Regionalmanagement Thüringer Bogen:

„Ich habe schon damit gerechnet, dass ein paar wanderfreudige Menschen mehr kommen, doch so viele habe ich mir nicht vorgestellt.“ Der das sagt, ist Dieter Hellmann, hauptamtlicher Wanderwegewart in Bad Tabarz.

Gemeinsam mit Vorgängerin Dagmar Ernst, die allerdings im Ehrenamt aktiv war, hat er sich die Gipfel- und Aussichtstour ausgedacht. Beide haben den Bergpfad zertifizieren lassen und ihn schließlich für den Wettbewerb um den schönsten Wanderweg Deutschland im Jahr 2022 ins Rennen geführt. „Das war eine Schnapsidee“, gibt Hellmann zu. Doch schon bald erwies sich, dass allein die Anmeldung sich auszahlt. „Dass wir mitmachten, sorgte für Anfragen von Fernsehen und Radio, unterschiedlichste Zeitungen brachten Veröffentlichungen.“

Über 160 Wanderwege wollten den Titel. Eine Jury besorgte eine Vorauswahl. 15 Routen blieben dabei übrig. Die Bad Tabarzer fanden sich auf der Nominierungsliste dem letzten, dem 15. Rang wieder. „Das fand ich schon große Klasse! Die Gipfel- und Aussichtstour gehörte plötzlich zu den 15 schönsten Wanderwegen Deutschlands. Doch damit wollte sich Dagmar nicht zufriedengeben. Sie sagte, Ärmel hochkrempeln und um Platz eins kämpfen“, erinnert sich der Waldwegewart. Das taten die Verantwortlichen dann auch. Hellmann fertigte Schilder mit einem CR-Code an, die er im Wald an den Zwieseln anbrachte. Wer wollte, konnte also vor Ort gleich für den Weg voten. Kuramtschef Marcel Wedow nutzte einen Vortrag von Heike Drechsler, um die Olympiasiegerin tags darauf zur Gipfel- und Aussichtstour einzuladen. Dabei konnte er sie überzeugen, die Schirmherrschaft über das Projekt zu übernehmen. Neben der Online-Abstimmung nutzten die Bad Tabarzer verstärkt die Möglichkeit, analoge Teilnahmekarten mit dem Kreuz für ihren Wanderweg versehen zu lassen.

„Es ist erstaunlich, welche Resonanz die Auszeichnung hervorgerufen hat“, sagt der Kuramtsleiter. „Besonders am Vormittag drängen sich Gäste vor der Touristinformation und wollen wissen, wo sie die Tour starten können. Unser Erlebnisführer, in dem der Weg beschrieben ist, geht weg wie warme Semmeln.“ Gezählt habe er die Wanderer nicht, doch eine Hochrechnung ergab, dass an jedem Wochenendtag bis zu 300 Wanderer zwischen Zimmerberg und Aschenbergstein unterwegs sind, sagt Dieter Hellmann. Das hinterlässt Spuren. „Es gibt auf den Wegen Verschleißerscheinungen, die ich ausbessern musste.“ Dass die vielen Tritte den Graswuchs verhinderten, sieht er als Vorteil. Mähen habe er in diesem Jahr auf der Strecke nicht müssen. „Dafür haben die hölzernen Treppenstufen am Roten Turm und am Hirschstein gelitten, so dass sie wieder befestigt werden mussten. Auch so manches Geländer brauchte eine Reparatur.“

So wie Manuel Andrack, Deutschlands Wanderpapst, der nach der Gipfel- und Aussichtstour sie als abwechslungsreich mit ursprünglicher Natur lobte, sind alle Wanderer, die Hellmann bei Begegnungen befragte, voll des Lobes über den super angelegten Weg. Und doch gibt es einen Wermutstropfen, der in der Touristinformation mehrfach schon angesprochen wurde: Auf der Tour fehlt es an einem Verpflegungsstand. „Und die Gäste aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, aus Hessen und Nordrhein-Westfalen wünschen sich eine Thüringer Bratwurst.“  Das muss bis zum Beginn der neuen Wandersaison erledigt sein, verspricht Wedow. Die Verantwortlichen können sich einen Imbiss mit Bratwurst am Fünfarmigen Wegweiser, an der Massemühle oder auch im Ort vorstellen.

Für Wedow und Hellmann ist die Auszeichnung Ergebnis gemeinsamer Arbeit zahlreicher Akteure. Der Waldbesitzer, die Stiftung der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha’schen Familie, hat dem Wanderwegewart beim Ausbau der Tour freie Hand gelassen und Prinz Andreas war bei der Preisverleihung vor Ort. Der Kuramtsleiter sieht einen Garant für den Erfolg auch in der Tatsache, dass die Gemeinde sich für einen hauptamtlichen Wegewart entschieden hat. Bei der Fülle der Aufgaben sei das gar nicht mehr anders möglich gewesen.

Langsam lässt der Hype, bedingt durch das Wetter, nach. Sobald es wieder einladend für Wanderer ist, rechnen Wanderwegewart und Kuramtsleiter wieder mit einem Run auf die Gipfel- und Aussichtstour. „Wir wurden schon gefragt, ob wir nicht eine neue Tour ins Rennen um Deutschlands schönsten Wanderweg schicken wollen“, erzählt Dieter Hellmann. „Das machen wir, denn der Weg steht schon fest. Nur werden wir ihn vorab nicht verraten!“ Bei einem Wanderwegenetz von mehr als 150 Kilometer Länge durfte Dieter Hellmann und seinen Mistreitern schon wieder eine spektakuläre Tour gelingen.

Bild: Dieter Hellmann hat die Möglichkeit, mit einem Laserbeschrifter die Hinweisschilder für die einzelnen Wanderwege selbst herzustellen. | © Klaus-Dieter Simmen

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