Thüringer Allgemeine:

Firma Hohe Tanne in Großbreitenbach lässt sich viel einfallen, um Rohstoffe zu sparen

Wenn sich jemand im Moment wegen unentwegt steigender Gaspreise keine Gedanken machen muss, dann ist es die Geschäftsführung der Hohe Tanne GmbH in Großbreitenbach (Ilm-Kreis). Das erst fünf Jahre alte Unternehmen verfügt in seinem Neubau auf dem früheren Gelände des VEB Glaswerke zwar auch über eine Gas-Therme. Doch angeworfen wurde diese bisher noch nie. Sowohl die Fertigungshalle als auch das Bürogebäude können nämlich zuverlässig mit Erdwärme beheizt werden – selbst bei bis zu minus 20 Grad Celsius.

„Dazu haben wir fünf Bohrungen in bis zu 99,9 Metern Tiefe eingebracht“, sagt Prokurist Daniel Fuchs. Der Stromverbrauch der Pumpe, die das warme Wasser nach oben befördert, sei derart gering, dass sich die gesamte Anlage innerhalb weniger Jahre amortisiere.

Genutzt wird zudem die Abwärme aller Maschinen, welche in der kalten Jahreszeit zum Heizen in die Werkhalle und im Sommer aus ihr heraus geleitet wird. Einen Beitrag zum Umweltschutz leistet darüber hinaus die stromsparende LED-Beleuchtung im gesamten Objekt.

Für ein besonderes Raumklima sorgt der für einen Industriebetrieb ungewöhnliche Holzbau. Entstanden nach einem eigenem Entwurf und detailliert geplant vom Weimarer Architekten Michael Brehme, besteht er nicht nur aus einem langlebigen Rohstoff, der bereits große Mengen CO2 gebunden hat. „Er fügt sich auch gut in den Fichtenwald hier auf der Hohen Tanne ein und wird von der Belegschaft als sehr angenehm empfunden. Ein Ort also, an dem man sehr gerne arbeitet“, versichert Daniel Fuchs. Etwa ein Jahr habe die Errichtung des 3600 Quadratmeter messenden Gebäudes gedauert, das deutlich kürzer trocknen musste als etwa ein Bau aus Beton und Stahl. 2019 konnte es in Betrieb genommen werden und die Produktion starten.

„Inzwischen sind wir aus der Anlaufphase heraus und befinden uns auf einem guten Weg.“ Denn ums Ressourcen sparen dreht sich auch das Kerngeschäft des jetzt mit dem Thüringer Energieeffizienzpreis ausgezeichneten Unternehmens. Prokurist Daniel Fuchs: „Wir stellen beispielsweise innovative Apparaturen zur Reinigung von Tanks und Behältern für die Molkerei-, Pharma- und Chemieindustrie her, die an jede beliebige Reinigungsaufgabe angepasst werden können, so dass sich Reinigungszeiten um bis zu 60 Prozent verkürzen lassen.“ Zugleich werde weniger Wasser benötigt. Das schone nicht nur die Umwelt, es sei auch für die Industrie interessant. „Schließlich verdient man während der Reinigungsarbeiten kein Geld.“

Die Hohe Tanne GmbH schneidet solche Systeme exakt auf die Wünsche der Kunden zu. Die sind indes nicht nur in der Bundesrepublik, sondern beispielsweise auch in Österreich zu Hause – und jedes Mal angetan, wenn sie bei einem Firmenbesuch sehen, dass hier ein Betrieb in puncto Energieeffizienz sozusagen das Gesamtpaket liefert.

Das Unternehmen, das im Firmenlogo ein Zahnrad mit einem Tannenzapfen führt, also Technik und Natur verknüpft, will personell und räumlich weiter expandieren.

 

Die Preisträger des Thüringer Energieeffizienzpreises 2021 auf einen Blick

Kategorie „Energieeffizienz in Unternehmen “ In dieser Kategorie wurden innovative Projektideen, umgesetzte Maßnahmen oder Produkte prämiert, die zu einer Effizienzsteigerung führen sowie Energie, Ressourcen und CO-Emissionen sparen.

1. Platz und 8000 Euro Preisgeld: Hohe Tanne GmbH aus Großbreitenbach für den Bau eines klimaneutralen Firmengebäudes in Holzbauweise

2. Platz und 5000 Euro Preisgeld: Grabenmühle Kellner aus Schimberg im Landkreis Eichsfeld für die energetische Ertüchtigung einer Getreidemühle

Sonderpreis und 2000 Euro Preisgeld: Robert-Bosch-Fahrzeugelektrik Eisenach GmbH für die Schaffung eines CO2 -neutralen Firmenstandortes

Kategorie „Klimaschutz in Kommunen “ In dieser Kategorie werden Konzepte oder Maßnahmen prämiert, die zum Schutz des Klimas beitragen oder zu Verhaltensänderungen motivieren.

1. Platz und 8000 Euro Preisgeld: die Stadt Greiz für die innovative Nutzung von Gewässerwärme, mit der in der Stadt eine Wohnanlage für Senioren beheizt wird

2. Platz und 5000 Euro Preisgeld: der Landkreis Saale-Holzland für die Entwicklung und Umsetzung eines nachhaltigen Energiemanagements

Sonderpreis und 2000 Euro Preisgeld: die Stadt Weimar für die Grüne Hausnummer und ihr Engagement für nachhaltiges Bauen und Sanieren

Quelle: Thüringer Allgemeine, Sibylle Göbel, 24.11.2021

Bild: Für den Bau eines klimaneutralen Firmengebäudes in Holzbauweise hat die Hohe Tanne GmbH in Großbreitenbach (Ilm-Kreis) mit Prokurist Daniel Fuchs (links) den Energieeffizienzpreis 2021 in der Kategorie Unternehmen gewonnen. | © Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur GmbH

 

Statement der Landrätin Petra Enders zum Thüringer Effizienzpreis für die Firma Hohe Tanne in Großbreitenbach

Der Firmenneubau der „Hohe Tanne GmbH“ in Großbreitenbach wird nicht nur modernsten Anforderungen an Energieeffizienz und die Reduktion von CO2 gerecht. Er ist quasi ein Flaggschiff für klimaneutrales Bauen und hat Vorbildfunktion hinsichtlich der Entwicklung und Umsetzung einer gesunden Arbeitsumgebung.

Energieeffizienz, die Nutzung erneuerbarer Energien und nachhaltiges Bauen unter Verwendung klimaschonender Rohstoffe werden immer wichtiger und stehen auch im Klimaschutzmanagement im Ilm-Kreis im Fokus.

Beim Richtfest des Firmengebäudes konnte ich mich selbst von den nachhaltigen und innovativen Projektideen von Jens Voigt und seinen Mitarbeitern überzeugen. Die „Hohe Tanne GmbH“ ist für mich der perfekte Kandidat für den Thüringer Energieeffizienzpreis. Deshalb hat es mich besonders gefreut, dass sich die Firma beworben hat und in der Kategorie Unternehmen ausgezeichnet wurde.

Man spürt die Verbundenheit des Bauherrn mit der Region, mit seiner Heimat. Natürliche Bausteine wie Holz und Natursteine prägen den Bau, der die Grundstruktur des anschließenden Thüringer Waldes aufnimmt. So fügt sich das Bauwerk in 100-prozentiger Holzbauweise geschmeidig in das natürliche Umfeld von Wald und Wiese ein.

Als ehemalige Bürgermeisterin von Großbreitenbach freut es mich besonders, dass wir uns damals entschieden haben, diesen Altstandort zu sanieren. Heute steht dort ein perfekter Industrie- und Gewerbestandort mit guter Verkehrs- und sogar Fahrradanbindung.

Herzlichen Glückwünsch! Der Preis ist verdient. Es war uns eine Freude, das Projekt im Ilm-Kreis zu unterstützen.

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