung zur Fortführung der Finanzierung ansteht. Dabei bestehe das Problem, dass seitens des Landes zwar eine Strategie zur Berufsorientierung vorgelegt wurde, die Finanzierung aber nicht stehe. Cornelia Koch: „Zwar sucht man in der Landesregierung nach Lösungen, aber bis jetzt ist nicht klar, ob das Programm 2022/2023 anlaufen kann.“

Verheerend, wenn die Finanzierung nicht zustande kommt

Die Landrätin sagte dazu: „Es wäre das verheerend, wenn die Finanzierung nicht zustande kommt. Hier geht es um den Kampf um die Fachkräfte der Zukunft.“ Das Bildungswerk Großbreitenbach mit dem Kompetenzzentrum Berufsorientierung nannte sie in diesem Zusammenhang einen der bedeutendsten Partner für den Ilm-Kreis. Wenn der Landkreis seine Spitzenposition der Wirtschaftskraft in Thüringen halten und ausbauen will, werden gute Fachkräfte benötigt. In der Einrichtung werde dafür durch praxisnahe Berufsorientierung der Grundstein gelegt. Für diese hervorragend Arbeit dankte sie allen Beschäftigten im Kompetenzzentrum und Bildungswerk Großbreitenbach insgesamt. Sie dankte auch den Schulen im Ilm-Kreis, welche durchweg alle die Angebote annehmen, sodass Schülerinnen und Schüler ab der Klassenstufe sieben die Möglichkeit haben, sich kontinuierlich auf ihre spätere berufliche Tätigkeit vorzubereiten.

Schulleiter Thomas Umbreit, zugleich Vorsitzender des regionalen Arbeitskreises SCHULEWIRTSCHAFT im Ilm-Kreis, bestätigte die herausragende Arbeit im Kompetenzzentrum und die stets sehr gute Organisation. Dabei ging er auf die angemessene Form der Berufsorientierung ein, die hier betrieben werden: „In der 8. Klasse müssen Schüler noch nicht so genau wissen, welchen Beruf sie einmal ergreifen möchten. In der 9. Klasse sollte es aber schon gewisse Vorstellungen darüber geben. Diesen Anforderungen wird hier voll Rechnung getragen.“

Nicht zu bestimmten Berufen lenken, aber motivieren

Projektleiter Hagen Schneider stellte das Vorgehen des Kompetenzzentrums näher vor. Da viele Schülerinnen und Schüler anfangs ohne Vorstellungen zu ihrem künftigen Beruf kommen, wird eine Profilanalyse erstellt, mit deren Hilfe bestimmte Grundfertigkeiten erkannt werden. Daraufhin können bestimmte Berufsfelderkundungen angeboten werden. Neun Berufsfelder werden angeboten: Mechatronik, Metallverarbeitung, Holzverarbeitung, Raumgestaltung, Glastechnik, Gesundheitspflege, Produktionstechnik/3D-Druck, Lagerlogistik und Elektrotechnik/Schaltungsbau. Anfangs neige er erste Berufswunsch bei Jugendlichen sehr oft der Gesundheitspflege zu, doch erfolge später eine Differenzierung. Schneider betonte: „Wir können Schüler nicht zu bestimmten Berufen lenken, aber wir wollen sie motivieren.“ Die Berufsorientierung beginnt in der 7. Klasse mit einer Elternversammlung. Später absolvieren die Schüler eine Woche im Kompetenzzentrum, wo die Berufsfelder vermittelt werden. Betriebspraktika werden in der 9. Klasse geboten.

Cornelia Koch und Hagen Schneider führten die Gäste durch mehrere Kabinette der Einrichtung, in denen Schülerinnen und Schüler unter fachlicher Anleitung bestimmte Aufgaben erfüllen. So wird im Elektrotechnik-Kabinett jeden Tag eine neue Schaltung erarbeitet, die stets etwas anspruchsvoller ist. Im nächsten Raum kam Landrätin Petra Enders gerade dazu, als die Arbeit am Pflegebett ganz praktisch vorgeführt wurde. In der Lagerlogistik konnten die Jugendlichen Ladekapazitäten errechnen, Transportwege bestimmen und andere in der Lagerhaltung wichtige Kriterien kennenlernen. Angesichts dessen, hob die Landrätin Arbeit des Kompetenzzentrums als einzigartige Erfolgsgeschichte hervor.

Foto: Schüler der Regelschule „Wilhelm Hey“ im Elektrotechnik-Kabinett des Kompetenzzentrums für Berufsorientierung (v.l.): Projektleiter Hagen Schneider, Landrätin Petra Enders und Mitarbeiterin Dr. Heike Schulze, die zu lösende Aufgaben erläutert. | © wr

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