Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz und Naturstiftung David:

Lebensraum- und Artenvielfalt im Thüringer Wald für Mensch und Natur erhalten und fördern

Der Mittlere Thüringer Wald gilt als „Hotspot der biologischen Vielfalt“. Der Schutz seiner Bäche, Moore und Bergwiesen ist das Ziel des neuen Naturschutzgroßprojektes im Thüringer Wald. Der offizielle Startschuss dafür war heute mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Bundesumweltministerium, dem Bundesamt für Naturschutz, dem Thüringer Umweltministerium, der Region, des BUND Bundesverbands sowie den Projektverantwortlichen der Naturstiftung David.

Dazu erklärt Umweltstaatssekretär Burkhard Vogel: „Wir verstärken den Schutz für wertvolle Lebensräume, die von Moosen über Fische bis zu Wiesenvögeln einer großen Zahl an Tieren und Pflanzen Heimat geben. Wir wollen diese Lebensräume und ihre Artenvielfalt für Mensch und Natur erhalten und entwickeln. Ein solches Projekt kann nur gemeinsam gelingen. Daher ist es uns besonders wichtig, dass in der Region ein Netzwerk u. a. aus dem Biosphärenreservat, den unteren Naturschutzbehörden, aus Forst und Landwirtschaft sowie Ehrenamtliche das Vorhaben begleitet.“

Das Naturschutzgroßprojekt im Thüringer Wald

Die zahlreichen Bäche, Moore und Bergwiesen im Thüringer Wald sind wertvolle Lebensräume für seltene und geschützte Arten. Menschliche Eingriffe und Nutzungen der Vergangenheit haben diese Ökosysteme jedoch grundlegend verändert. Störstellen, mangelnde Strukturvielfalt und starker Fichtenbewuchs der Uferbereiche gefährden den Artenreichtum der Waldbäche. Die vielen kleinen Moore – meist für den Torfabbau genutzt oder trockengelegt – sind nur noch eingeschränkt funktionsfähig und können ihre Rolle als Kohlendioxid-Speicher nicht mehr erfüllen. Die Zukunft der artenreichen Bergwiesen ist wegen geringer Wirtschaftlichkeit und fehlender Betriebsnachfolge oft nicht gesichert. Doch ohne Nutzung nimmt der Wald diese Flächen ein und seltener Lebensraum geht verloren.

„Unser Ziel ist es, die ökologisch so bedeutsame Lebensraum- und Artenvielfalt im Thüringer Wald langfristig zu erhalten und zu entwickeln. So sichern wir die naturräumliche Vielfalt und schützen besondere Arten. Gleichzeitig stärken wir mit dem Projekt auch Ökosystemleistungen, die für uns Menschen unter den Vorzeichen des Klimawandels von großer Bedeutung sind. Hierfür arbeiten wir eng mit einem großen Netzwerk erfahrener Partnerinnen und Partner auf lokaler und auf Bundesebene zusammen“, erläutert Martin Schmidt (Bereichsleiter Natur- und Klimaschutz der Naturstiftung David).

Naturschutzgroßprojekte unterstützen bundesweit die Entwicklung von Naturräumen und Landschaften von nationaler und internationaler Bedeutung. Bis voraussichtlich 2035 wird die Naturstiftung David als Projektträgerin im Thüringer Wald in einem Gewässernetz aus fast 550 Kilometern naturferne Gewässerabschnitte renaturieren, den Strukturreichtum erhöhen, Überflutungsbereiche schaffen und den Waldumbau entlang der Ufer fördern. Rund 75 Moore sollen revitalisiert werden, indem u. a. Entwässerungen von Moorkörpern zurückgenommen werden. Für etwa 1.500 Hektar Bergwiesen werden Nutzungskonzepte entwickelt, um Anreize für ihren dauerhaften Erhalt zu schaffen. Das ca. 6.500 Hektar große Projektgebiet liegt nahezu vollständig im UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald. Es erstreckt sich beiderseits des Rennsteigs in den Landkreisen Ilm-Kreis, Hildburghausen und Schmalkalden-Meinigen sowie der kreisfreien Stadt Suhl.

Mit den Maßnahmen werden die Lebensbedingungen für seltene Arten, wie Feuersalamander, Wollgras und Trollblume, verbessert. Gleichzeitig werden damit wichtige Ökosystemleistungen gefördert, die nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Klimawandels bedeutsam für uns Menschen sind: Intakte Fließgewässer, Moore und Wiesen speichern Wasser, binden Kohlendioxid, regulieren den Nährstoffhaushalt und kühlen die Umgebung. Sie dienen auch dem Hochwasserschutz, indem sie das Wasser länger im Gebiet halten.

Offizieller Auftakt am Bahnhof Rennsteig

Nach Begrüßungen durch Dr. Michael Zschiesche (Präsident der Naturstiftung David), Petra Enders (Landrätin des Ilm-Kreises) und Jan Turczynski (Bürgermeister der Stadt Suhl) folgten Redebeiträge von Dr. Bettina Hoffmann (Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesumweltministeriums), Dr. Burkhard Vogel (Staatssekretär des Thüringer Umweltministeriums) sowie Olaf Bandt (Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland). Anschließend gaben Projektleiterin Britta Trostorff und Martin Schmidt den rund vierzig Teilnehmenden einen Ausblick auf das Projekt sowie nähere Erläuterungen zu den Hintergründen im Rahmen einer Begehung zu ausgewählten Moor- und Wiesenstandorten. Musikalisch begleitet wurde das Programm von Klaus Seyfarth, einem der letzten Hirten-Schalmei-Spieler des Thüringer Waldes.

Zeitraum und Finanzierung des Projektes

Das Projekt ist in zwei Phasen unterteilt: In Projekt I (bis 2024) wird ein ausführlicher Pflege- und Entwicklungsplan erstellt. Er enthält die naturschutzfachlichen Ziele und die flächenkonkreten Maßnahmen für die Entwicklung der Bäche, Moore und Bergwiesen. Nach Abstimmung der Planinhalte mit den Landnutzerinnen und -nutzern sowie regionalen Beteiligten könnten diese Maßnahmen in einem zweiten Projekt (2025 bis vorauss. 2035) umgesetzt werden.

Projekt I des Naturschutzgroßprojektes hat ein Gesamtvolumen von rund 1,8 Mio. Euro. Das Bundesamt für Naturschutz (https://www.bfn.de/) fördert dies im Programm „chance.natur“ mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (https://www.bmuv.de/) mit einem Anteil von 75 Prozent, das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (https://umwelt.thueringen.de/) mit 15 Prozent. Den erforderlichen Eigenanteil in Höhe von zehn Prozent bringt die Naturstiftung David mit Unterstützung des BUND Bundesverbandes, der Heinz Sielmann Stiftung und der Regina Bauer Stiftung in das Projekt ein.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter: www.ngp-thueringerwald.de

Bild: Luftbild UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald | © Christopher Schmid

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