TU Ilmenau/TRIA:
18 offizielle Partnerschaften und Kooperationen unterhält die Technische Universität Ilmenau zu Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen in der Russischen Föderation. Einige hatten über Jahrzehnte Bestand, so seit 55 Jahren die Partnerschaft mit der Nationalen Forschungsuniversität Moskauer Energetisches Institut (NFU MEI), der renommiertesten technischen Universität Russlands. Eines der umfangreichsten und aufwendigsten Projekte war die Gründung des German-Russian Institute of Advanced Technologies (GRIAT) durch ein deutsches Hochschulkonsortium unter Federführung der TU Ilmenau gemeinsamen mit der Kazan National Research Technical University named after A.N. Tupolev. Dort konnten Studenten deutsch-russische ingenieurwissenschaftliche Doppelabschlüsse erwerben. Weitere Doppelabschlüsse waren in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Universität St. Petersburg, der Sankt Petersburger Elektrotechnische Universität (ETU) und der NFU MEI zu erwerben.
Alle diese Partnerschaften und Kooperationen in Lehre und Forschung wurden wegen des Einmarschs russischer Truppen in die Ukraine ausgesetzt. Professor Kai-Uwe Sattler, Präsident der TU Ilmenau, hat das Entsetzen und die Trauer des Universitätspräsidiums zum Ausdruck gebracht: „Wir verurteilen ausdrücklich die Aggressionen Russlands gegen die Ukraine. Wir fühlen uns gleichzeitig verpflichtet, genau angesichts dieser schrecklichen Situation vehement für eine grenzüberschreitende Gemeinschaft von Lehrenden, Forschenden und Studierenden in aller Welt einzutreten und dem Willen zu Frieden, Freiheit und Demokratie ein Gesicht zu verleihen.“ Er drückte stellvertretend für alle Universitätsangehörigen allen Betroffenen sein tiefes Mitgefühl aus. Zum konkreten Vorgehen der TU Ilmenau gab die Leiterin des International Office der TU Ilmenau, Sophia Siegfried, gegenüber Tria-Online Auskunft:
Tria-Online: Die TU Ilmenau pflegt zum Teil sehr langjährige Partnerschaften zum Beispiel mit der NFU Moskauer Energetisches Institut (MEI). Mit der Kasaner Nationalen Technischen Forschungsuniversität „A.N. Tupolev“ wurde eines der erfolgreichsten deutschen Kooperationsprojekte mit Russland, die Gründung des German-Russian Institute of Advanced Technologies (GRIAT) umgesetzt. Wie geht es jetzt damit und mit vielen anderen Kooperationen weiter?
Sophia Siegfried: Unsere Partnerschaften mit russischen Universitäten sind momentan zwar generell ausgesetzt. Sie sind aber nicht aufgekündigt! Ausgesetzt sind die institutionellen Partnerschaften. Persönliche Formen der Zusammenarbeit unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bleiben ungeachtet dessen weiter bestehen.
Tria Online: Nun sind davon auch nicht wenige Studentinnen und Studenten betroffen, die sich in einen entsprechenden Studiengang, beispielsweise am GRIAT, eingeschrieben haben, um einen Doppelabschluss zu erlangen. Wie wird damit umgegangen?
Sophia Siegfried: Doppelabschlüsse, wie sie zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit der Staatlichen Universität St. Petersburg, der Nationalen Forschungsuniversität „Moskauer Energetisches Institut“, der Sankt Petersburger Elektrotechnischen Universität sowie der Kazan National Research Technical University named after A.N. Tupolev bestehen, mit der die TU Ilmenau das GRIAT betreibt, können aktuell nicht vergeben werden und sind ebenfalls ausgesetzt. Russische Studierende, die sich momentan in Ilmenau befinden und einen Doppelabschluss anstreben, können unkompliziert in den Ilmenauer Studiengang wechseln und einen Abschluss der TU Ilmenau erhalten. Doppelabschlussstudierende, die zum Wintersemester 2021/22 ihr Studium in Russland begonnen haben, können jedoch nach aktueller Lage keinen Doppelabschluss erlangen.
Tria Online: Gibt es an der TU Ilmenau Festlegungen, in welchen zeitlichen Rahmen diese Maßnahmen einzuordnen sind? Und sehen Sie eine Perspektive, die Partnerschaften mit russischen Universitäten zu einem späteren Zeitpunkt wieder vollständig aufnehmen zu können?
Sophia Siegfried: Wir gehen davon aus, dass das Aussetzen von Kooperationen zunächst für das Sommersemester 2022 und Wintersemester 2022/23 gilt. Natürlich hoffen wir, dass wir die Kooperationen zu russischen Partneruniversitäten, die oftmals bereits viele Jahrzehnte bestehen, wieder aufnehmen können, wenn sich die politische Lage ändert.
Bild: Seit 55 Jahren besteht die Partnerschaft der TU Ilmenau mit der Nationalen Forschungsuniversität „Moskauer Energetisches Institut“ (NFU MEI) in der Krasnokazarmennaya Uliza in Moskau. Nun musste die Partnerschaft ausgesetzt werden. | © MEI